Wollte nicht zur Tante

(von Eslem, 15)

 (21.07.2024)
Von diesem Erlebnis hat Laura ja schon was geschrieben, aber sie wollte dass ich es auch mit aufschreibe. Sie wollte auch, dass ich ein halben Roman daraus mache. Hoffe es gefällt Euch!

Heute war es so weit, ich sollte zu meiner Tante in den Süden Deutschlands. Hatte kein Bock drauf und überlegte die letzten Tage, wie ich es anstelle nicht dahin zu müssen. Die Woche durfte ich ja bei meiner Freundin Laura (15) im Garten mit anderen übernachten, was mich sehr entspannte. Die letzte Nacht konnte ich nicht pennen, weil ich ja eben zur Tante sollte. Laura und ihre Familie sind am Morgen zur Kirche gefahren und weil ihre Tochter Wiebke (1) immer am Quengeln war und nicht das anziehen wollte, was sie sollte, schlug ich vor, dass ich auf sie aufpasse. Da ich erst kurz nach Mittag abgeholt werden sollte, ging das auch. Die waren also alle verschwunden und die kleine lag neben mir im Zelt. Sie lächelte mich an und schlief auch wieder ein. Dann meldete sich mein Vater und ich ging ran. Nach kurzer Unterhaltung, wo ich ihm versuchte klarzumachen, dass ich nicht will, legte ich einfach auf. Danach stand mein Handy nicht mehr still. Als ich die Nummer von meinem Lieblingsonkel sah, ging ich nochmal ran. Er sagte mir, dass sie in einer Stunde kommen wollen und fragte nach der genauen Adresse. Wieder sagte ich, dass ich nicht will und dass es mal alle verstehen sollen. Er ließ aber nicht locker und ich meckerte ihn an und legte auf. „Scheiße Scheiße Scheiße!“, sagte ich immer und Wiebke guckte mich etwas komisch an. „Ja guck nicht so doof, verstehst du noch alles man!“, sagte ich ihr und sie so: „Bäh!“ Ich nickte mit dem Kopf und krabbelte aus dem Zelt. Da stellte die Haushaltshilfe von der Familie gerade ihr Fahrrad ab und ich drückte ihr die kleine in den Arm. Mit den Worten: „Muss hier weg, Sorry!“, verschwand ich wieder zum Zelt und suchte meine Sachen zusammen. Hatte auch Angst, dass mich mein Onkel findet.

Mit einem Rucksack und zwei Tüten verschwand ich vom Hof und rannte nach Hause. „Ach Scheiße, was mach ich denn, hab doch gar kein Schlüssel mit!“, meckerte ich vor mir her und kehrte um. Das Tor war natürlich zu und ich klingelte. Es dauerte, bis die Hilfe kam und mich wieder herein ließ. „Hab noch was vergessen!“, sagte ich und rannte ins Haus. In Lauras Zimmer suchte ich noch was zusammen und überlegte, wohin ich gehen kann. Ich rannte wie eine bekloppte durch den ganzen Garten. In den Wohnwagen, die Hütte im Wald, die andere Hütte, dahinter, am Brunnen, überall hin lief ich. Egal wo ich auch war, kam mir in den Sinn, dass man mich da schnell findet. Dann fiel mir der Balkon an der Einliegerwohnung ein. Da stand ja eine große Kiste drauf, in der ich mich eventuell verstecken könnte. Beim Hin laufen legte ich mich noch lang und meine Jeanshose bekam ein Loch. Obwohl es so warm war, hatte ich die lange Hose an und meine schwarze Lederjacke. Ich schwitzte wie blöd, aber wusste auch nicht, wo ich mich so schnell umziehen kann. Musste ja alles schnell gehen. Endlich kam die Treppe zur Wohnung und ich lief rauf. Die Kiste stand noch da und ich öffnete sie. „Na toll!“, meckerte ich, weil da lagen viele Sachen drin und ich hatte kein Platz. Alles herauszuholen war mir zu Doof und man hätte es auch gleich gesehen. Wütend schmiss ich meine Sachen auf den Boden und rauchte eine. Irgendwie lehnte ich mich dabei an die Balkontür und sie ging auf. „Wow, Scheiße, was das denn hier?“, kam da von mir und ging rein. „Krass!“, strahlte ich, weil noch alles so war, wie Laura ihr Macker sie vor Monaten verlassen hatte. Es lagen sogar noch Chips auf dem Tisch und eine Kiste mit Getränke stand auch neben dem Sofa. In der Küche lag nur eine Schachtel Eier, sonst nichts weiter. Der Strom war aus. „Hier bleib ich!“, lachte ich und holte schnell meine Sachen rein. Da mein Handy immer wieder brummte, legte ich es auf den Tisch.

