Einsam in der Wanne (30.06.2022)
Seit dem letzten Wochenende ging es mir nicht so gut und ich dachte, das ich eine kleine Sommergrippe bekomme. Am Montag machte ich mit den Kindern ein Corona-Test und war Positiv. Ein paar Stunden später hab ich mit Jule (16) den Platz getauscht. Nun ist sie mit im Haus und ich alleine im Gästehaus.

Erst ging es mir noch gut und war gestern noch mit meiner Tochter Laura (13), die auch Corona hat, wie auch Lukas (12) und ihr Freund Jan (15), zusammen im Pool gewesen. Da hatte ich auch wieder mein Schulranzen (T21) aufgesetzt, weil sie ihren (T104) auch auf hatte. Rauchend im Wasser stehend, am Rand vom Becken, meinte sie grinsend, das sie noch alle Sachen im Ranzen hat. "Schön!" sagte ich nur und rauchte mit ihr zuende. Danach trennten sich unsere Wege, weil ich auch anfing zu Niesen. Sie ging auf ihr Balkon und ließ sich von der Sonne trocknen und ich schwamm noch ein wenig weiter.

Tag später ging es mir nicht mehr so gut und wollte einfach nur alleine sein. Hätte viel lieber im Bus gesessen und wäre meine Runden gefahren, aber Dank Corona geht es ja leider nicht. Wollte nach dem wach werden wissen wie es mein Kindern geht und schrieb ihnen eine Nachricht. Beide antworteten mir, das es ihnen gut geht und ich zog mich langsam an und versuchte was zu Essen. Irgendwie war der Geschmack weg und ich legte alles wieder weg.

Dann schrieb mir Laura, das sie sich langweilt und nicht weiß was sie tun soll, weil auch der Unterricht für sie ausgefallen ist. "Ja keine Ahnung, ließ ein Buch oder so, mach ich jetzt auch. Und zwar in der Wanne!" schrieb ich ihr zurück. Genau das machte ich auch und ließ das Wasser laufen. Mit Unterwäsche, langem Rock, Bluse und High Heels, legte ich mich, nach volllaufen der Wanne, rein und nahm ein Buch zur Hand. Da ich immer wieder Niesen musste, spuckte ich irgendwann mein Buch an und ich sagte: "Danke auch!"

Ich wischte alles weg und las weiter. Die Nase wollte mich einfach nicht zufrieden lassen und ich machte mir Eukalyptusöl ins Wasser. Gerochen hab ich nicht wirklich was von, vielleicht war es auch zu viel, ich weiß es nicht. Irgendwie muss ich weggenickt sein, jedenfalls als ich wieder zu mir kam, lag mein Buch im Wasser und schwamm vor mir her. "Ja Super!" lachte ich und versuchte eine Seite umzublättern. Weil es gut klappte, legte ich mich auf den Bauch und las weiter.

Draußen sang jemand total verkehrt und spielte auf einer Gitarre. Das hörte ich, trotz des geschlossenen Fensters. Ein paar mal fing ich den selben Satz an zu lesen, weil mich der Krach störte. Dann bin ich aus der Wanne, ab ins Wohnzimmer und brüllte aus dem Fenster, und fragte was der Krach soll. Es war Laura, sie stand mit ihrer Gitarre und Lederjacke an, im Fluss und spielte wirres Zeug. "Spiel mal was vernünftiges!" meckerte ich sie an und knallte das Fenster wieder zu.

Ein Blick auf die Wanduhr verriet mir, das ich Stunden in der Wanne gelegen haben muss und guckte meine Finger an. "Ach Oma, was machst du denn hier?" sagte ich und lachte. Im Bad zog ich mir was frisches an und legte mich aufs Sofa. Laura spielte leiser und auch was vernünftiges und ich konnte mein Buch weiter lesen. Dann wurde es immer lauter draußen. Trotz geschlossenem Fenster hörte ich es. Als dann auch noch Claudia und Jule anfingen zu singen, öffnete ich wieder das Fenster und fragte, ob das hier ein Konzert werden soll.

Kurz darauf kam meine Liebste mit Maske auf zu mir und tröstete mich. Weil ich nicht wollte, das sie sich bei mir ansteckt, setzte ich mir auch schnell eine Maske auf und unterhielt mich mit ihr. Immer wieder musste ich niesen und rotzte die Maske voll. Sie ging immer wieder ein paar Schritte zurück und bekam langsam Angst. "Sag mal, sitzt Lukas auch mit im Fluss?" fragte ich sie und versuchte irgendwas zu erkennen. Sie lachte und fragte mich, ob meine Augen kaputt wären. "Glaub ich auch, da sitzen ja drei im Fluss!" Sie lachte wieder und sagte mir, das auch Lukas und Sophie mit Laura Gitarre spielen.

Die drei hauten aber schnell ab, weil es mich einfach nur störte. Mir brummte der Kopf, meine Nase lief und schmecken und riechen konnte ich auch nichts. War ganz schön Scheiße. Konnte nicht mal die schönen Tannen hinterm Gästehaus riechen, was ich immer sehr genieße. "Oh man, werd bloß wieder gesund, ich brauch dich Mausi!" sagte sie völlig traurig und ich so: "Steck du dich nicht auch noch an irgendwo! Bleib lieber allein im Haus!" Weil ich dann nicht mehr konnte, schloss ich das Fenster und legte mich lang aufs Sofa. "Liebe Dich Mausi!" schrie sie draußen und ging.

Erst Stunden später bin ich wieder wach geworden und meine Nase fing gleich wieder an zu laufen. Zum Glück hab ich kein starken Husten, dachte ich da nur. Weil mir die Taschentücher ausgingen, schrieb ich Claudia, das ich welche brauche. Ein paar Minuten später legte sie mir welche vor die Tür und packte mir da noch eine Schachtel Kekse mit hin. Alles andere hatte ich ja da. Puh, da kam mir vielleicht eine Hitze entgegen als ich die Tür aufmachte später. Hinten im Haus merkt man das nicht so, weil ja viele Bäume drum herum sind, aber vorne? "Boah!" sagte ich und dann erschreckten mich Corinna und Natascha.

"Ja wo kommt ihr denn so schnell her?" strahlte ich. Die beiden wollten mich umarmen und ich flüchtete schnell ins Haus. "Mama!" schrien beide. "Mama kann nicht!" rief ich hinter der Tür. Beide: "Mama, mach auf!" Ich musste mich zusammenreißen, dass ich nicht anfange zu heulen. Die beiden taten mir nur einfach leid da draußen. Kurz vorm Ausbruch meiner Tränen, hörte ich Jule. Sie sagte den beiden, das ich Krank bin und sie nicht zu mir dürfen. Da sackte ich zusammen und fing an zu heulen. Kaum hatte ich mich wieder beruhigt, da schrieb mir Claudia und fragte mich, ob alles in Ordnung ist. Jule und die Zwillinge hätten mich heulen hören. Da fing ich gleich wieder an und versuchte ihr zu antworten. Weil es aber nicht klappen wollte, rief ich sie an. Über zwei Stunden unterhielten wir uns so und dann legte ich mich wieder ins Bett.

 

Zurück zur Hauptseite