In den Kiesteich gerutscht

(von Jakob, 11)

 (03.06.2024)
Hi Laura. Hier auch mal was von mir. Deine Mama war ja neulich bei uns und hat erzählt dass du eine Tochter hast. Würde ich ja gerne mal sehen, vielleicht im Sommer wenn wir zu Euch kommen? Bin der Jakob (11), ein Sohn vom Onkel deiner Mama. Hab das mit den Verwandtschaftsgraden nicht so, keine Ahnung was wir dann sind. Als ich ihr von meinem Erlebnis erzählt hatte bzw. meine Mama, lachte Tante Natalie, also deine Mama und erzählte uns, dass ihr gerne mit Schulranzen schwimmen geht und schrieb mir deine Seite auf. Finde das ja voll Cool, aber Spaß gemacht hatte es mir nicht wirklich. Glaube auch nicht dass ich das nochmal machen werde.

Hier das Erlebnis was vor paar Wochen passiert ist.
Nach der Schule bin ich mit mein Bruder Rafael (9) gleich zum Bolzplatz. Wir hatten beide schon unser Sportzeug an, also lange Sporthose, Trikot und eine Trainingsjacke und Fußballschuhe. Das Training war nass und etwas schlammig und unsere Klamotten waren schnell dreckig. Dummerweise hatten wir unsere normalen Sachen in der Schule gelassen, weil wir nach dem Training gleich nach Hause wollten. Jetzt mussten wir es mit den nassen und dreckigen Sachen tun.

Rafa kam da auf die Idee dass wir am Kiesteich vorbei könnten und so ein paar Kilometer einsparen. Ich wollte es erst nicht, hab mich dann aber breitschlagen lassen. Mit unseren Schulranzen auf und den besagten Klamotten fuhren wir zum Kiesteich hoch und dann einen matschigen Weg entlang. Rafa meinte immer dass ich schneller fahren soll damit wir durchkommen und nicht runterrutschen. Mir war das ganze etwas unheimlich und meckerte immer dass ich wieder zurück auf die Straße will. Er fuhr aber einfach weiter. Irgendwo rutschte der Boden unter ihm weg und er fing an zu wackeln. "Scheiße Scheiße Scheiße!" schrie er und rutschte samt Fahrrad den Abhang runter. Ich konnte mich auch nicht mehr halten und stolperte ihm hinterher. Er schrie, weil er noch am Fahrrad hing und ich immer: "Lass los!"

Er ließ auch irgendwann das Rad los aber stolperte dann direkt in den Teich und stand samt Klamotten und Schulranzen im dreckigen Wasser. Bis zur Brust stand er da und meckerte. Ich versuchte mich noch an einem Ast festzuhalten aber das half nichts. Auch ich rutschte in den Teich und stand wie er bis zur Brust mit mein Klamotten und Schulranzen im Wasser. Er fing an zu weinen und versuchte am Rand wieder rauszukommen. Es klappte aber nicht weil es dort steil war. Sonst wären wir da ja auch nicht runtergerutscht. Er rutschte immer wieder ins Wasser und musste kurz schwimmen. Weil er aber nicht so richtig schwimmen kann heulte er immer und hielt sich an mein Schulranzen fest. "Mensch lass das!" meckerte ich, weil ich nicht wollte dass Wasser in mein Ranzen kommt. Er zog ja schon fast dran. Irgendwann hab ich zu ihm gesagt dass wir schwimmen müssen. Da heulte er erstrecht und wollte es nicht.

Wir schwammen aber dann doch und dann blieb ich irgendwo an einem Ast unter Wasser hängen. Ich schrie kurz auf und er fing an zu heulen. Ich versuchte immer da wegzukommen aber schaffte es nicht. Ich hing wirklich fest. Zum Glück konnte ich da aber stehen, zwar bis fast zum Hals aber immerhin. Er schwamm immer auf einer Stelle und weinte. Weil ich nicht weg kam, tauchte ich einfach ab samt Schulranzen auf und versuchte mein Schuh auszuziehen. Rafa hörte ich unter Wasser wie er oben schrie dass ich wieder raufkommen soll. Mein Schulranzen blubberte heftig und ich tauchte wieder auf. Ich streifte mir durchs Haar und er dann: "Bist doch bescheuert du bekommst voll den Ärger von Mama!" "Da kann ich doch nichts für, du wolltest hier lang!" meckerte ich zurück. Er heulte voll und schwamm einfach weg. Ich tauchte wieder ab und schaffte es endlich mein Schuh auszuziehen. Ohne Schuh schwamm ich ihm hinterher und bat ihn langsamer zu schwimmen damit er nicht noch untergeht.

Endlich am Rand angekommen setzten wir beide uns auf den Sand und verschnauften. Dann sah ich mein Schuh und lief wieder ins Wasser. Die Schuhe sind neu und ich wollte kein Ärger haben. Das meinte er aber mit dem Ärger nicht, sondern weil ich mit Schulranzen getaucht bin. Aber was sollte ich denn machen wenn ich da nicht wegkomme? Im Nachhinein war es schon lustig mit dem Schulranzen zu schwimmen und zu tauchen, aber nochmal werde ich das bestimmt nicht freiwillig tun. Wir setzten unsere Ranzen ab und ließen das Wasser raus. Bei mir war natürlich viel drin aber bei ihm fast nichts. Mit Ranzen wieder auf, kletterten wir am Rand entlang zu unseren Fahrrädern. Wir kamen auch hin aber konnten die Räder nicht nach oben kriegen. Wir rutschten immer wieder ab und er heulte wieder dass er nach Hause will. "Ich doch auch man!" schnauzte ich ihn an und schlug ihm vor die Räder durchs Wasser zu schieben. "Bist du blöd?" meinte er da und setzte sein Schulranzen ab. Ich fragte was das soll. Er wollte nicht wieder mit schwimmen und ihn später da weg holen.

Ich ließ mein aber auf weil er ja schon komplett nass war und mir irgendwo auch egal war. Mit den Rädern versuchten wir am Rand im Wasser bis zum Strand zu kommen. "Siehst du, geht auch ohne das der Ranzen nass wird!" knurrte ich weil meiner nicht mal annähernd nass wurde bei der Aktion. Da streckte er mir nur die Zunge raus und holte sein Ranzen. Dann sind wir mit den Rädern so schnell wie möglich nach Hause. Die Räder schmissen wir in die Garage und gingen rein. Papa guckte uns an und fragte ob wir kein Fußball hatten. Rafa heulte drauf los und sagte ihm das wir mit unseren Sachen schwimmen sind. Papa lachte voll laut und streichelte uns über den Kopf. Dann guckte uns auch Mama komisch an und ich erzählte alles. Beide lachten dann und glaubten dass wir nach dem Fußball nur kurz unter der Dusche standen uns sauber machen. Als ich den beiden aber meine nassen Schulsachen zeigte und Rafa nicht aufhörte zu heulen was beiden störte, schrie Mama mich an. Sie meinte dass ich alles neu schreiben muss weil ja bald Zeugnisse sind und ich die Hefte und Mappen abgeben muss. Ja toll, so war es dann auch. Mama rief noch den Klassenlehrer an und erzählte ihm alles. Später sagte Mama zu mir dass ich nur alles neu schreiben soll was ich mit Füller schrieb. Das andere geht als entschuldigt durch. Da hatte ich nochmal Glück im Unglück gehabt.

Bis bald hofft Jakob

  

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