Einsam im Hochwasser (06.2003)

Das war nach der Schule. Zuhause war keiner und ich (9) hatte die Schlüssel vergessen. Zu meiner Oma wollte ich nicht und auch nirgends woanders hin, also bin ich Spazieren gegangen und kam zu den Wiesen und Feldern. Es hatte viel geregnet an den Tagen zuvor und die Felder waren überschwemmt. An dem Tag sollte es auch regnen und so hatte ich morgens meine Regenjacke mit eingepackt. Ich setzte mich auf eine Bank am Wegesrand und sah auf die Felder und Wiesen. Da entdeckte ich eine Bank im Wasser, es schaute nur das obere Brett raus. Ich sah mich um und ging ein paar Meter weiter. Dann fing es an zu Mieseln, also ganz leicht an zu regnen und ich zog meine Werder Bremen Regenjacke an. Dann bin ich vom Weg rechts ab und mit meinen Turnschuhen, Stoffhose, Bluse mit kurzen Ärmeln und Regenjacke ins Wasser auf die Wiese bis zur Bank. Ich stand bis zum Schritt im Wasser. Es hatte wieder auf gehört zu regnen. Die Bank war etwas wackelig. Wer oder wie die Bank dahin kam wusste ich nicht. Ich setzte mein Schulranzen ab und stellte ihn auf die Rückenlehne der Bank und holte ein Buch raus, dann setzte ich ihn wieder auf und setzte mich langsam auf die Bank. Ein Brett hat  gefehlt, aber ich konnte sitzen. Wie weit mein Schulranzen im Wasser war, war mir egal. Ziemlich weit nahm ich an. Ich jedenfalls saß bis zur Brust im Wasser, meine Ellenbogen unter Wasser und las mein Buch.

Irgendwann legte jemand seine Hände auf meine Brille und ich erschreckte mich so sehr, dass das Buch unter Wasser fiel. Es war meine Freundin Melanie (9). Sie stand mit Rock, Shirt und einer roten Adidas Regenjacke hinter mir und grinste mich an. Erst setzte sie sich neben mir und redete kurz mit mir und dann spielten wir im Wasser kriegen. Mein Schulranzen hatte ich die ganze Zeit aufgelassen. Zum Schluss legten wir beide uns ins flache Wasser auf den Bauch und dann hörte ich meine Mutter rufen. Ich sah mich um und sah sie am Wegesrand stehen. Sie winkte mich zu sich. Als wir bei ihr waren, schickte sie uns sofort nach Hause, gab mir die Schlüssel und sagte noch das wir zuhause reden müssen. Und dann ging sie weg. Wir liefen zu mir nach Hause und zogen uns trockene Sachen von mir an und ich sah in mein Schulranzen. Meine Schulsachen sind nur ein kleines bisschen unten nass geworden, nur mein Brot in der vorderen Tasche war durchnässt. Ich hätte mehr gedacht, immerhin war ich doch einige Zeit damit im Wasser. Melanie ist noch geblieben. Das Buch lag noch irgendwo im Wasser, war eh nur ein Comic.

Mama ist zum Einkaufen gewesen. Geredet hatten wir danach auch, ja, aber nicht darüber das ich auf der Bank im Wasser saß, sondern über die Schule und das Rauchen. Ich hab mich in der Schule dabei erwischen lassen.

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