Tim ging es nicht gut

(19.05.2024)
Heute früh sollte es zum Gottesdienst gehen, wo eine Übertragung unseres Stammapostels stattfinden sollte. Beim Frühstück, wo alle in Pyjamas saßen, guckte Tim (9) etwas blass aus der Wäsche und nahm sich auch nur eine Scheibe Brot statt zwei Brötchen. "Na, was los mit dir?" fragte ich ihn und er so: "Keine Ahnung, hab voll die Schmerzen überall!" Olaf, der die Nacht bei uns blieb: "Hast zu viel geholfen gestern, was?" Tim: "Kann sein!" Ich: "Na komm, geh wieder in dein Zimmer, kannst ja im Internet den Gottesdienst verfolgen!" Tim: "Okay, Danke!" Sophie: "Hab auch voll die Schmerzen, aber ich komme mit!" Lukas: "Dito!" Olaf, Claudia und ich grinsten. Etwa eine Stunde später gingen wir auch los und sahen uns den Gottesdienst in der Kirche an.

Nach dem Dienst unterhielten wir uns noch mit anderen Geschwistern und gingen langsam nach Hause. Die Kinder zogen sich um und Olaf und ich machten das Essen fertig. Als wir alle am Tisch saßen, guckten wir auf ein leeren Stuhl und riefen Tim. Er meldete sich aber nicht, also ging Sophie (noch 13) nach oben und in sein Zimmer. Auf der Treppe nach unten rief sie: "Der ist nicht da!" Wir guckten uns alle an und fragten uns, wo er sein könnte. "Vielleicht in der neuen Hütte!" meinte Olaf. Er und Lukas (bald 14), liefen hin und Lukas kam alleine lachend zurück. "Was los?" wollte ich wissen. "Der liegt mit Anzug im Schlammloch!" Wir: "Was macht der?" und Claudia fragte: "In welchem Schlammloch?" Lukas: "In dem bei der neuen Hütte!" Claudia und ich: "Bei der neuen Hütte?" Uns kam es komisch vor, weil wir dort keines haben und sahen nach.

Vom Teich her wurde schon ein paar Meter Graben ausgehoben und es sammelte sich Wasser darin. Es war sehr schlammig und braun. Da saß Tim wirklich mit einem grauen Anzug und dunkelblauer Krawatte drin und pennte. Vor ihm auf dem Sandhaufen stand der Laptop. Zum lachen war mir da nicht zumute, weil er trug den neuen guten Anzug, der mir fast 400€ gekostet hatte. Der war jetzt natürlich hin und ich schrie ihn an, was das soll. Er erschreckte sich kurz darauf und guckte uns alle fragend und mit großen Augen an. "Was denn?" fragte er. "Was sitzt du mit dem guten Anzug im Schlamm?" fragte ich und er so: "Der ist nicht ganz drin, bin extra Vorsichtig rein. Er saß bis zur Brust damit im Schlamm und alles oberhalb davon war trocken und sauber. Als er hoch kam, war der Anzug gezweiteilt. Oben sauber und grau und unten dreckig und braun vom Schlamm. Auch die halbe Krawatte war im Dreck. Das weiße Hemd, die Hose und auch die guten Schuhe waren vom Schlamm übersät als er rauskam. "Oh man!" stöhnte ich und sagte ihm, dass er in den Pool soll. "Mit Sakko an?" fragte er mich. Ich war schon auf hundertachtzig und Olaf dann: "Der Anzug ist hin du Trottel!" Tim, sehr leise und etwas traurig: "Ja!"

Bevor er aber in den Pool stieg, spritzte Olaf ihn schnell noch mit dem Gartenschlauch ab und schickte ihn dann in den kalten Pool. Halb am zittern schwamm er kurz, machte die Schuhe, Hose und das Sakko sauber, und schwamm wieder umher. "Sollst dich nicht warm schwimmen, sondern den Anzug säubern!" meckerte ich und er so: "Mach ich doch!" und heulte halb. "Mensch komm raus!" knurrte ich und er kam raus. So schnell wie er da ins Haus rannte, hab ich ihn lange nicht rennen sehen. Langsam liefen wir ihm hinterher. Während die anderen alle nach oben zum Essen gingen, guckte ich was er im Waschraum macht. In der Tür stehend beobachtete ich, wie er sein Sakko tropfend auf ein Bügel packte und ihn an die Wand hing. Das selbe machte er auch mit dem Hemd und der Hose. Man sah noch immer, dass er mit im Schlamm saß. Die Schuhe stellte er unter die Heizung, die gar nicht an war und dann zog er sich schnell frische Sachen an. Als er zur Tür kam, erschreckte er sich kurz und guckte mich fragend an. "Komm her du Rabauke!" grinste ich und nahm ihn in den Arm. "Machst aber nicht wieder, nicht?" Er: "Nee, bestimmt nicht!" - "Das nächste mal fragst du vorher!" - "Aber sonst darf ich das doch auch immer!" - "Aber nicht mit so einem guten!" - "Okay!" Er pulte dann an seinen Fingern rum und ich so: "Sieh zu dass du zum Essen kommst!" Leicht grinsend rannte er auch los und ich guckte nach den Sachen.

Naja, da der Anzug zur Reinigung muss, legte ich das Sakko quer über die Leine, schmiss das Oberhemd und die Unterwäsche plus Socken weg und legte die Hose zum Sakko. Danach ging ich grinsend zu den anderen und schüttelte den Kopf. Olaf betete kurz und dann futterten wir alles auf.

 

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