Mit Kimberly im See

 (26.07.2003)

aus meinem Tagebuch und Erinnerungen
Da die anderen keine Lust hatten und lieber in ihren Zelten blieben, bin ich alleine mit dem Fahrrad durch die Straßen gezogen. An einer Ecke hörte ich Kimberly (10). Hörte sich so an wie sie. Als ich näher kam sah ich sie auch. Sie stand da mit ein paar anderen Ausländern und unterhielt sich mit denen. Ich fuhr vorbei und dann sah sie mich auch und lief zu mir. "Hi Natalie!" sagte sie und wollte wissen wo ich hin will. Als ich ihr sagte das ich es nicht weiß, lud sie mich zu sich nach Hause ein. "Mein Eltern bestimmt nichts gegen!" sagte sie noch und dann fuhr ich neben ihr her. Die anderen mit denen sie sich unterhielt waren nicht mehr da.

Sie zeigte mir ihr Zimmer bei sich und was sie alles hat. Das meiste waren Erinnerungen. Sie hörte gar nicht mehr auf zu erzählen. Ich setzte mich irgendwann auf ihr Bett und holte meine Zigaretten raus. "Oh, hier nicht!" sagte sie gleich und nahm mir die Schachtel aus der Hand. "Hey, das sind meine!" sagte ich und wollte meine Zigaretten wieder haben. Sie gab sie mir aber nicht, sondern warf sie in den Mülleimer. Das fand ich ja überhaupt nicht gut und meckerte sie an. "Nein, nicht meckern!" sagte sie und versteckte sich hinter ihren Armen. "Will dir doch nichts tun!" sagte ich ihr da. "Nein, nicht meckern!" kam wieder von ihr und sie fing an zu weinen. Ich nahm sie dann in den Arm und beruhigte sie. Sie hatte Angst gehabt und dachte ich will ihr was schlimmes antun. Wollte ich ja nicht. Ich redete dann mit ihr und alles war wieder gut.

Wir unterhielten uns dann noch eine Weile und dann wollte ich wissen ob sie wirklich gern mit Schulranzen ins Wasser geht, so wie sie es mir neulich mal gesagt hatte. "Ja! Du sehen?" Ich zuckte kurz mit den Augenbrauen und sagte dann ja. "Aber lieber nicht hier!" sagte sie dann und ich machte den Vorschlag das wir zum See gehen könnten. "Ja, so machen!" sagte sie und dann packte sie ihre Schulsachen aus ihrem Scout Schulrucksack und packte Badesachen bzw. saubere Sachen und Handtücher und so rein. Wir verschwanden dann zu mir und ich holte auch schnell mein Schulranzen und ab zum See.

Unterwegs fing es an zu regnen und sie hielt an. "Wir werden doch eh gleich nass im See!" sagte ich zu ihr und wir fuhren weiter. Sie strahlte richtig. Am See angekommen lief sie sofort ins Wasser. Mit Schuhe, Kleid und ihrem Schulranzen. Ich hinterher. "Da sind doch deine trockenen Sachen drin, oder nicht?" fragte ich sie. "Egal!" sagte sie und ging weiter rein und schwamm. Ich hatte auch einiges im Schulranzen, aber wenn sie damit so ins Wasser geht.... Sie nahm irgendwo den Ranzen ab und nahm ihn als Schwimmhilfe. Das machte ich mit meinem dann auch. Mit den Händen auf unseren Schulranzen schwammen wir immer hin und her. Es waren nur ein paar Leute da gewesen. Wohl auch weil es die ganze Zeit geregnet hat.

"My Kids erlauben das auch hier!" oder so ähnlich sagte sie auf einmal. Ich verstand es nicht richtig und fragte auch nicht nach. "Du auch?" fragte sie mich dann. Ich überlegte kurz und sagte: "Du meinst, du erlaubst dein Kindern das auch? Also, ähm, ...." "Yes, sie dürfen auch mit Schulranzen schwimmen!" grinste sie mich an. "Mein Kinder erlaub ich das später auch! Macht voll Spaß mit Schulranzen im Wasser zu sein!" "Yes!" sagte sie da nochmal und setzte ihren wieder auf und schwamm weg. Ich setzte meinen auch wieder auf und schwamm hinter ihr her.

Am Strand ruhten wir uns kurz aus und fuhren wieder nach Hause. Da wir auch mit unseren frischen Sachen, Handtüchern und so im Schulranzen im Wasser waren, mussten wir wohl oder übel mit den nassen Sachen aufs Fahrrad. Sie lachte und redete vor sich hin. Ich verstand kein Wort. Unterwegs sind wir noch zu McDonalds rein und haben was gegessen. Sie hörte gar nicht mehr auf davon zu erzählen, was wir gerade gemacht haben und lachte immer. Die Leute guckten schon, aber das schien ihr egal zu sein.

Auf dem Weg nach Hause trennten wir uns und fuhren weiter. Bei mir angekommen, stand Melanie an der Tür, ein Bein über das andere. "Wo warst du gewesen?" fragte sie mich. "Bist du meine Mutter?" "Schon vergessen das wir jetzt zusammen sind? Du bist mit Kimberly weg!" "Wenn du es denn schon weißt, warum fragst du mich denn!" erwiderte ich. Ich stellte mein Fahrrad weg und sie kam mir hinterher. "Hast du was mit ihr?" fragte sie neugierig. "Und wenn schon!" sagte ich und nahm mein tropfenden Schulranzen vom Gepäckträger. Sie umarmte mich von hinten und fragte ob ich mit Schulranzen wieder schwimmen war. "Ja, mach ich doch immer!" lachte ich. Dann küssten wir uns und alles war wieder gut.

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