Die Chips waren noch zu und ich öffnete sie. Für lecker Rühreier reichten die Eier nicht und Haltbar waren sie auch nicht mehr. Im Nu waren die Chips alle und ich trank eine ganze Flasche Cola auf Ex. Ein paar Nachrichten las ich und dachte immer nur: „Lasst mich doch in Ruhe man!“ Mir wurde immer komischer um die Nase und wollte nur noch weg. Auf Klo, beim Pinkeln, guckte ich zur Badewanne. Sie war nicht gerade sauber und voller Spinnen. Fünf oder sechs oder auch mehr waren es, aber da ich keine Angst davor hab, gab ich allen einen Namen. Am Waschbecken und an der Decke beim Fenster waren auch welche. So viele Namen vielen mir gar nicht ein. Nachdem ich fertig war mit pinkeln, spülte ich die Wanne aus und ließ das Wasser rein. Ich war völlig durchgeschwitzt und legte mich rein. Auf der Waschmaschine lag noch die alte Anlage von Laura, sogar mit Kopfhörer dran und zwei Bücher lagen auf Handtüchern von Waschlappen halb versteckt. Eines davon nahm ich zur Hand und machte die Musik an. War voll Techno, was Laura und ihre Mama ja meist hören. Ich legte mich dann einfach ins kalte Wasser, mit Lederjacke, Hose, T-Shirt und Sneaker. Erst rauchte ich eine und dann las ich das Buch. Also spannender ging echt nicht und ich war total vertieft drin.

Irgendwann sprang mir das Buch entgegen und ich erschreckte mich. Während ich das Buch wegwarf, guckte ich Laura an und fragte, ob sie sie noch alle beisammen hat. Ich zuckte voll zusammen und meckerte dann auch Lukas an, der hinter ihr stand. Sie schimpfte mich gleich an, dass meine Eltern und so mich schon suchen und ständig anrufen. „Will nicht zur blöden Tante!“, schrie ich. Laura fuchtelte mit ihren Händen am Ohr herum und zeigte mir irgendwas damit. Kopfschüttelnd nahm ich die Kopfhörer ab und dachte, ich bin bekloppt. Verwirrt guckte ich mich um. Sophie, Lauras Schwester, machte die Anlage aus und ich bedankte mich. Kam mir sehr komisch vor, weil ich die Kopfhörer drin hatte vorher. Wieso konnte man die Anlage so laut hören? Die drei quatschten mich voll zu und wollten immer, dass ich meine Eltern anrufe. Irgendwann gab mir Lukas mein Handy und verlangte, dass ich sie anrufe. „Will da nicht hin man!“, sagte ich wieder, aber sie ließen alle nicht locker. Ich rief sie dann doch noch an und meckerte auf Türkisch herum. Weil es niemand verstand, verschwanden die drei im Nebenraum und ich telefonierte wild weiter. Es ging immer hin und her und irgendwann legte ich auf.

Als ich fertig war, rief ich sie zurück. Und weil sie mich vorher schon fragten, wie ich in die Wohnung kam, erzählte ich es ihnen kurz. "Ja was ist denn nun?", fragte mich Laura kurz darauf. "Ja weiß auch nicht, bleib hier!" Verstand sie nicht und ich legte los. Meine Mutter wusste schon, dass ich nicht zur Tante will und hatte mit ihr geredet. Eigentlich sollte ich dann mein Eltern und so hinterher in die Türkei fliegen. Aber genau das wollte ich ja auch nicht und bat sie mich bei Laura zu lassen. Hatte ein wenig gedauert, bis sie es mir erlaubte. Das verstand Laura dann endlich und grinste voll breit. "Ja los, wie auch immer, gibt Essen gleich!", sagte Sophie irgendwann. Laura half mir aus der Wanne und fragte mich, warum ich überhaupt so warm angezogen bade. Ich: "Wasser ist kalt!"

Wir gingen dann runter zum Essen und wir erzählten was war. Natalie, also Lauras Mama, meinte dann: "Dann macht mal schön die Waldhütte unsicher!" Wir fragten, ob wir im Pool schwimmen dürfen. Durften wir, aber erst nach dem Essen. Mit tropfenden Sachen durfte ich da am Tisch sitzen und essen. Der kleine Tim (9, glaub ich), saß mit kompletten Anzug am Tisch, wie auch Lukas, und achtete sehr darauf dass er sich nicht dreckig macht. Irgendwie ist der ja lustig. Geht mit Anzug schwimmen, aber will sich nicht damit dreckig machen. Genauso war es dann auch. Nach dem Essen liefen wir alle im Dauerlauf durch den Garten und zum Pool hin. Tim war der erste der im Wasser war und schwamm. Danach kamen Sophie und Lukas (er im Anzug und sie mit Kleid und Pumps). Ich legte mich wieder mit Lederjacke, Jeanshose, T-Shirt und Sneaker rein und Laura kam mit Rock, Bluse, BH und Pumps dazu.

Bis zum Nachmittag spielten wir so bekleidet im Pool rum und legten uns auf Luftmatratzen. Später legten wir uns alle nur in Retro-Turnhose auf eine Decke mitten in den Garten. Okay, Laura und Lukas machten noch im Pool rum und wir anderen legten uns hin. Frage mich wirklich, warum sie nicht mit ihm geht, der passt auch viel besser zu ihr. Lange hatten wir allerdings nichts vom Sonnenbaden, weil es Anfing zu regnen. Später kam auch noch Gewitter dazu. Irgendwie stand danach das Telefon bei denen nicht mehr still. Bei Lauras Oma soll der Keller vollgelaufen sein und bei anderen stand der Garten unter Wasser. Der Platz, wo wir vor ein paar Tagen unser Zelt stehen hatten, allerdings auch wieder. Die Leine, wo wir unsere Decken, das Zelt und so aufhängten, stand schräg und drohte umzukippen. Mit solchen Problemen haben wir im Hochhaus nichts zu tun, was für ein Glück. Am Abend suchten wir unsere Sachen zusammen und verschwanden in die Waldhütte.

  

Zurück zur Hauptseite