Nachtwanderung
an den alten Gleisen
(18./19.06.2021)
Über ein paar Stunden hinweg, redeten wir von den Gleisen und machten
uns auch im Internet schlau dazu. Beim Abendessen meinte Mama: "Was
haltet ihr davon, wenn ihr eine kleine Nachtwanderung an den Gleisen
macht?" Wir, also Lukas und Sophie (beide 11), mein Freund Jan (14),
meine Freundin Melody (12) und ich (Laura, 12) waren begeistert davon
und wollten es machen. Janina (27), die gerade mit uns am Tisch saß,
fragte uns neugierig wo hier Gleise sind. "Ist hier mal ein Zug
gefahren?" fragte sie uns noch. Lukas erklärte ihr dann, das es hier mal
eine Strecke nach Delmenhorst gab. Sie fragte uns gleich ob wir was
dagegen hätten, wenn sie mitkommt. Hatten wir nicht. Claudia (27) kam
dann auch noch mit. "Schön, dann hab ich hier etwas Ruhe!" sagte Mama, der es zur Zeit nicht so gut geht, weil sie was mit dem Hals und Ohr hat. "Kommt wohl vom Busfahren mit offenem Fenster!", meinte sie. Und irgendwer muss ja auch bei den Lüdden bleiben. Mama überlegte noch kurz mit Claudia, wie wir das jetzt machen, weil es ja doch schon eine größere Strecke ist. Irgendwann kam sie zu der Idee unsere Räder irgendwo abzustellen und uns weiter weg zu bringen, damit wir den Weg an den Gleisen zu den Rädern laufen können. Gesagt, getan. Vorher packte sie noch ein paar Fresspakete zusammen und steckte sie in unsere Schulranzen, die wir unbedingt aufsetzen wollten. Als wir ankamen, wo Mama uns rausschmiss, war es schon dunkel und wir machten unsere Taschenlampen an. "Wo sollen denn hier bitte schön Gleise sein?" fragte Claudia uns und guckte überall hin, nur nicht zu den Gleisen, die genau neben ihr waren. Wir lachten voll und zeigten auf den Boden. "Da unten sind die!" lachte Sophie. Sie guckte nach unten und lachte dann auch. "Man bin ich blöd!" sagte sie etwas lauter und lachte wieder. Nun konnten wir endlich los marschieren und sind immer den Gleisen nach in die Felder und Wiesen. Zum Glück sind wir nicht am Tage da lang, weil es waren nirgends Bäume am Weg, also auch kein Schatten. Nach etwa einem Kilometer kamen wir an großen Heuballen vorbei und dann kamen wir zu der Brücke und dem nirgends hinführendem Fluss, wo wir vor kurzen waren. Melo und ich zeigten den anderen wo wir waren und dann wollte ich Claudia zeigen, wo der Fluss aufhört. Melody lachte immer die ganze Zeit und erzählte immer wie wir uns erschrocken hatten wegen der Beinprothese von Elisa im Tunnel. Der Fluss bzw. Wassergraben, in dem kaum Wasser war, wollte aber nicht aufhören und ging immer weiter. Irgendwann hab ich es aufgegeben und wir sind wieder zurück zu den Gleisen. Nur wenig weiter floss ein breiterer Graben an den Gleisen entlang und ein paar Bäume waren zu sehen. Claudia meinte da zu uns, das es ein Entwässerungsgraben ist, für die Felder ringsum. Wir setzten uns dort am Rand hin und rauchten erstmal eine. Sophie fragte etwas später, ob sie in den Graben gehen darf, weil es ihr zu warm war und es in ihrer Beinprothese juckte. "Bei mir juckt es auch nicht schlecht in der Prothese, das glaub mir mal! Da werden wir bestimmt schöne Druckstellen haben!" antwortete Claudia und ließ sie gehen. Mit Turnschuhen und langer Jeanshose, die wir alle anhatten weil wir ja wussten das es nass und dreckig werden könnte, und mit einem Shirt und ihrem Schulranzen (T96) kroch sie den Abhang runter und stand bis zum Bauch im Dreckwasser. "Aaah!" stöhnte sie und: "Das tut gut!" Wir lachten alle. Lukas ging ihr kurz danach hinterher, ebenfalls mit seinem Schulranzen (T99) auf. Ich lief mit Jan und den anderen weiter über die Gleise. Nach einigen hundert Metern kreuzte eine Straße den Graben und die beiden kamen wieder raus, nachdem wir schon länger dort auf sie warteten. Sie sind immer wieder stecken geblieben und haben viel gelacht. Völlig dreckig und nass liefen die beiden mit uns dann weiter bis zu einer Kreuzung vom Entwässerungsgraben. Dort stieg Sophie gleich wieder rein und schwamm umher. Nicht viel, aber es tat ihr gut, so sagte sie es wieder. "Da ist ein Tunnel!" sagte sie auf einmal und zeigte zu den Gleisen. "Nicht wirklich jetzt, oder?" lachte Melody. "Doch!" antwortete Sophie und ging näher hin. "Da kommt man aber nicht durch!" meinte sie etwas später und kam wieder zurück. Melo lachte wieder, weil sie sich wieder erinnerte was wir erlebten und weil Sophie ja auch eine Prothese trägt. Weil Sophie so schön im Wasser blieb, ging Lukas etwas später auch wieder mit rein und plantschte mit ihr um die Wette. Wir anderen nahmen diese Gelegenheit war, um ein kleines Picknick zu machen. War richtig schön da draußen bei Nacht, zwar etwas dunkel aber es ging. Am Himmel schien der Mond und einige Wolken waren zu sehen. Im Wasser wurde es still und als ich hinsah, knutschten sich die beiden volle Kanne. Da konnte ich ja nur grinsen und fand es süß. Hab dann auch mit Jan rumgeknutscht. Etwas später saß Sophie mit tropfnassen Sachen neben uns und nahm sich ein belegtes Brötchen und was zu trinken. Nachdem auch Lukas sich noch ein Brötchen nahm und wir alle eine rauchten, packten wir unsere Sachen zusammen und liefen weiter. Während wir packten, gingen Sophie und Lukas wieder in den Graben und wollten da weiter neben uns her laufen. Wir liefen weiter und einige Minuten später liefen uns die beiden rufend hinterher. "Hey, wartet auf uns!" Wir lachten und warteten. Zusammen liefen wir dann weiter und weiter und sangen ein paar Abendlieder. Ich sang dann noch ein paar Plattdeutsche Lieder und alle hörten mir gespannt zu. "Kennt ihr die nicht?" fragte ich irgendwann, weil ja niemand mitsang. "Nö, aber sing ruhig weiter!" grinste Claudia. Das machte ich auch und wir liefen weiter. Was dann noch geschah, steht im nächsten Erlebnis. |