Mein alter Leder-Schulranzen

von Olaf (ü50)

(03.06.2024)
Musste am letzten Wochenende mit mein Schwestern das alte Haus meiner Eltern räumen und wir haben so nebenbei eine Menge alter Sachen gefunden, die wir in unserer Kindheit hatten. Bei mir waren es einige Abenteuerbücher, Playmobil, Hörspiele, ein Haufen alter Schulsachen und mein alter Leder-Schulranzen stand auch noch auf dem Dachboden. Da musste ich ja richtig lachen und setzte ihn mir auch gleich auf. Meine Schwester (ü50) fand auch ihren alten Schulranzen und machte mir gleich. Dann guckten wir beide uns an, lachten laut los und rannten runter in den Garten hinten. Da tanzten wir vor Mama rum und sie meinte nur: "Spinner seid ihr, schmeißt die Dinger bloß weg!" Wir setzten ihn aber nur ab und trugen ihn wieder ins Haus. Am Abend, als wir wieder nach Hause fuhren, fragte ich meine Schwester ob sie mir ihren alten Schulranzen (roter Scout) überlassen kann. "Was willst da denn mit, die Riemen fallen voll auseinander?!" "Egal, nur so!" lächelte ich sie an. "Nimm mit, ich schmeiß den eh weg!" Die Woche über ging ich noch ein paar mal hin und räumte alles aus. Dabei nahm ich auch noch andere Sachen von mir mit, wie auch ein paar Schulsachen. Den Leder-Schulranzen trug ich nur in der ersten Klasse, danach bekam ich ein echten Scout in dunkel blau. Leider gibt es den nicht mehr, aber meine Schwester hatte ja auch einen Scout.

Wieder zuhause, dachte ich mir dass ich die Schulranzen Natalie geben könnte und packte sie in den Transporter. Weil Natalie und Co endlich ihren Pool im Keller wieder benutzen wollen, machte ich ihn mit Kollegen fertig. Folie war ja schon dran, aber sie hielt nicht wirklich. Eigentlich sollte ja ein komplett neuer Pool rein, aber das wäre viel zu viel Arbeit gewesen. Naja, der Pool ist jetzt soweit fertig und läuft endlich nicht mehr aus - hoffe dass es lange Hält. Weil ich ein paar Tage Urlaub hab und meine Kollegen woanders hin mussten, ließ ich am Nachmittag neues Wasser rein und freute mich auf ein paar Runden. Während das Wasser rein lief, guckte ich nochmal nach dem Pool im Garten. Es lag eine Menge Äste und Dreck drin und ich runzelte die Stirn. Naja, sollen die Kinder rausholen, wenn es wieder warm ist. Dann fiel mir ein, dass drin kein heißes Wasser lief und rannte schnell wieder rein. Mit den dicken dunkelgrünen Gummistiefeln kein leichtes unterfangen. Da ich ja schwimmen wollte, drehte ich im Keller, das heiße Wasser auf. Es dauerte etwas, aber irgendwann war es endlich soweit. Meine Freundin Claudia (30) freute sich auch schon auf den Pool, aber sie wollte erst nach Feierabend rein. Das Wasser war drin und ich stand vor dem Pool und dachte nach. Geh ich jetzt so rein wie ich bin oder zieh ich mir was anderes an, falls Claudia doch schon früher rein geht.

Ich wusste es nicht und ging kurz wieder nach draußen zum Transporter. Da lächelte mich mein alter Schulranzen an und meinte: "Mach mich nass Olaf!" "Hast auch eine Wäsche nötig!" grinste ich zurück und setzte ihn mir auf. Ohne Inhalt war es mir aber zu langweilig, also packte ich von mir alte Schulsachen rein, die ich eigentlich den Kindern zeigen wollte, und setzte ihn wieder auf. "Schon besser!" lachte ich und ging fröhlich wieder ins Haus zum Pool. Bei den Stufen ging ich langsam mit mein Gummistiefeln, Arbeits-Latzhose, T-Shirt, in den Pool. Erst lief ich im flachen Wasser hin und her und tat so als ob ich ein kleiner Junge wäre, der was verbotenes tut. Langsam ging ich weiter ins tiefe und mein Schulranzen wurde langsam aber sicher untenrum nass. Es kribbelte leicht in mir und dann schwamm ich einfach drauf los. Wow, was war das ein Gefühl, das kann ich kaum beschreiben.

