Unsere Freundin Sabine (05.09.2020)
Wir Kinder aus dem Haus blieben wie bereits in Erlebnis 94 erwähnt meistens unter uns, einzige Ausnahme war Sabine, eine Klassenkameradin von meiner Zwillingsschwester Sonja und mir. Sabine war genau so wild und durchgeknallt wie wir, aber es gab da ein Problem, ihre extrem strengen Eltern. Sabi wurde auch noch sehr religiös erzogen, und musste die meiste Freizeit in einer Musikgruppe, ihrer komischen Kirchengemeinde verbringen. Und so sah man sich meistens nur auf dem Pausenhof, oder auf dem ersten Teil unseres Heimwegs von der Schule, der ging für uns und Sabi durch den Stadtpark. Nachmittags durfte Sabi nur sehr selten mit uns raus zum Spielen, und wir waren bei ihren Eltern auch nicht willkommen.

Es war im März 1981, wir waren 9 Jahre alt und besuchten die 3.Klasse der Grundschule. Sabine, Sonja und ich gingen wie fast jeden Tag durch den Stadtpark von der Schule nach Hause, es war recht mild aber es regnete. Wir stellten uns in einem Pavillon unter, um eine zu Rauchen. Dabei beobachteten wir, wie ein oranger Bulli vom Städtischen Bauhof direkt neben dem Häuschen am Weiher parkte. Zwei Arbeiter stiegen aus, öffneten das Häuschen und machten sich darin zu schaffen. „Ich glaube die machen die Fontäne wieder an!“ sagte Sabi. „Dann bin ich als erste drunter!“ sagte ich. „Ich bin schneller als du!“ kam von Sonja. Wir warteten ab was passiert, keine 10 Minuten später ging die große Fontäne in der Mitte des Weihers nach der Winterpause wieder in Betrieb. Als die Arbeiter mit ihrem Bulli wieder verschwanden, rannten Sonja und ich sofort los, Richtung Weiher. Wir hatten unsere Schulranzen, alte Leder Schultaschen, noch auf dem Rücken. Der Weiher war mit einer ca. 30 cm hohen Natursteinmauer eingefasst. Im Laufen sprangen wir drüber, und vielen ins Bauch tiefe Wasser. Wir standen sofort auf und wateten so schnell wir konnten zur Fontäne, Sabi feuerte uns von Land aus an und machte dabei ein wildes Geschrei.

Der Weiher wurde zur Mitte langsam immer tiefer, an der Fontäne konnten wir gerade so noch stehen. Ich gewann und nahm zuerst eine Dusche unter der großen Fontäne. „Scheiße, guck mal Sabi liegt im Teich!“ brüllte Sonja. Und tatsächlich Sabi ist ins Wasser gefallen, mit vollen Klamotten und Schulranzen, so wie wir, nur nicht freiwillig und der Ranzen war scheinbar vorher auch nicht richtig geschlossen gewesen, denn Sabines ganzes Schulzeug war verteilt im Weiher. „Schnell wir müssen ihr helfen!!“ schrie ich zu Sonja. Als wir zu Sabine kamen, lachte sie nur, um sie herum schwamm ihr ganzes Schulzeug, das jetzt unbrauchbar war. Sie sagte grinsend: „Der Ärger ist mir sicher, egal ob ich sofort heimgehe, oder mit euch noch im Wasser bleibe. Ist auch gar nicht so kalt!“ Da unsere Bücher und Hefte auch nass waren schütteten wir unsere Schultaschen ebenfalls in den Teich und begannen damit Blödsinn zu machen.

Sabine machte unseren Klassenlehrer Herrn K.... nach: „ Michaela G......, warum ist das Heft so nass?“ dabei zog sie mit Daumen und Zeigefinger mein Mathematikheft aus dem Wasser, und hielt es in die Luft. Wir kriegten uns nicht mehr ein vor Lachen. „Weil die Matheaufgaben so schwer sind, dass selbst das Heft schwitzen muss!“ sagte ich, füllte meine Schultasche mit Wasser und schüttete sie über Sabine aus, dafür bekam ich eine Laub und Schlammpackung vom Grund des Teichs von Sabine. Wieder lautes Kreischen und Gelächter. Am Ufer bellte ein Hund, und wie ein Blitz fuhr es durch Sabine, als sie sich umdrehte, sah sie ihre Mutter mit Dackel Friedrich an der Leine auf der Teich Einfassung stehen. Sabis Mutter rastete völlig aus, schrie rum, und als Sabine aus dem Wasser kletterte gab es gleich mehrere Ohrfeigen. Ich musste heulen so leid tat mir unsere Freundin.

Sonja und ich sammelten noch alles aus dem Wasser, es standen ja überall unsere Namen drauf, dann gingen wir auch Heim. Zum Glück gab es warmes Wasser zum Baden, nicht selbstverständlich in unserem Haus. Später versuchten wir noch die Schulsachen am Ofen zu trocknen, aber mit eher geringem Erfolg. Da unsere Eltern den ganzen Tag nicht da waren, gab es auch keine blöden Kommentare von ihnen.

Leider durfte Sabine seit dem nie wieder mit uns was machen, in den ersten paar Wochen danach kontrollierte Sabines Mutter selbst in den Pausen, dass sie nicht bei uns stand. Aber heimlich kam sie nachmittags trotzdem immer wieder zu uns. Wir sind bis heute eng befreundet.

  

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