Doppel-Hochzeit (14.08.2021)

Gestern hatten alle viel zu tun und wussten gar nicht warum. Olaf mähte den Rasen, den später Lukas (11), Jan (14) und Tim (7) zusammen fegten und auf den Kompost schmissen. Sophie (11), Laura und Melody (beide 12), bekleidet mit Jeanshose, Shirt und Friesennerz,  sammelten im See einiges an Laub und Ästen raus und schnitten das hohe Gras am Rand gerade. Claudia und ich fegten den Gang bzw. den Weg zu uns und anschließend räumten die Kinder noch ihren Zeltplatz auf und machten dort alles schön. Nach dem Abendessen machten wir alle noch den Camper sauber und räumten die Hütte auf und putzten die Fenster und die Autos.

Als die Kinder fragten warum wir das alles machen, sagte ich nur: "Muss doch auch mal wieder schön aussehen alles, oder?" Fanden sie etwas komisch, weil für sie war es natürlich schön genug gewesen. Es wurde ja nur gemacht, weil wir hier groß Feiern wollten. Den Kindern haben wir mit Absicht nichts gesagt, aber Laura war trotzdem vorbereitet. Sie verschwand auch mit den anderen früh zum Zeltplatz und kamen erst zum Frühstück zurück. Ich bemerkte da schon das was nicht stimmt. Die Kinder waren anders als sonst und waren auch etwas stiller und machten kein Blödsinn.

Beim Mittagessen fragte Lukas und Laura nochmal warum wir gestern alles so schön sauber gemacht haben. "Ist doch egal, Hauptsache es sieht wieder schön aus hier!" antwortete meine Claudia darauf und bot den Kindern noch was zu Essen an. Etwa eine Stunde später kam unser Vorsteher aus unserer Gemeinde in Bremen und sprach mit uns. "Was will der denn hier, und auch noch mit Anzug an?!?" tuschelten Lukas und Sophie. Laura meinte da leise zu den beiden: "Hab ich euch doch gesagt!" Ich bekam das natürlich mit, aber sagte nichts dazu.

Olaf, Claudia und ich verschwanden kurz darauf mit ihm im Camper und redeten dort weiter. Die Kinder haben versucht irgendwie was vom Gespräch mitzubekommen und liefen immer um den Camper rum. Es nützte aber alles nichts, sie verstanden nichts und das war auch gut so. Kaum fünf Minuten nachdem wir wieder raus sind, kamen meine Schwester Yvonne (19) und ihre Sabrina (18) mit meinen Schwestern Jacqueline (9) und Chantal (13) zu uns. Sie hupte und parkte ihren Wagen genau neben dem Camper. Hinter ihr kam Mama mit ihrem neuen Freund und den kleinen angefahren. Ein paar Minuten später kam auch meine Schwester Sarah mit Mann und den Kindern.

Da konnte ich ja nichts mehr Geheim halten und erzählte das wir später eine Doppel-Hochzeitsfeier haben werden. Alle waren gleich völlig aus dem Häuschen und fanden das Cool. Laura gleich so: "Wusste ich doch, bin doch nicht blöd!" und strahlte über alle Backen, was auch Sophie tat. Wir setzten uns alle im Kreis auf Decken am See und unterhielten uns. Etwa zwei Stunden später kamen noch ein paar Onkels und Tanten mit Anhang und ein paar wenige aus unserer Kirche. Mein Onkel packte auch gleich seine kleine Orgel aus dem Lieferwagen und baute sie am Strand auf. Ich war schon voll aufgeregt und rauchte eine nach der anderen.

In der Hütte und im Camper machten wir Frauen das Essen für den Abend bzw. verfeinerten und verlängerten ihn, weil doch mehr gekommen sind als gedacht. Beim Essen später saßen wir alle noch mit unseren normalen Sachen am Tisch und aßen und quatschten durcheinander. Unser Vorsteher fragte uns da leise ob wir nicht mal langsam anfangen wollen, weil er noch woanders hin müsse. Erst dachte ich das er mich verärgern wollte, aber dem war nicht so. Er hatte wirklich noch ein anderen Termin wahrzunehmen. Ich bat die Kinder mit Jan, der bescheid wusste, sich umzuziehen und dabei nicht so zu dungeln. Auf meine Freunde und meiner Band war ich tierisch sauer gewesen, weil sie sollten eigentlich etwas Stimmung machen, aber kamen nicht.

Nach etwa einer Stunde waren alle fertig und standen am kleinen Strand. Die Mädels alle mit hübschen Kommunionskleidern und die Jungs alle mit ihren Anzügen. Meine Verwandten und Familie waren zum Teil schon in ihrer guten Kleidung gekommen. Ein paar sind mit dem Vorsteher in den See gegangen und mein Onkel hat den Hochzeitsmarsch gespielt. Danach sahen alle erst unsere guten Hochzeitskleider. Hand in Hand und weil ich es unbedingt so wollte, mit Schulranzen auf, sind wir in den See gegangen. War schon ein geiles Gefühl mit fast Dreitausend Euro ins Wasser zu gehen. Kleid plus Handtasche und Schulranzen plus High Heels. Der Vorsteher stand nur bis zum Schritt im Wasser weil er sein Sakko nicht nass machen wollte, also standen wir dementsprechend weniger weit drin.

