Haus am See

(23.05.2021)
In der Woche ist nicht wirklich viel passiert bei uns. Am Freitag Nachmittag kam noch mein Jan (14) und wir haben uns mit Lukas (11), Sophie (10) das Werderspiel angesehen. Zum Spiel möchte und will ich nicht viel sagen, nur das sie abgestiegen sind und ich halb zusammengebrochen bin. Bleibe aber trotzdem Werder-Fan, weil ein Wahrer Fan kennt keine Liga! Am Abend lag ich noch alleine, um mich abzukühlen, bekleidet in der Wanne und habe die Stille genossen.

Heute am Sonntag war es dann endlich soweit. Mama hatte uns ja letztes Wochenende schon gesagt, das sie heute mit uns allen irgendwo hinfahren will, um uns eine große Überraschung zu zeigen. Wir waren alle schon gespannt und konnten kaum den Gottesdienst in der Kirche mitverfolgen. Mama, die ja heute ihre zweite Impfung bekommen sollte, fuhr uns nur schnell zur Kirche und fuhr gleich wieder weg. Kurz vor Ende des Gottesdienstes kam sie mit unserem großen Camper vorgefahren und lud uns alle ein, mitzufahren.

"Wow, wo gehts denn hin?" fragte ich neugierig und Sophie fragte: "Fahren wir ans Meer?" Mama grinste und sagte: "So Ähnlich!" Wir schnallten uns alle an und dann fuhr sie auch schon los. Irgendwo zwischen Bremen und Hamburg stoppte sie plötzlich und meinte: "So, da wären wir!" Weil wir alle hinten im Camper am Karten spielen waren, guckten wir aus dem Fenster und sahen erstmal nichts. Es waren nur Wälder, Wiesen und eine kleine Hütte zu sehen. "Hä? Wo sind wir denn hier?" fragte Sophie. "Steig aus, dann siehst du es!" grinste Mama und kam zu uns nach hinten in den Camper. Die Zwillinge und Tim pennten und sie weckte sie.

Lukas, Jan, Sophie und ich stiegen mit Mama Claudia aus und schnupperten die frische Luft. Hinter und schräg neben dem Camper, waren viele Büsche und Bäume zu sehen. Ring rum waren Bäume, Wiesen und Felder zu sehen. Die kleine Hütte zog Sophie gleich an und wollte wissen was da drin ist. "Die gehört nicht zu uns!" sagte Claudia und ging mit uns einen kleinen Weg entlang. Mama folgte uns etwas später mit Tim und den Zwillingen. Dann kamen wir an einem großen See und Claudia blieb stehen.

Wir guckten uns um und stellten viele Fragen. Sie sagte uns aber nichts und wartete auf Mama. Als sie endlich bei uns ankam, sagte sie: "Rein mit Euch!" "Was? Jetzt, einfach so?" fragte Sophie und guckte Mama mit tausend Fragezeichen über den Kopf an und bekam den Mund nicht wieder zu. "Quatsch!" sagte Mama grinsend und wollte das wir weiter gehen. Wir liefen alle zusammen immer weiter am See entlang und kamen irgendwann auf der anderen Seite an, wo eine große Hütte stand. "Wer will aufschließen?" fragte Mama. Das wollten wir alle und stritten uns fast, bis Claudia schließlich die Hütte öffnete.

Im inneren war alles, wie auch von außen, aus Holz. Es roch richtig gut darin und wir öffneten alle Zimmer. Zwei Zimmer hatten Etagenbetten und eins war das Badezimmer, in dem nur eine kleine Dusche und ein Waschbecken war und ein WC. Im größeren Raum, der gleich am Eingang anfing, befand sich auch eine Küchenzeile. Irgendwie alles ziemlich klein. Es erinnerte mich an meine Zeit bei meinen Adoptiveltern. Mama sagte noch etwas zu Claudia und verschwand wieder. Wir suchten alles ab und liefen draußen ums Haus und guckten uns alles an und entdeckten zwei Ruderboote in einer kleinen Bretterbude.

