Ach Scheiße, brauche Abwechslung
(26.05.2023)
Meine Frau Claudia (29) liegt schon seit ein
paar Tagen im Krankenhaus, weil es ihr irgendwie nicht so gut geht und
auch etwas mit den Kindern nicht stimmen soll. Jedesmal wenn ich ihr
schreibe, bekomme ich nur kurze Antworten und wenn ich frage, ob ich sie
Besuchen soll, blockt sie ab. Sie will einfach nicht, dass ich sie so
dort sehe. Die Ärztin sagt mir immer am Telefon, dass alles in Ordnung
sei, aber das glaube ich so langsam nicht mehr. Gestern wollte ich sie
Besuchen, aber da hieß es, dass sie auf der Intensivstation liegt und
ich nicht zu ihr kann. Hoffe einfach nur das wirklich alles gut ist und
ich sie bald wieder in meine Arme nehmen kann. Mein Fahrdienst kann ich zur Zeit auch nicht so wirklich verrichten, weil ich immer wieder an sie denken muss. Auf einer Tour blieb ich an einer Ampel stehen und alles hupte wie wild um mich herum. Ein Fahrgast wedelte mit seiner Hand plötzlich vor mir rum und merkte an, dass wir weiter fahren können und das jemand über Funk was will. Ich muss völlig weggetreten sein vor lauter Sorge um Claudia, es war einfach nur Mist. Ich entschuldigte mich bei den Fahrgästen und bat sie an der nächsten Station auszusteigen. Über Funk teilte ich meinem Chef mit, dass ich nicht mehr weiter kann und nach Hause fahre. Musste noch auf die Ablösung warten und ein anderer Kollege, der mit ihm kam, brachte mich nach Hause. Auf dem Weg erzählte ich ihm was passierte und er fuhr zu unserem Lieblings Café. Nach ein paar Kaffee fuhr er mich nach Hause und wünschte mir alles gute. Er redet mit dem Chef und springt so lange für mich ein, meinte er noch beim gehen, wofür ich ihm sehr Dankbar bin. Zuhause dann saß ich im Büro und bekritzelte mein Fahrtenbuch. Kurz überlegte ich, Claudia wieder anzurufen, aber ließ es bleiben und schrieb ihr nur kurz. Es dauerte etwas bis sie antwortete, aber was ich dann sah, machte mich Glücklich. Sie schickte mir ein Ultraschallbild von ihren beiden süßen und schrieb dazu: "Uns geht es gut!" Langsam kullerte mir eine Träne runter und dann sprang der Überwachungsbildschirm an und ich blickte drauf. Laura (14), Vanessa (15) und ein weiteres Mädchen, lagen mit dicken Jacken im Pool und ließen sich treiben. Sah schon etwas komisch aus wie sie da so lagen und ihre Jacken sich mit Luft füllten. Ich sah den dreien zu und dachte dann so: "Was die können, kann ich schon lange! Scheiße man, ich brauch Abwechslung!" Ohne weiter Nachzudenken, ging ich nach oben ins Ankleidezimmer und suchte meine dicke rosa Daunenjacke. "Irgendwo muss sie doch sein!" knurrte ich vor mir her und fand sie dann auch in der letzten Ecke. Ich hatte sie schon ewig nicht mehr an und wusste auch nicht ob sie mir noch passt. Dann fiel mir ein, dass ich sie eigentlich auch Laura geschenkt hatte, damit sie mit schwimmen kann. "Aber wieso hängt sie denn jetzt hier im Schrank?" fragte ich mich beim anziehen. Sie passte wie angegossen und ich betrachtete mich. "Oh weia, wie siehst du denn aus?" fragte ich mein Spiegelbild. "So wie immer!" sagte der zu mir mit tiefer Stimme. "Sehr witzig!" keifte ich zurück und verlor dabei fast meine Zahnspange. Im Bad frischte ich mich auf und ging dann zum Poolhaus rüber, lief zum Pool und sprang rein. "Mama!" riefen Lukas und