Kleine Verwechslung (12.11.2019)

Nachdem Frühstück verschönerte ich mich und sah nach Claudia (25). Sie lag noch immer im Bett und schlief. Ich räumte das dreckige Geschirr vom Tisch und machte mich an die Wäsche. Erst sortieren dann ab in die Maschine. Ich nahm dann die trockene Wäsche aus dem Trockner und packte sie in den Korb. Wollt gerade aufstehen da stand Claudia in der Tür. "Hab deine nassen Sachen grad in die Maschine getan, Sophie!" "Sophie?" fragte sie. Ich guckte zu ihr und dann sah ich das sie Sophies Sportanzug anhatte und ihre feuchte Beinprothese vor sich auf dem Boden gestellt, in der Hand hielt. In der anderen Hand hielt sie Sophies Gehstützen. Ich lachte da laut und sagte: "Sorry Claudia, so steht Sophie auch manchmal in der Tür. Was bist du auch so klein?" Sie ist nur 1,42 Meter. Sie musste dann aber selber lachen und sagte: "Kann ich nichts für!" Ich nahm ihr dann die Prothese ab und stellte sie in den Heizungsraum zum trocknen. Danach gingen wir beide in die Sitzecke. Kaum saßen wir da klingelte es oben.

Schnell rauf zur Tür und aufgemacht. "Nanu? Was jetzt?" fragte ich Sophie (9), die vor der Tür stand. "Unterricht ist ausgefallen. Dafür sollen wir morgen länger machen!" sagte sie. Weil es erst kurz nach halb elf war, rief ich sofort in der Schule an. Es stimmte, was sie mir da sagte, aber komisch fand ich das Lukas (9), der mit ihr in einer Klasse ist, nicht kam. Der Direktor sagte mir dann am Telefon, das Lukas in der Theatergruppe ist und noch bleiben muss. Da klingelte es bei mir im Kopf. Natürlich, Theater, wie konnte ich das vergessen? Sophie ging in ihr Zimmer. Etwas später rief ich sie und sie kam mit einer Zigarette im Mund raus. "Kannst du kurz auf die kleinen aufpassen?" "Ich rauche grad!" "Sehe ich, rauch auf und komm runter!" "Okay!"

Ich ging dann wieder nach unten zu Claudia und rauchte mit ihr eine und wir unterhielten uns wieder lange. Etwa eine Stunde später kam Sophie runter und fragte wie warm die Fläschchen sein sollen. Ich sagte es ihr und dann guckte sie Claudia an und sagte: "Steht dir! Willst behalten?" Ich grinste und Claudia sagte: "Gern! Schenkst den mir?" "Ganz bestimmt nicht! Gib mir den bloß heile wieder!" sagte Sophie darauf und verschwand lachend. Naja, lustig war das schon, weil auf dem Sportanzug steht: Bibi und Tina. Als Sophie oben die Tür schloss, fragte mich Claudia ob ich ein paar Haargummis oder so hab. Sie wollte sich so schöne Zöpfe wie Sophie machen und mit Schulranzen in den Pool hüpfen. Ich musste da richtig laut lachen und ging wirklich auf die Suche nach Haargummis. Ich fand auch welche und auch ein Haar Reif. Sie machte sich die Sachen ins Haar und ich holte ihren Schulranzen.

Claudia setzte ihn dann auf und hüpfte dann so in den Pool und schwamm oder versuchte es zumindest. Weil ohne Prothese sah es doch ziemlich komisch aus. Ich hatte auch einen Sportanzug an und meine Turnschuhe dazu und sprang zu ihr. Wir umarmten uns und küssten uns dann fleißig. Und wieder mit Zahnspange, die wir beide drin hatten. Wenn ich nicht gewusst hätte das Claudia Fünfundzwanzig ist, so wie ich, hätte ich gedacht ich küsse wirklich ein kleines Mädchen. Sie fand es lustig. "Sag jetzt aber bitte nicht Vanessa zu mir oder Sophie!" sagte sie da noch. "Hm!" sagte ich. "Wie darf ich dich denn nennen?" "Sag von mir aus Yvonne zu mir, aber nicht die beiden!" "Oki!" sagte ich. "Jedesmal wenn du sowas machst, nenn ich dich Yvonne!" Damit war sie auch einverstanden, weil so heißt sie auch mit zweiten Namen.

Damals fand ich das total schräg und komisch, das sie Claudia Yvonne heißt, als ich sie mit 15 immer küsste. Weil meine Mama heißt Claudia, Chantal heiß mit zweiten Namen so und meine andere Schwester heißt Yvonne. Als wir uns mit 22 dann küssten, war es mir egal und jetzt hab ich mich daran gewöhnt. Es sind ja nur Namen, sag ich mir da immer. Da waren wir zuletzt auch für vier Monate zusammen. Danach verschwand sie in ein anders Stadtteil und wir sahen uns immer weniger. Weil ich auch soviel mit meinen Kindern zu tun hatte, sahen wir dann gar nicht mehr.

Wieder eine Stunde später kam Sophie wieder runter. Mit ihren dicken Stiefeln, Thermohose, Rollkragenpulli und mit ihrer blaubunten warmen Jacke. Ihren roten Schulranzen hatte sie auch wieder auf und hielt eine Zigarette in der Hand. "Wo willst du denn hin?" fragte ich sie. "Zur Schule, Theater!" "Ach stimmt ja, du bist in der anderen Theatergruppe!" "Ja, wollte nur sagen das die beiden in ihren Betten liegen!" "Ah, okay! Ja, danke!" Sophie drehte sich um und ich sagte: "Ach Sophie? Du willst doch wohl nicht draußen weiter rauchen?" Sie blieb kurz stehen und drehte sich dann zu uns um. "Öhm, ja!" "Nee mein Fräulein, die rauchst du hier jetzt schön auf und packst deine Zigaretten aus!" Mit einer finsteren Miene, weil ich sie erwischt habe, setzte sie sich dann an den Tisch und rauchte auf und legte ihre Schachtel auf den Tisch. "Das sollst du doch nicht immer!" "Ja, Mama!" sagte sie und schielte dabei.

Als sie fertig war und zur Schule verschwand, fragte mich Claudia: "Du lässt sie rauchen? Sie ist doch erst neun, oder?" Ich erzählte ihr dann wer sie ist und was sie hinter sich hat und so. "Sie hatte als sie zu uns kam, eine Fünfundzwanziger Schachtel am Tag geraucht. Das war eindeutig zu viel.  Jetzt sind es "nur" noch Acht bis Zehn am Tag. Sie soll auch mit ende sechs schon angefangen haben. Das kann man ihr jetzt nicht mehr abgewöhnen!" sagte ich ihr dazu noch. "Lässt du deine eigenen Kinder etwa auch rauchen, wenn sie das wollen?" "Ja, bis jetzt will es zum Glück keiner!" "Okay! Du bist ja krass!" "Ach komm, wir beide haben auch schon mit Acht geraucht!" "Ja schon, aber trotzdem!" "Und wieso sagt sie Mama zu dir?" "Weil ich sie Adoptiert habe, sie hat auch mein Nachnamen bekommen!" Wir setzten uns dann so nass und mit Schulranzen auf an den Tisch und rauchten eine. Die ganze Zeit über lachten wir, weil es einfach zu blöd war.

Danach zogen wir uns um. Ich holte Tim aus dem Kindergarten und Claudia kümmerte sich ums Essen. Danach  war nicht mehr viel los. Am Abend gingen die Kinder ins Bett und wir beiden kuschelten uns dann auch in den Schlaf.

 

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