Kleines Abenteuer nach der Kirche

(von Julian, 10)

 (27.04.2025)
Mein Sohn Julian hatte neulich ein Abenteuer, nachdem er deine Seite gelesen hatte. Als ich es mitbekam war es natürlich schon zu spät. Er erzählte mir aber freudig davon und wollte es dir auch schreiben. Ich lachte ihn aus, aber dann las ich selber ein paar Geschichten von Euch und dachte mir, wenn er damit nicht übertreibt und mir verspricht, dass er nichts alleine schreibt, kann er es tun.

Letzten Sonntag, es war schön sonnig morgens und wir machten uns für die Kirche fertig. Damit mein großer ein guten Eindruck hinterlässt, zog er sein besten Anzug an und band sich eine Krawatte um. Vor der Tür trafen wir unsere Nachbarn, dessen Junge Nick, ebenfalls 10, auch einen Anzug trug. Wir guckten uns alle an, grinsten und gingen zum Auto. Normalerweise ziehen die beiden ungern ein Anzug an, deshalb waren wir etwas verwundert, aber freuten uns auch. Das die beiden noch Pläne hatten, wussten wir alle nicht.

Nach dem Mittagessen, wo wir in einem Restaurant waren, stand plötzlich unser Julian mit Anzug und Schulranzen, in der Tür und verabschiedete sich. Ich fragte wo es hingehen sollte und er meinte nur, dass er noch mit Nick Hausaufgaben machen will. "Okay, aber muss das mit Anzug sein?", fragte ich ihn. Er ließ nicht locker und wollte unbedingt mit Anzug zu seinem Freund. Kopfschüttelnd schickte ich ihn los und bat ihn noch, sein Anzug nicht dreckig zu machen.

Er traf sich aber vor der Schule, statt bei seinem Freund zuhause. Auch Nick trug seinen Anzug noch und hatte sein Schulranzen mit. Sie wollten zu einer Freundin, die einen Poolraum im Garten hat. Sarah hatte ihre Eltern überredet, die beiden nachmittags zum Schwimmen einzuladen. Auf dem Weg zu ihr mussten sie durch so einige Straßen laufen und achteten immer darauf, dass sie ihre Anzüge nicht dreckig machten. "Stell dir vor, wie überrascht Sarah sein wird, wenn wir mit Anzug ins Wasser gehen!", lachte Julian. Nick stimmte zu und sagte: "Das wird sie nie vergessen!"

Als sie bei Sarah ankamen, stand sie bereits am Poolhäuschen. "Ihr seid doch verrückt!", rief sie, als sie die beiden mit Anzug ankommen sah. Sie begrüßten sich und gingen rein. Die Jungs hüpften gleich mit Anzug und Schulranzen auf, in den Pool und schrien: "Juhu!" Das Wasser spritzte in alle Richtungen und im nu waren die beiden Klatschnass. Als sie auftauchten sagte Nick, dass es das geilste Gefühl überhaupt ist und schwamm weiter. Julian stimmte ihm zu, während er versuchte, mit dem Gewicht seines durchnässten Schulranzens über Wasser zu bleiben. Beide tauchten nochmal ab und stellten sich an den Rand. "Das war das beste, was wir je gemacht haben!", sagte Nick etwas verträumt. "Auf alle Fälle!", stimmte Julian ihm zu. Dann guckten sie Sarah an und grinsten sich gegenseitig an. Sie hatten erreicht, was sie wollten. Sarah guckte den beiden vom Beckenrand zu und war sprachlos.

Später saßen die beiden mit frischen Sachen von Sarah auf der Terrasse und erzählten sich Geschichten. Sie schmiedeten schon Pläne und Abenteuer, die sie noch erleben wollten. Die nassen Anzüge und Schulranzen tropften auf den Stühlen und beide guckten zufrieden und lachten.

Auf dem Weg nach Hause, setzten sie sich noch in ein Park und guckten in ihre Schulranzen. "Scheiße, die Sachen sind ja alle nass!", bemerkten sie und guckten sich sehr fragend an. "Wie soll ich jetzt reinkommen, hab doch gar kein Anzug an mehr!", sagte Nick. Dies und andere Fragen stellten sie sich und gingen dann langsam weiter. Die nassen Anzüge hatten sie in Plastiktüten dabei. Sie sagten kein Wort mehr und guckten sich immer wieder fragend an. Sie wussten nicht, was sie tun sollten.

Nick ging in den Garten und spielte mit seiner kleinen Schwester und Julian schlich sich über die Terrasse ins Haus. In seinem Zimmer legte er die nassen Sachen auf die Heizung und stellte seine guten Schuhe darunter. Auch den Schulranzen stellte er vor die Heizung und holte seine nassen Schulsachen raus. "Mist, was mach ich denn jetzt?", fragte er sich immer wieder und lief im Zimmer im Kreis herum. Die nassen Hefte und Bücher lagen auf dem Schreibtisch und die Stifte waren alle auf dem Boden verteilt.

Erst am Abend, als ich ihn zudecken wollte, sah ich die nassen Dinge und fragte ihn aus. Mit rotem Kopf erzählte er mir alles und wiederholte sich immer wieder. Und dann haben wir... Und dann, und dann usw.. Ich grinste immer mehr und dann erzählte er mir, dass Du an allem Schuld bist und zeigte mir die Seite. Bei so manchen Erlebnissen konnten wir nur lachen und bei anderen große Augen machen. Er sagte mir dann noch mal, dass er dir das ganze gerne aufschreiben will und ich ließ ihn machen. Aber erst am nächsten Tag, weil es war schon spät und er musste ins Bett.

Er legte mir am Nachmittag das Erlebnis vor und ich fragte, was er in der Schule lernt. Weil damit gewinnt man kein Preis, sagte ich ihm und setzte mich mit ihm zusammen ran. Naja gut, wirklich eine tolle Nummer bin ich auch nicht, aber ich denke mal, dass es doch gut geschrieben ist. Er hat deine Seite im übrigen durch Tobias gesehen, den du ja gut kennst. Vielleicht könnt ihr Euch ja mal treffen und zusammen so ein Blödsinn machen. Aber nimmt vorher die Schulsachen raus, denn ein Teil davon konnten wir wegschmeißen. Die Anzüge sind genauso wie der Schulranzen noch zu gebrauchen. Im Regen und in der Waschmaschine wird ja auch alles immer nass, da hast du schon Recht Laura!

Der Nick hatte zuhause auch noch Ärger bekommen, aber nachdem wir uns alle zusammen setzten, war es nicht mehr so schlimm. Wir lachen heute noch drüber und hoffen, dass die Jungs uns vorher fragen, bevor sie wieder sowas machen.

  

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