Gewitternacht

(12./13.09.2023)
Es sollte die letzte Nacht im Zelt werden, weil es danach kälter werden sollte. Am ganzen Tag heute, hatte es immer mal wieder geregnet und wir hatten keine so richtige Lust irgendwas zu tun. Als es dann zum Abend zuging, guckten wir alle nochmal in den Himmel und auf unsere Wetter-Apps. Nirgends hatten sie was vom Regen, Gewitter, Hagel oder sonstwas gesagt, also blieben wir dabei, das wir zum letzten mal Zelten.

Ich (Laura, 14) packte mit Vanessa (15), ein letztes mal unsere Sachen ins Zelt, machten es uns bequem und spielten ein wenig mit Wiebke (24 Wochen), die in unserer Mitte lag. Weiß gar nicht was immer alle haben, meine Lüdde ist die liebste aller Zeiten. Sie lässt mich meist pennen und nörgelt nur, wenn sie kuscheln oder was zu Essen will. Nur sehr selten nörgelt sie zwischendurch mal. Jetzt wo sie endlich richtig sehen kann und auch so einiges besser hört, wird die Welt ganz Neu für sie und wird immer Neugieriger. Wir versuchen ihr alles so gut wie möglich zu erklären und es scheint so, als ob sie uns versteht und auch schnell begreift. Meckern oder lautes reden oder so, bringt sie nur zum weinen und das ist nicht gut. Ich Liebe meine kleine und bin Stolz drauf.

Wir hörten uns noch ein neues Hörspiel an und pennten darüber ein. Nach ein paar Stunden wurde ich durch ein lauten Krach wieder wach und hörte es regnen. "Och nö!" knurrte ich leise und drehte mich wieder zur Seite. Wiebke und Nanni pennten Seelenruhig weiter und ich versuchte es auch wieder. Etwa eine halbe Stunde später, war gerade wieder eingepennt, da krachte es erneut. Diesmal wurde auch Wiebke wach von und heulte. "Och Mensch, hast grad so schön geträumt, nicht?" sagte ich leise zu ihr und Nanni so: "Ja hab ich!" Ich lachte und sagte: "Bin unschuldig!" Nanni: "Sagen alle!" Dann sagten wir beide nichts mehr und streichelten die Lüdde, bis sie wieder pennte und wir auch.

Draußen brummte das Gewitter leise vor sich hin und der regen prasselte aufs Zelt. Also ein schönes Einschlaflied sozusagen. Wir drei pennten und dachten an nichts schlimmes, aber wir wurden leider enttäuscht. Es krachte richtig heftig draußen und wir saßen alle drei fast Senkrecht auf unseren Matratzen. Nanni: "Was war das denn jetzt?" Wiebke: "Müähhhhh!" Ich nahm die Lüdde auf mein Schoß und sagte: "Keine Ahnung, Weltuntergang?" Nanni lachte und Wiebke brüllte noch lauter. Ich zu Wiebke: "Du bist doch echt der Brüller, Puffelschnute du!" Nanni: "Das war ja Sophie heute schon!" Stimmt auch wieder, sie brüllte wieder aus dem Hintern als gäbe es kein Morgen mehr. Ohne ihre Zwiebeln kann sie glaub ich nicht mehr Leben.

Das Gewitter wurde stärker und der Regen drückte schon fast das Zelt zusammen. "Boah Hilfe!" sagten wir beide und guckten raus. Lachend bemerkten wir, dass wir kaum noch was sehen konnten. "Komm, schnell in die Hütte!" lachte ich. "Ja warte doch!" kam von ihr. Sie packte ein paar Sachen in ihren Rucksack, setzte ihn sich auf und nahm dann meinen, weil ich ohne Beinprothese war. Zusammen liefen wir zur Hütte und standen pitschnass vor der Tür. Wir waren nur ein paar Sekunden draußen, aber unsere Pyjamas, die wir anhatten, waren völlig durch. Auch Wiebkes Strampler war völlig durch und sie weinte unaufhörlich. Ich trat die Tür auf und hüpfte zum Bett rüber. Nanni folgte mir und dann warteten wir das Gewitter ab. Weil Wiebke sich wieder beruhigt hatte und wir auch Müde waren, legten wir beide uns ins Bett und Nanni dann so: "Willst ihr nichts frisches anziehen?" Ich: "Och nö, nicht jetzt, ,mach du!" Sie: "Nö!" Nach einem längeren "Nö!" - "Doch!" pennten wir beide ein und die Lüdde pennte in nassen Sachen, wie so oft und wir auch.

Am nächsten morgen kam Mama zu uns rüber und fragte, ob alles in Ordnung wäre. "Alles Paletti!" grinste ich. "Na denn, beeilt Euch, ich muss los!" sagte sie noch und verschwand in ihrer BSAG-Uniform zum Auto. "Holst meine Prothese?" fragte ich Nanni und sie so: "Hüpf doch selbst hin!" Ich: "Bitte!" Sie schob eine Augenbraue hoch, stand auf und ging zur Tür. Die öffnete sich von allein und Lukas kam rein. "Was du hier?" fragte ich und er so: "Deine Prothese, das Zelt war leer sonst!" Ich lachte kurz und bedankte mich bei ihm. Ich zog mir das Ding an und ging mit den beiden und meiner Lüdden ins Haus zum waschen, umziehen und so.

 

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