Laura. "Was ihr könnt, kann ich auch!" lachte ich und ließ mich dann auf dem Wasser treiben. Der Sascha und das andere Mädchen guckten mich an, als ob er sagen wollte: "Geil!" Er fand es voll Mega dass ich so ins Wasser bin und mit den vieren schwamm und auch tauchte. Er suchte immer nach Worten aber fand keine. Er strahlte volle Kanne und kuschelte sich immer wieder an Lukas ran. So strahlend hab ich mein Sohn schon ewig nicht mehr gesehen und freute mich umso mehr als er zu mir sagte, dass er mit Sascha für immer zusammen bleiben will. Ich mein, dass hat er auch bei anderen schon gesagt, aber diesmal glaube ich es ihm wirklich. Kenne den Burschen zwar noch nicht lange, aber er passt zu Lukas. Mit unseren dicken Jacken bekleidet, schwammen wir um die Wette und sprangen immer wieder vom Beckenrand in den Pool und tauchten ab. Beim rausgehen verloren unsere Jacken ständig eine Menge Wasser und beim wieder reinspringen bliesen sie sich auf und saugten sich voll. Immer wieder lachten wir sechs und alberten rum. Ich fühlte mich richtig wohl bei den fünfen und wollte gar nicht mehr weg. Dann holte mich die Gegenwart wieder ein und ich dachte an Claudia und wurde still. "Stimmt was nicht Mama?" fragte mich Laura und ich so: "Ach Süße, Claudia!" "Gibt es da was neues?" wollt sie wissen, aber ich wusste es ja nicht wirklich und sagte: "Keine Ahnung!" "Oh Scheiße man!" flüsterte sie sehr leise, aber ich verstand es. "Kannst du wohl laut sagen!" flüsterte ich zurück und sie so: "Och Mama, das wird alles, hoff ich!" und umarmte mich kräftig. Lukas sah es und kam schnell angeschwommen. "Ist was mit Claudia?" fragte er aufgeregt. "Nein, alles gut, sie fehlt mir nur so sehr!" stöhnte ich und bekam Tränen in den Augen. "Lass uns doch Wasserball spielen!" schlug Laura vor, was wir dann auch machten. Nach fast einer Stunde stellten wir uns an den Rand und plauderten über dieses und jenes und machten uns so langsam auf dem Weg ins Haus. "Habt ihr noch Bock auf Pizza?" fragte ich und biss mir auf die Unterlippe. Laura: "Au ja, kommt ihr?" und guckte in die Runde. Sascha: "So wie wir sind?" Ich: "Warum nicht, kommt!" Er bekam sein Mund nicht wieder zu, als ich die Tür aufmachte und gleich in die Küche durch ging. Die fünf kamen mir tropfnass hinterher und dann machten wir so nass in der Küche ein großes Blech Pizza. Der Boden glich bald einem See und auch die Tische und Ablagen waren sehr schnell mit Pfützen bedeckt. Es war einfach nur herrlich mit den nassen Daunenjacken in der Küche zu stehen und essen zu machen. Die fünf hatten auch ihren Spaß dran und warteten im warmen Wintergarten auf die fertige Pizza. Der Wecker klingelte und Sascha holte uns die Pizza aus dem Ofen. Noch immer mit den nassen Klamotten an, aßen wir die Pizza auf und verteilten uns danach im Haus. Als ich dann wieder mit trockenen Sachen im Büro saß, blinkte mein Handy. Meine Claudia schrieb mir schon vor Stunden, dass sie wieder nach Hause kann morgen. Weil ich nicht antwortete, schrieb sie weiter, dass sie sich das noch mal überlegt und vielleicht solange da bleibt, bis die Kinder da sind. Wir telefonierten danach noch eine Weile und dann blieb es dabei, dass sie noch da bleibt bis die Kids da sind. Und sobald sie kommen, ruft sie mich an. Diese Jacke hatte ich an: |