Nach dem Hochzeitsmarsch spielte mein Onkel noch unser Lieblingslied aus der Kirche und dann fing auch schon der Segen an. Er legte uns aus gewisser Entfernung seine Hand auf und gab ihn uns. Danach sagte er noch einige Sätze und sagte: "Ihr dürft euch jetzt küssen!" Das taten wir auch mit sehr viel Freude. "Na, nun fresst euch mal nicht auf, sonst habt ihr nicht mehr lange was von euch!" unterbrach uns der Priester (Vorsteher). Meine Tante Ulrike brachte uns dann ein Blumenstrauß, den wir auch gleich nach hinten in die kleine Menge warfen. Na, und wer fing ihn auf? Richtig, Laura war es. Sie jubelte auch gleich drauf los und fing an zu heulen.

Weil meine Schwester Yvonne ja auch noch ihren Segen haben wollte, stellten Claudia und ich uns an die Seite und ließen sie ran. Sie kamen beide mit superschicken Brautkleidern aus der Hütte und glitzernden weißen Lackschuhen. Auch sie gingen damit in den See und nahmen ihren Segen entgegen. Natürlich schmissen auch sie ihren Brautstrauß nach hinten und wieder fing Laura ihn auf. Diesmal jubelte sie aber nicht, sondern brach halb zusammen. Ihr Jan konnte sie gerade noch so halten. Nach nur ein paar Sekunden guckte sie ihn an und küsste ihn kräftig und alle um sie herum und wir im See jubelten und klatschten.

Unser Priester verabschiedete sich von uns und dann kamen auch ein Teil unsere Gäste mit in den See und gratulierten uns vieren. Danach blieb kaum ein Kleid oder Anzug halbtrocken, alle schwammen damit und jubelten mit uns. Olaf, ein Onkel und Jan gingen dann noch kurz die Getränke zum Anstoßen holen. Wir haben uns dazu alle im Kreis hingestellt und gewartet bis die drei alle Gläser voll hatten und an uns verteilt waren. In der Zeit haben Claudia und ich unsere Zwillinge auf den Arm genommen, mit sehr hübschen Kleidern natürlich. Chantal nahm da auch ihre kleine auf den Arm und Sarah und Mama nahmen ebenfalls die kleinen auf den Arm. Bis auf ein paar aus der Kirche, Jan und Laura und seinen Eltern, waren alle im See.

Nach und nach gingen unserer Gäste wieder raus und zogen sich um. Die nassen Sachen durfte ich später waschen, bügeln und zum Teil auch wegschmeißen. Die Gäste machten sich über die reichlich gedeckten Tische her und hauten sich ihre Bäuche voll. Nur wir gesegneten blieben noch im See und schwammen um die Wette. Später saßen wir, frisch aus dem See kommend mit nassen Kleidern auch am Tisch und aßen. Nachdem mein Onkel noch ein paar Lieder auf seiner kleinen Orgel gespielt hatte, verließen unsere Gäste uns und wir waren wieder alleine. Naja, nicht ganz, ein paar Onkels samt Familie sind geblieben und bauten ihre Zelte auf. Noch immer in nasser Kleidung räumten wir die Tische ab und als wir gerade uns umziehen wollten, hupte es wie wild und ich hörte einen VW-Bus. "Nanu, wer kommt denn jetzt noch?" fragte Claudia und guckte aus dem Fenster.

"Ah, unsere Band!" rief sie plötzlich und rannte raus. "Wurde ja auch Zeit!" rief ich laut und folgte ihr. Es waren wirklich alle gekommen, meine ganze Band und auch Vanessa und Sarah-Lynn (beide 25). Sie quatschten alle durcheinander und gratulierten uns zur Hochzeit und brachten sogar ihre ganzen Instrumente mit. Ein paar Minuten nach ihnen kamen auch Kimberly (28) mit Mann und Kindern. Sie haben von unserer Band, die noch Kontakt zu ihr haben, gehört, das sie zu uns fahren und wollte uns überraschen. Das war ein echt super Erfolg, ich freute mich riesig darüber und umarmte auch gleich alle und drückte die Kinder (8-12).

