Bootstour von Sophie ging daneben (09.01.2022)
Heute kam ein junger Mann zu uns und wollte zu Sophie (11). Ich guckte ihn mir an und überlegte ob ich ihn schon mal hier gesehen hatte. Also dieser kleine Franzose mit dem sie vor Weihnachten zusammen war, war es nicht, der sah anders aus. "Ja, ist sie denn jetzt da, oder nicht?" fragte er mich. Das hörte sich aber sehr nach Frankreich an, wie er es sagte und ich überlegte noch mal und guckte ihn mir genau an. "Mama! Wieso lässt du Enzo nicht rein?" fragte mich plötzlich Sophie hinter mir. Leicht erschrocken und grinsend drehte ich mich um und fragte: "Wie heißt er?" "Enzo! - Darf er jetzt zu mir?" Mit einem breiten grinsen schickte ich die beiden in ihr Zimmer. Als sie weg waren, musste ich erstmal lachen, weil der kleine Wellensittich von Olaf damals Enzo hieß. "Joa, kleiner Vogel, Pieps!" sagte ich vor mir her und verschwand in der Küche.

Etwa eine Stunde später kam Sophie zu mir ins Büro und fragte, ob sie mit ihrem neuen Freund mit dem Boot fahren darf. "Äh, klar doch, macht!" sagte ich. Sie verschwand und kam kurz darauf mit ihrer dünnen Hello-Kitty-Jacke und Turnschuhen zurück, mit ihm im Schlepptau. "Nee mein Fräulein, so aber nicht!" sagte ich und sie guckte mich ganz komisch an. "Nee, ist kalt draußen, zieh dir mal was wärmeres an. Und außerdem regnet es!" Ohne was zu sagen drehte sie sich um und zog sich um. Mit dicker Daunenjacke und dicken Stiefeln hab ich sie dann rausgelassen und sie freute sich. Da sie und die anderen des öfteren mit dem Boot raus sind, hatte ich da auch keine Bedenken und kümmerte mich weiter um meine Arbeit. Claudia gesellte sich auch noch zu mir und wir arbeiteten beide am PC.

Zwischendurch holten wir uns was zu Essen, kümmerten uns um Tim (7) und den Zwillingen (3) und rauchten hin und wieder eine. Lukas (11), Laura (12) und ihr Jan (15) machten oben wieder irgendwelchen Blödsinn mit Jule (16) und sonst war alles normal. Doch dann hörten wir plötzlich jemanden heulen und gingen raus in den Wintergarten. Es war Enzo, er stand völlig nass und halb dreckig da und heulte. "Wo ist den Sophie, was ist passiert?" fragten wir ihn. Er stotterte völlig und stammelte was von Wackeln, Boot weg und Sophie ist ne blöde Kuh. Wir lachten kurz und ich wickelte ihn in eine dicke Wolldecke ein. Claudia ging in den Garten und suchte Sophie. Nur wenige Sekunden später kam sie mit ihr rein und Sophie guckte mich erschrocken an.

"Was ist passiert? Warum seid ihr beiden klatschnass?" Sie erzählte uns dann, das sie ganz normal auf dem Fluss gepaddelt sind und weil sie nicht nach hinten gucken kann und er nichts gesagt hatte, sind sie in ein Busch gefahren und sie hat sich kräftig den Kopf gestoßen. Sie hätten dann versucht aus dem Busch wieder rauszukommen und dann seien sie gekentert. Beide fielen ins Wasser und er fing an zu schreien und versuchte immer an Land zu kommen und schaffte es aber nicht. Sie versuchte ihn zu beruhigen und schwamm mit ihm so gut es ging zu unserem Anleger. Er ist Nichtschwimmer und sie musste ihm unter die Arme greifen dabei. Er heulte unentwegt und wollte nur noch nach Hause. Als ich fragte wo das Boot jetzt sei, meinte sie: "Unter Wasser, irgendwo!"

Da die beiden kräftig zitterten, in ihren nassen Klamotten, schickte ich sie in die Wanne. Sie setzte sich auch gleich so rein wie sie war und er zog sich Schuhe und Jacke aus und stieg langsam zu ihr. Als ich später sein Pullover haben wollte, weigerte er sich ihn auszuziehen. "Mensch, Sophie guckt dir nichts ab!" sagte ich und versuchte es erneut. Sophie grinste nur und er schämte sich. Erst als sie in ihrem Zimmer in der Dusche verschwand, zog er sehr zögerlich die Sachen aus. Er hatte sehr viele Narben überall. Er heulte wieder kurz und wickelte sich in ein großes Handtuch ein, statt sich abzutrocknen. Ich nahm ihn in die Arme und sagte das alles wieder gut wird.

Er verschwand kurz darauf zu Sophie und ich sah zu, das ich seine Sachen trocken bekomme. Da meine Wäschetrockner derzeit defekt sind, packte ich seine und ihre Wäsche in die Waschmaschine, schleuderte sie auf höchster Stufe und legte seine Sachen danach auf die große Heizung. Ihre hängte ich einfach nur auf die Leine. Kaum war ich fertig, da rannten beide mit Sophies Klamotten an, an mir vorbei und nach draußen. Aus dem Fenster sah ich dann, das beide eine warme Jacke und Turnschuhe anhatten und in Richtung Spielplatz verschwanden. War dann wohl doch nicht so schlimm, wie er tat.

Als ich mir kurz was aus der Küche holen wollte, traute ich mein Augen nicht. Da stand Jan (15) mit völlig eingeschmierten Anzug am Tresen und trank ein Kakao. "Was hier denn los?" fragte ich. "Sie hat mich einfach eingeschmiert!" sagte Jan völlig trocken und Laura (12) lachte: "Ja, wenn er da so dumm rumsitzt!" Ich knurrte wie ein Hund und sagte zu ihm, das er sich baden soll und gab ihm die Flasche Spülmittel in die Hand. Er verschwand auch kurz danach und ich schaute in den Ofen. "Apfel-Mandarinen-Sahne-Quark-Torte!" sagte Laura und ich so: "Soso, und das im Ofen!" "Ah Scheiße, was mach ich denn? Der muss in Kühlschrank!" sagte sie erschrocken und wurde dabei ganz rot im Gesicht. Ich ging nur lachend wieder in mein Büro und erzählte es Claudia. Sie bekam sich natürlich nicht wieder ein vor lachen.

Irgendwann kamen die beiden von draußen wieder rein und hatten Hunger. Es gab leckeren Salat von Laura. "Sind seine Sachen wieder trocken Mama?" fragte sie mich beim Essen. "Ohne Trockner wohl kaum!" antwortete ich. Mit ganz großen Augen guckte sie mich an und sagte: "Er kann doch nicht mit mein Klamotten weg!" Kurz lachte ich und sagte, das die Sachen auf der Heizung liegen. Sie rannte auch gleich hin und überprüfte ob sie schon trocken sind. Waren sie natürlich noch nicht und sie verschwand wieder nach draußen mit ihm.

Kurz vor Abendessen kamen beide wieder rein und sie guckte nochmal nach sein Sachen. "Geht schon, kann er anziehen, regnet doch eh noch!" meinte sie. Kurz darauf hatte er auch seine Sachen wieder an und verschwand auf seinem Fahrrad nach Hause.

 

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