An einem Discounter (15.10.2020)
Mein Name ist Sabine (Jahrgang 1971), meine Freundin Michi hat ihr Erlebnis, mit dem Titel „Unsere Freundin Sabine“, hier veröffentlicht, und mich auf die Seite aufmerksam gemacht. Ich bin das inzwischen lange erwachsene Mädchen, mit der strengen Mutter. Als ich Michis Geschichte über unser Abenteuer im Stadtpark Weiher gelesen habe musste ich erst mal lachen, war wirklich lustig, ...bis meine Mutter kam. Aber die erwähnten Ohrfeigen, waren nur halb so schlimm, viel schlimmer waren die endlosen Texte, die ich nach dem Badespaß zur Strafe abschreiben musste. Und am aller schlimmsten war der peinliche Auftritt meiner Mutter ein paar Tage nach der „Fontänen Eröffnung“ im März 1981.

So wie jeden Samstag musste ich (9) meine Mutter beim wöchentlichen Großeinkauf  begleiten, das war  immer sehr stressig, da die Läden damals Samstags noch alle gegen spätestens 13 Uhr schlossen. Wir fuhren auf den Parkplatz, der gerade neu eröffneten Filiale des Discounters mit dem großen „A“, und stiegen aus dem Auto.

Da sah ich auf dem brach liegenden Gelände einer abgerissenen Fabrik, direkt neben dem Parkplatz, die Zwillinge Michaela und Sonja, sowie ihre 3 älteren Brüder, in einer großen Pfütze spielen, eigentlich war das schon mehr ein kleiner See. Sonja (9) stand knietief im dreckigen, braunen Wasser, und ließ sich mehrmals ganz ins Wasser fallen. Michaela (9) und Peter (10) lagen einfach still im Wasser und machten „toter Mann“. Hans (14) und Jörg (12) standen ebenfalls in dem Tümpel und zählten mit wie lange es Michi und Peter aushalten im kalten Wasser zu liegen, ganz ohne sich zu bewegen. Als meine Mutter das lustige Treiben im Wasser sah, war sie fassungslos.

Aber ich hätte natürlich am liebsten mitgemacht. Während des Einkaufs musste ich mir einen endlosen Vortrag anhören, warum man sich mit solchen Leuten niemals abgeben darf. Als wir zurück zum Auto kamen waren Michaela, Sonja und Peter immer noch in dem  Tümpel, sie standen mitten drin, und schubsten sich immer wieder gegenseitig ins Wasser. Jörg und Hans waren nicht mehr da. „Ihr 3 da, kommt mal hier hin!“ Rief meine Mutter. Michi, Sonja und Peter kamen, sie waren alle 3 von Kopf bis Fuß klitschnass, schlammig und ihre Lippen waren schon ganz blau.

Michi hatte nur Turnschuhe ohne Socken, einen Rock und einen Wollpullover, aus dem das Wasser nur so raus lief, an. Michi: Gummistiefel, Jeans und T-Shirt. Peter stand nur mit Socken, einer braunen Cordhose, Unterhemd und offener Jeansjacke vor meiner Mutter, seine Schuhe hatte er im Wasser verloren. „Hört mal zu!“ sagte meine Mutter, „Die Sabine ist ein wohlerzogenes frommes Kind, und jetzt schaut euch mal an, glaubt ihr Sabine will so sein wie ihr? Sicher nicht, oder? Also dann könnt ihr auch verstehen warum sie nicht mehr eure Freundin sein will!“ Jetzt war ich fassungslos, die Situation war mir so peinlich, ich wäre am liebsten im Boden versunken.

Aber Michi und Sonja umarmten mich ganz fest mit ihren nassen Kleidern, und Michaela sagte zu meiner Mutter: „Du Lügnerin, Sabi will immer unsere Freundin bleiben!“
Meine Mutter löste die Umarmung auf, und zerrte mich ins Auto. Was meine Mutter sagte, war mir egal, Hauptsache die Freundschaft bleibt, und wenn man sich heimlich trifft, dachte ich mir nur.  Die Freundschaft hält übrigens heute noch.

  

Zurück zur Hauptseite