Mit Olaf, den Onkels und mir bauten wir alle schnell die Bühne auf und stellten das Schlagzeug drauf. Sophie bekam richtig große Augen und wollte ran. Wir ließen sie auch machen und sie spielte uns ordentlich was vor. "Wow, die hats ja echt drauf!" meinte Marius (26). Nach einigen Minuten jagten wir sie aber vom Platz und spielten unsere alten Songs. Ich hatte da immer noch mein feuchtes Hochzeitskleid an, aber es ging. Die Gäste tanzten und stießen wieder auf uns an. Laura war nur am staunen und hörte uns ganz genau zu. Irgendwann fragte sie uns von wem die ganzen Lieder sind, weil sie sie nicht kannte. "Von uns!" riefen wir und spielten ein weiteren Song. Sie wollte noch mehr hören, aber dazu hatten wir keine Lust mehr und ich fragte sie, ob sie nicht auch was spielen möchte. Da sagte sie natürlich nicht nein und kam auf die Bühne. Mit meiner Geige in der Hand und an der Schulter spielte sie kräftig drauf los. "Was brauchst du unsere Band noch, hast doch genug talentierte Kids!" sagten fast alle und ich war stolz auf meine Große.

Meine Schwester Sarah meinte da noch so, das sie lieber in ihrer Band mitspielen soll, weil sie vom Stil her da besser reinpassen würde. Kopfschüttelnd legte Laura die Geige weg und sagte das sie gleich wieder kommt. "Hat sie sich verletzt?" wollte Vanessa wissen, weil sie Laura ja kennt. "Nee, sie trägt ne Beinprothese!" antwortete ich. Und alle so: "Ach du Scheiße, seit wann das denn, wie kam es dazu?" Ich klärte alle kurz auf und dann kam Laura auch schon wieder zurück und hatte statt ihrer schwarzen Flauschjacke, ihren gelben Friesennerz über dem Kommunionskleid an und schnappte sich meine Geige. "So geit dat besser!" grinste sie und fiedelte wieder auf meiner Geige rum. Als erstes spielte sie ihren Lieblingssong von den Fofftig Penns und sang auch kräftig mit. Dann spielte sie noch ein paar Songs und meine Band kam aus dem staunen nicht mehr raus. "Wahnsinn!" sagten sie immer. "So kenne ich meine Große!" sagte ich da noch. Aber als sie dann noch anfing beim spielen zu tanzen, lachten sie alle und fanden es süß. "Nur nicht unterkriegen lassen Süße!" strahlte ich und klatschte im Takt mit.

Sah nicht wirklich klasse aus wie damals, aber sie macht sich. "Nur nicht unterkriegen lassen!" sagte ich kurz und irgendwer lachte: "Damit bekommst aber nie ein Preis!" Da knallte Laura fast meine Geige auf den Boden und schrie: "Man Ey, ich wollte dies Scheiß Ding und ich bin Stolz drauf!" Alle guckten mich  fragend an und dann sie. Ich guckte aber genauso fragend und verstand nichts. "Ja, ist so, ich wollte eine und hab jetzt eine!" sagte Laura noch und spielte ihr Lied noch einmal und sang kräftig mit. Als sie fertig war, guckte sie uns alle mit Tränen in den Augen an und rannte weg. Ich verstand nichts und schnappte sie mir. Im Camper redeten wir kurz darüber und dann heulte sie erst richtig. Beim rausgehen, schickte ich ihren Jan rein und ging wieder zu meiner Band und redete kurz mit ihnen. Etwas später machten wir alle laut Musik und sangen kräftig dabei. In einer kleinen Pause kam Laura aus dem Camper und verschwand mit ihrem Jan im See.

Mit dem Kleid, Lackschuhen, Friesennerz und ihrer Behelfsprothese ging sie mit Jan, der noch sein Anzug anhatte und mit dem er eigentlich nicht ins Wasser sollte, laut seinen Eltern, die aber nicht mehr da waren, in den See und schwamm zum Zeltplatz rüber. "Sie schwimmt gern mit der Jacke, oder?!?" fragte mich Sarah und ich so: "Am liebsten jeden Tag!" Nach ein paar weiteren Songs, legten wir alles beiseite und setzten uns an den Strand. Dort tranken wir alle noch ein paar Bier und unterhielten uns über dieses und jenes. Ich fand es richtig Klasse, das Kimberly mit ihren Kindern kam und unterhielt mich noch mit ihr, als die anderen in der Hütte und im Camper verschwanden. Ein paar haben auch im VW-Bus gepennt oder haben sich ein kleines Zelt aufgebaut und sind darin verschwunden.

Nach etwa einer Stunde saßen wir beide da noch immer am Strand und ein paar der Gäste kam wieder raus und wir tranken weiter Bier und machten leise die Anlage an. Der See schlug ein paar Wellen in unregelmäßigen Abständen und Sarah fragte mich, ob Laura im See fleißig wäre. Ich lachte kurz und meinte, das sie es um die Zeit bestimmt nicht mehr macht und bestimmt auch nicht im See. Die Sonne ging schon wieder auf und wir legten uns alle schlafen. Nur ein paar Stunden später standen wir alle wieder auf, weil die Kinder Radau machten. Halb schlafend setzten wir uns an die Tische und ließen uns von den Kindern bedienen. Eine knappe Stunde später kamen auch die Zelter zu uns und wollten Frühstücken. Was da dann noch passierte, machte mich echt platt und stolz. Aber davon berichtet Laura lieber selber.

 

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