Himmelfahrt auf dem Lande (26.05.2022)
Kaum kamen wir an der Hütte am See an, da sah ich schon vom weiten, naja so gut es eben durch die Büsche und so ging, was der Sturm angerichtet hatte. Er hatte das halbe Dach von der Hütte weggerissen und ein paar Bäume lagen umgeknickt in der Gegend rum. Warum kann der Sturm nicht mal jemand anderes seine Sachen verschrotten, warum immer meine?

Ich kümmerte mich aber nicht weiter drum und sah zu, das ich den Grill anbekomme und das Lagerfeuer für den Abend vorbereite. Als Claudia endlich mal ankam, hupte sie wie blöd und ich schnauzte sie an, weil ich so sauer war, das immer bei uns alles kaputt geht im Sturm. Wenn es so weiter geht, hab ich bald kein Geld mehr. Die Kinder nervten mich dann auch noch und Tim rannte ohne zu fragen mit seinem Anzug in den See. Waren ja morgens noch zum Gottesdienst und danach gleich ab zum See. Ich ließ die Kids einfach machen.

Weil das Essen schon gut war, rief ich kurz Laura (13) auf dem Handy an und bat sie zum Essen. Keine Ahnung wo sie da waren oder machten. Während meine Claudia den Kindern das Grillgut gab, versuchte ich mich weiter am Lagerfeuer. Es wollte einfach nicht so wie ich es wollte und meckerte immer, wo der Arsch bleibt. Laura fragte mich irgendwann welchen Arsch ich immer meine. "Dein Papa!" knurrte ich und Sophie meinte dann, das Olaf kein Arsch ist, sondern höchstens ein hat. Da mussten wir alle so lachen.

Etwas später kam er auch endlich mal, mit einer alten Mofa und in schwarz gekleidet, mit Fahrradhelm auf und Schal um. Ich lachte innerlich und sagte: "Da bist ja endlich mal!" Die Kinder entführten ihn auch noch gleich und zeigten ihm das Dach der Hütte und gaben ihm Geschenke zum Vatertag, was ich etwas blöd fand. Weil bei uns wird Himmelfahrt gefeiert und nicht irgendwas, was eine Frau aus den USA erfunden hat.

Als er dann mal endlich zu mir kam und mir half, lachte er mich fast aus und meinte, das ich mal trockenes Holz nehmen soll und nicht so nasses. Er zupfte auch gleich mit Lukas (12) und Jan (15) im Haufen rum und sortierte das nasse Holz aus. Danach holten Tim (7), Laura und Lukas frisches Holz aus dem Schuppen und ich versuchte es erneut. Endlich klappte es mal mit dem Feuer und ich freute mich. War einfach nur sauer über den Sturm und hatte mehr Gedanken darüber im Kopf als über solch einfachen Dingen nachzudenken.

Schnell wurde es warm und die Kinder setzten sich alle mit ihren nassen Klamotten ans Feuer und wärmten sich. Es war auch nicht wirklich warm gewesen, aber die Kids mussten ja trotzdem mit ihren Sachen schwimmen gehen. Bis auf Tobias (12) und Laura. Die beiden waren noch zum größten Teil trocken geblieben. Olaf verlegte noch Schläuche, damit wir das Feuer, falls es außer Kontrolle gerät, gleich löschen konnten. Dann fingen Melo, Jan und Laura auch noch an sich zu streiten. Ich holte immer tief Luft und dachte nur: "Hoffentlich ist das Wochenende bald um!" Weil die drei nicht aufhörten, brüllte ich das sie sich mal wieder lieb haben sollen. Da rannte Melo plötzlich heulend davon und kam erst nach über einer Stunde zurück.

Als dann endlich mal Ruhe einkehrte, steckten wir uns alle Würstchen, Kartoffeln und anderes Gemüse auf die Stöcke und brutzelten sie im Lagerfeuer. Weil es dann doch noch richtig gemütlich wurde, spielten Claudia, Jan, Lukas, Laura und ich auf unseren Gitarren ein paar Countrysongs und die anderen sangen dazu. So verging auch die Zeit besser und als es schon leicht dunkel wurde, meinten die Kinder plötzlich, das sie noch ihre Zelte aufbauen wollen. Wir hielten sie für verrückt und schlugen ihnen vor, im Camper zu übernachten. Bei starken Wind und der kälte würde es auch kein Spaß machen, meinte Olaf da noch, aber die Kids blieben dabei.

Sie liefen zum Teil wieder bekleidet in den See und verschwanden zum Zeltplatz. "Endlich Ruhe hier!" seufzte ich und atmete kräftig durch. "Spaziergang?" fragte mich Claudia und ich so: "Aber immer, bloß weg hier!" Sie lachte und holte uns zwei Flaschen Sekt aus dem Camper. Olaf ließen wir mit den kleinen und Jule allein und verschwanden im Wald. Auf dem Weg grinste ich sie an und schielte immer zu dem Schlammloch, in dem wir schon des öfteren waren. "Grrr!" machte sie und schob mich immer weiter zum Schlammloch. Mit Lederhose, Stiefel, Pulli und Steppjacke bekleidet, gingen wir rein und machten uns lang. "Ist das nicht schön warm hier drin?" freute ich mich und sie so: "Wieso, hast grad in die Hose gemacht?" Ich: "Wie kommst denn da jetzt drauf, nee wirklich jetzt, ist doch warm hier drin, oder nicht?" Claudia: "Wenn du meinst!"

Etwas später tranken wir je eine Flasche Sekt und knuddelten und knutschten uns wild im Schlamm. Wir bekamen immer wieder Dreck in Mund, aber das störte uns nicht. Wir waren endlich mal wieder alleine und konnten machen was wir wollten. Nach keiner Ahnung wie langer Zeit, guckten wir uns den Himmel an und dachten uns wieder irgendwelche Dinge für die Wolken aus, die wir sahen. Weil es uns etwas kalt wurde, schlug ich vor, uns warm zu schwimmen. Langsam krochen wir aus dem Schlammloch raus und verschwanden im See und schwammen.

Am Lagerfeuer, das nicht mehr brannte, rauchten wir noch eine in unseren nassen Klamotten und gingen dann leise zum Camper, damit wir Jule nicht wecken. Die Zwillinge und Tim pennten mit Olaf in der "halben" Hütte. Als wir ins kleine Bad wollten, staunten wir nicht schlecht. Da lagen die nassen Klamotten der Kinder. Etwas lachend guckten wir uns im Camper um und fanden eines nach dem anderen schlafend irgendwo liegen. Nur Jule war nirgends zu sehen. "Die pennt wohl bei Olaf mit!" flüsterte Claudia mir zu. Kichernd zogen wir uns um und verschwanden nach oben ins Bett.

Am nächsten morgen weckten wir die Kinder und fragten, warum sie nicht in den Zelten liegen. Da erzählten sie uns, das sie die nicht aufgebaut bekamen und das sie jetzt im Schuppen und davor liegen. Sie sagten uns auch, das sie kein Bock mehr auf Camping haben bei dem Wetter und das sie lieber wieder nach Hause wollen. "Geht klar!" lachte ich. Nach dem Frühstück räumten wir alle Sachen zusammen und fuhren wieder nach Hause.

 

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