Kurz darauf hörten wir Mamas Camper irgendwo und suchten ihn. Mama fuhr ihn den ganzen Weg am See entlang zu uns und stellte ihn neben das Haus. "So, alles auspacken und ab ins Haus damit!" sagte sie, nachdem sie ausgestiegen war. Wir machten es auch und fragten uns immer wieder wo wir hier sind und was wir da machen. Nach ein paar Stunden war alles ausgepackt. Lukas und Jan, die beide ihre Anzüge noch anhatten, kamen richtig ins Schwitzen dabei und setzten sich auf zwei Campingstühle.

Wir fragten immer wieder wem das alles gehört und was wir da machen und so, aber beide Mamas sagten nichts und ließen uns quasi im Regen stehen. Nach einer weiteren Stunde erst holte Mama Salate aus dem Camper und stellte den Grill auf. "Wer hat Lust Fische zu fangen?" fragten Mama und Claudia und hielten uns Angeln hin. "Sollen wir jetzt mit den Booten raus und Angeln?" fragten Lukas und Jan. "Ihr könnt auch so in den See gehen und den Fischen hinterher schwimmen!" lachte Mama. "Dürfen wir das denn? Der See gehört doch bestimmt jemanden!" sagte Sophie und guckte Mamas fragend an. Da konnte Mama nicht mehr vor lachen und sagte, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte: "Das alles hier gehört uns!"

"WAAAS? Uns? Das alles hier? Der See, die Hütte? Alles?" fragten wir ungläubig und Mamas lachten wieder. "Ja, das gehört jetzt alles uns und nicht nur für heute, sondern für immer!" sagte Mama etwas später. Wir konnten das gar nicht fassen und fragten immer wieder nach. Jan glaubte es auch nicht und wollte beweise sehen. "Wo kommst du denn jetzt her? Beweise?" lachte Claudia ihn an und zwickte ihren kleinen Bruder, mein Freund, in die Seite. "Sieh zu das du in See kommst und Fische fängst!" lachte sie. Er machte es auch noch wirklich. Er lief zum See und ging mit kompletten Anzug ins Wasser und schwamm drauf los. "Bah, bist du verrückt? Ist doch viel zu kalt!" rief ich ihm hinterher. Sophie lachte und freute sich und lief ihm hinterher und schwamm dann ebenfalls im kalten See umher. Sie hatte Lackschuhe, Beinprothese, Strumpfhose, Rock, Bluse und ihre Hello-Kitty-Jacke an.

"So kalt ist das gar nicht!" rief Jan aus dem See zu uns. Lukas hockte sich gleich hin und fühlte das Wasser. "Stimmt!" sagte er und rannte ins Wasser, ebenfalls mit kompletten Anzug. Claudia rannte dann auch ins Wasser, mit Beinprothese, Perlon, Rock, High Heels, Bluse und Blazer. Sie lachte und hüpfte immer weiter ins Wasser und schwamm dann auch. Die vier versuchten dann wirklich Fische zu fangen und schafften es auch ein paar mal. Leider nicht genug, aber jeder bekam etwas davon später ab. Die vier saßen mit dicken Decken um den Schultern am Tisch und aßen mit uns die Salate auf und tranken Sekt, Wasser und Cola.

Am Abend machte Mama noch ein kleines Lagerfeuer und wir grillten darin unsere Würste und Folienkartoffeln. Claudia, Sophie und ich spielten wieder auf unseren Gitarren und sangen fröhlich Countrylieder. Als es richtig dunkel wurde sind wir alle pennen gegangen. Jan und ich durften alleine im Camper übernachten und die anderen alle in der Hütte. Irgendwann in der Nacht haben wir Mamas draußen kichern hören. Die waren noch im See und sind geschwommen.

 

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