Ein Schulranzen im Schneestaub
(02.12.2023)
Tja, mit einem Schnee-Erlebnis kann ich nicht
wirklich dienen, weil es hier in Bremen kaum geschneit hat. Man kann es
als Hauch bezeichnen, aber sonst auch nichts. Gleich in der früh, sollte
ich (Laura, 14) mit den Zwillingen Natascha und Corinna (bald 5) und Tim
(9), ein paar Bastelsachen für Weihnachten holen. Nach dem Frühstück
liefen wir vier mit meiner Wiebke im Kinderwagen los. Zuvor war ich aber
noch kurz für Mama in ein anderen Laden. Die Besitzerin kannte uns schon
und begrüßte uns sehr freundlich und guckte gleich nach meiner Wiebke.
"Mensch du, die gedeiht ja richtig!" meinte sie. Coco guckte mich
erschrocken an und sagte: "Wiebke ist doch keine Pflanze!" Die Frau
lachte und streichelte ihr über den Kopf. "Das sagt man halt so!" meinte
sie noch und holte die Sachen für Mama. Im Bastelladen konnten die drei sich mal wieder nicht einig werden, was sie wollen. "Öhm, dies hier!" "Ähm, oder besser das hier!" "Nee, dies!" So ging das die ganze Zeit und ich dachte nur, hoffentlich ist meine Wiebke später nicht auch so und verdrehte die Augen. Eine ältere Frau, die am Kartons auspacken war, guckte mich an und sagte: "Du warst damals auch nicht anders, Laura!" Sehr nachdenklich guckte ich sie mir an und überlegte woher ich sie kenne. "Du hast hier damals auch viel gekauft, mit deiner Mutter!" Ich, mit halber Zunge im Mundwinkel: "Mäh!" und sagte dann, dass ich mit Mamas noch nie in dem Laden war. "Doch doch!" fuhr sie weiter und erzählte mir dann von meiner Adoptivmutter und wie klein und süß ich damals war. Als sie mir dann ihren Namen nannte, fiel es mir wieder ein. Während die drei noch beim suchen und so waren, unterhielt ich mich mit der Frau. Irgendwann kamen alle drei zu uns und verlangten, dass wir zum bezahlen gehen. Die Frau: "Wie du damals, komm Mama - zahlen - will basteln!" und lachte. Da wir keine Sachen dabei hatten, wo wir die Bastelsachen und so reintun konnten, nahmen wir eine Tüte. Kaum waren wir auf der Straße, da ging das Geschrei los. Es schneite. Die drei waren nicht zu bremsen und schlitterten rum. Ich meinte immer nur, dass der Schnee nicht lange liegen bleibt, wie auch die Tage zuvor. Wenn überhaupt, konnte man es nur ein "Hauch" Schnee nennen. Zum Schneemänner bauen oder Schneeengel machen viel zu wenig. Ich guckte in den Himmel und hatte sofort meine Brille voller Schneeflocken. Tim fand das lustig und machte mir nach. Auch er sah danach durch seine Brille fast nichts mehr und stolperte. "Komm mach sauber und lauf vernünftig!" knurrte ich ihn an und lief weiter. Ein paar Straßen weiter war ein Altkleiderkontainer, neben dem etwas in einem blauen Sack lag. Da man mir beigebracht hat, dass alles in und nicht neben die Container gehört, wollte ich den Sack reinschmeißen und ging hin. Ich hob den Sack an und es fiel ein Scooli-Schulranzen unten raus. "Huch, was das denn?" fragte ich, weil ich mich auch leicht erschrocken hatte. Die Zwillinge lachten laut und nahmen den Ranzen an sich. Tim: "Cool, darf ich aufsetzen?" Ich: "Mach doch, ist aber ein Mädchen Schulranzen!" Tim: "Egal, gib her, pack die Tüte rein!" Ich: "Sonst noch was der Herr?" Er: "Ja, trag mich nach Hause!" Ich lachte: "So siehst du auch aus!" Im Ranzen war noch eine Stiftmappe und ein Schlamperitui und ich steckte die Tüte mit rein. Außer dass der Ranzen etwas dreckig war, war er sonst noch völlig in Ordnung. Nach nur kurzer Zeit, lag ein Hauch von Schnee auf dem Ranzen und Tascha sang: "Da liegt Sternenstaub, auf dem Schmetterling drauf!" Tim: "Hä? Schmetterlinge? Im Winter?" Sie: "Ja, da, auf dem Ranzen drauf!" Er: "Ach so!" Alle drei versuchten bis nach Hause hin, immer wieder Schneebälle aus dem wenig Schnee zu formen. Jedesmal wenn sie die werfen wollten, fielen sie auseinander und sie meckerten: "Ach Menno Ey!" Ich grinste mir immer ein und guckte meine halb erfrorenen Finger an. Hatte Handschuhe vergessen gehabt. Tim sah es und meinte: "Wir gehen jetzt nach Hause, nicht zu Rossmann!" Ich guckte ihn Stirnrunzelnd an und lachte kurz. Da wollte ich gar nicht hin, aber egal. Endlich zuhause angekommen, lag etwa ein Zentimeter Schnee auf dem Ranzen und ich formte ein Schneeball draus, der auch so blieb. Tim: "Hey, das ist meiner!" Ich: "Gar nicht, hab ich gemacht!" Er: "Lag auf mein Ranzen, gib her!" Ich: "Ist nicht deiner!" Er: "Wohl!" Mama, die ihre Sachen haben wollte: "Streitet Euch nicht, alles meins!" Da guckte er sie mit offenem Mund an und sagte nichts mehr. Mama lachte und fragte, worum es überhaupt geht. Ich: "Hab ein Ranzen gefunden!" und zeigte auf Tim sein Rücken. Mama: "Na dann, macht mal sauber!" Weil dann aber Tobias und zwei andere Freunde von Tim um die Ecke kamen, rannte er mit dem Ranzen davon und wir guckten hinterher. "Na gut, dann ist es jetzt seiner!" brummte ich und schob Wiebke den Abhang wieder hoch. Mama: "Wollst nochmal weg?" Ich: "Nö, will den Wagen nicht unten stehen lassen!" Mama: "Wieso warst denn erst unten?" Ich: "Wieso gehst du mit rauf?" Sie lachte und bekam sich nicht wieder ein. "Was denn?" fragte ich. Mama: "Du machst Sachen!" Ich: "Wieso ich? Du!" Sie wusste selber nicht mehr, warum sie mit rauf ist, also ging sie mit mir in meine Wohnung und verschwand dann nach Nebenan zu den anderen. Ich schüttelte nur den Kopf und setzte mich aufs Sofa. So, was wollte ich eigentlich aufschreiben? Ach so, ja, öhm, eigentlich wollte ich unten zum Pool und mit dem Ranzen ins Wasser springen, aber da Tim ja damit abgehauen ist, konnte ich das nicht, also bleibt dies Erlebnis mal etwas trocken. Grins! |