Ich grinste immer breiter und dachte: "Was die Kinder können, kann ich auch!" Dann setzte ich mich an den Rand und freute mich dass es so gut klappte. Um zu sehen ob Wasser im Schulranzen ist, setzte ich ihn kurz ab und guckte rein. Es war schon mehr Wasser drin als ich dachte, aber ich merkte es nicht. Ein Viertel der Schulsachen waren im Wasser gewesen. Ohne Ranzen ging ich wieder eine Etage tiefer und stellte das Wasser ab. Danach setzte ich ihn wieder auf, streckte meine Arme aus und sprang wieder ins Vergnügen und versuchte abzutauchen, wie Laura es ja immer so gerne macht. Es klappte wirklich gut. So tauchte ich eine kleine Runde und kam wieder hoch. Dann nahm ich ihn wie Sophie gerne macht, ihn als Schwimmhilfe. Auch das klappte gut und ich freute mich.

Als ich damit dann die Treppe rausstieg, um mit dem Ranzen reinzuspringen, war er ganz schön schwer geworden und ich stöhnte. "Oh weia, und das mögen die Kinder?" fragte ich mich und ging halb rum. Das Wasser lief zum Teil aus mein Gummistiefeln oben und der Schulranzen tropfte wie verrückt. "Oh nee, schnell!" lachte ich und hüpfte wieder in den Pool. Nur kurz konnte ich tauchen und als ich wieder rauf kam, stand meine Tochter Laura (15) am Rand. "Was machst du denn da?" fragte sie mich und ich nur: "Moin!" "Was das denn für ein Ranzen?" fragte sie mich weiter und hockte sich hin. Sie trug Lederhose, Jeansjacke und ihren roten alten McNeill. Ich schwamm zu ihr hin und guckte zu wie sie sich eine Zigarette anmachte. "Immer schön mit Ranzen auf eine rauchen, so ist brav!" kam da von mir. "Wieso, normal für mich, mach ich immer so!" sagte sie mir, als wäre es völlig normal. Sie schielte immer auf mein Schulranzen und ich erzählte ihr, dass es mein erster war. Sie fand ihn etwas komisch, aber auch Cool. Ich bat sie mit reinzukommen und sie tat es. Ohne lange zu zappeln machte sie ihre Zigarette aus, legte die Zigaretten und das Handy weg und sprang so wie sie war, in den Pool.

Ich guckte ihr hinterher und strahlte. Sie hatte auch ihren roten McNeill noch auf und schwamm mit Lederhose und Sneaker zur anderen Seite. "Boah ist das geil, endlich wieder richtig schwimmen!" strahlte sie als sie ankam. Ich schwamm hinterher und sie lachte. "Was denn?" wollte ich wissen. "Das sieht so komisch aus, wie du mit dem Ding schwimmst! Der ist voll dunkel und saugt sich gut voll, denke ich!" Da hatte sie natürlich Recht, ich hatte ja kein aus Kunststoff wie sie, sondern ein aus echten Leder. Selbst im Wasser war er ein wenig schwer, aber man konnte mit schwimmen. Sie wollte auch gleich wissen, ob ich den Mama schenken will und ich nickte mit dem Kopf. "Willst auch mal mit schwimmen?" fragte ich noch, aber das wollte sie nicht.

Wir beide schwammen noch ein paar Runden mit unseren Schulranzen und setzten uns dann zum quatschen an den Rand. "Ja was ist das denn hier?" kam Claudia halb lachend auf uns zu. "Hi!" strahlte Laura und erzählte ihr, dass ich mein alten Schulranzen gefunden hab. Claudia lachte und sprang mit weißer Hose, Sneaker, T-Shirt und einer weißen Weste oder Blazer, in den Pool und schwamm zu uns her. Vor uns blieb sie stehen und hielt mir die Hand hin. Ich rutschte auch wieder ins Wasser, aber nicht ohne dass mein Schulranzen am Rand hängen blieb. Laura schob ihn ins Wasser und ich konnte meine Claudia umarmen. Wir knutschten uns ab, wie ihr immer schreibt und dann meinte Laura: "Ich geh mal besser, ihr habt ja wohl was vor, oder?" Wir: "Kann passieren!" und ich schob noch ein: "Wer weiß!" hinterher. Wirklich viel ist nicht mehr passiert, außer dass sie eine kaputte Hose hatte zum Schluss und mein Schulranzen alleine auf dem Wasser schwamm.

Wir sind dann auch schnell raus und haben uns umgezogen. Nicht lange und Natalie kam nach Hause. "Was ist das für ein Ranzen, der da unten im Wasser schwimmt?" fragte sie und wir sagten beide, wie aus einem Mund: "Oh!" Sie runzelte die Stirn und grinste. "Ist mein erster!" strahlte ich. "Hattest nicht ein Scout gehabt, hast doch gesagt?!" "Stimmt schon, aber erst den!" grinste ich. So, mehr war dann nicht mehr gewesen. Vielleicht schick ich Laura mal mit Sandras Ranzen rein, mal sehen.

  

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