In der Stadt mit Suraja

(09.06.2022)
Gleich nach der Schule bin ich noch in die Stadt gefahren, um mich mit Suraja (9) zu treffen. Das Mädchen das mich im Freibad beobachtet hatte. Mein Bruder Lukas (12) wollte unbedingt mit und sie kennenlernen, warum auch immer. Als ich beim Treffpunkt ankam, war noch niemand da. Eigentlich wollte auch Melody mit, aber die hatte plötzlich keine Zeit mehr. Nach einer knappen halben Stunde kamen Lukas und Sophie (12) und winkten wie blöd. Sie hatte gestern zum Geburtstag Gutscheine für Klamotten bekommen und wollte die unteranderem einlösen. Mit einer Schnute begrüßte ich die beiden und wartete weiter auf Suraja. Leider hat sie mir ihre Nummer nicht gegeben, sonst hätte ich sie angerufen oder so.

Da sie nach einer weiteren halben Stunde immer noch nicht da war, liefen wir drei einfach los und gingen noch in ein Kaufhaus. Lukas wollte sich was für seine Eisenbahn holen und Sophie und ich holten uns neue Bücher und Hörspiele. Draußen vor dem Laden mussten wir noch auf Lukas warten. Etwas weiter davon war eine Imbissbude und wir gingen hin, Lukas schrieben wir wo wir sind. Kaum hatte ich in meine Bratwurst gebissen, da rief mich ein Mädchen. Ich nickte immer mit dem Kopf und kaute schnell mein Bissen runter. "Laura?" kam dann nochmal und ich guckte überall hin, nur nicht dahin von wo die Stimme kam. Sophie lachte neben mir und zeigte mit dem Kopf zu Suraja. Nahm sie jedenfalls an.

Ich drehte mich hin und fragte, wer das wissen möchte. "Ich bins, Suraja!" Blitzschnell stand ich auf und begrüßte sie freundlich. "Ah, du bist es. Hi!" sagte ich. "Hi!" sagte auch sie. Da stand ein kleines Mädchen (Kopf kleiner als ich) mit dunklen Zöpfen, einer Brille und ein alten Scout-Schulranzen vor mir. Sorry, da musste ich doch leicht grinsen. "Willst auch was essen?" fragte Sophie sie. "Nee, hab kein Geld!" Sie sah auch etwas dreckig aus in ihren Klamotten. Ich: "Ich lade dich ein, was willst haben?" Sie wurde ganz verlegen und sagte leise: "Ein Eis!?" Ich grinste und bat sie sich was anderes auszusuchen, Pommes oder so. "Dürfen auch zwei Sachen sein!" sagte ich noch. "Wirklich, geht das?" fragte sie etwas schüchtern. "Klar geht das!" sagte Sophie. Suraja: "Okay, dann Pommes rot weiß und eine Cola?" Ohne weiter was zu sagen, bestellte ich die Sachen und gab sie ihr. "Danke!" kam leise von ihr. Dann kam auch endlich Lukas und wir aßen zu viert unsere Sachen auf.

Während Sophie und Lukas sich halb stritten, fragte ich Suraja aus, was sie macht und so. Von mir wusste sie ja schon alles, von meiner Seite hier. Sie starrte dabei immer auf mein roten McNeill Schulranzen und fragte mich irgendwann, ob sie ihn mal anfassen darf. Sophie lachte gleich los und knatterte dabei kräftig aus dem Po. Lukas machte ihr gleich nach und meinte das es sich wie ein Trecker angehört hat und machte ihn auch nach. Suraja wurde da total rot im Gesicht und bekam große Augen. Ich grinste nur und sagte: "Klar kannst den anfassen!" Leicht zögernd machte sie es auch und sagte: "Der ist voll schön. Aber du hast ja Katzen auf den Hundeköpfen gemacht, ich liebe Hunde!" "Die bleiben da auch, ich hasse Köter!" antwortete ich und sie guckte mich voll erschrocken an, aber sagte nichts dazu.

Als wir weiter wollten, fing es an zu regnen. Aber statt schneller zu laufen, was Suraja machen wollte, liefen wir schön langsam weiter und gingen zur Promenade runter. Da keine Leute da rumliefen, wollten Lukas, Sophie und ich eine rauchen. Oh ha, da hielt uns Suraja voll die Predigt und haute uns die Zigaretten halb aus der Hand. Sie hielt uns für völlig Gaga und sagte zu mir: "Und ich glaubte immer, das du das nur so geschrieben hast mit dem Rauchen um anzugeben!" Sie fing auch halb an zu heulen. "Dann lassen wir das eben vor Dir!" sagte Lukas und schmiss seine Zigarette weit weg. Suraja: "Das geht ja gar nicht, wisst ihr was das fürn Gift für die Fische ist?" Sophie: "Die liegt auf dem Boden, nicht in der Weser!" Suraja: "Da wird sie aber hin gespült vom Regen!" Lukas: "Man stellt die sich an!" und hob die Kippen wieder auf.

Etwas muffelig ging sie mit uns weiter im Regen spazieren und zum Bus. Ihre hellblaue Stoffjacke wurde immer dunkler vom Regen, was ich sehr schön fand, aber sie glaub ich nicht. Ihr Schulranzen fing auch langsam an zu glänzen. "Ah, der Bus!" schrie Lukas plötzlich. "Den kriegen wir noch!" sagte ich laut und rannte los. Sophie humpelte mehr als das sie lief und Suraja kam kaum hinterher. Die Tür ging schon zu und Lukas drückte sich rein. "Puh, grad noch so!" sagte ich und stieg ein. Völlig aus der Puste guckte Suraja uns an und sagte: "Man seid ihr schnell!" Am Endpunkt trennten sich dann unsere Wege und ich fuhr noch schnell zu meinem Schatzi Jan (15). Was die anderen machten, weiß ich nicht. Wahrscheinlich nach Hause. Suraja verabschiedete sich von uns und guckte mir sehr traurig hinterher, als ich in ein anderen Bus einstieg. Sie winkte mir noch solange hinterher, bis der Bus abbog und wir uns aus den Augen verloren. Fand die kleine richtig süß irgendwie. Vielleicht treffe ich mich öfters mit ihr.

 

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