Eslem im Graben

(02.03.2024)
Die letzte Nacht mit meinem Schatzi Jan (17), war jetzt nicht wirklich der Renner. Er pennte sofort ein und schnarchte ein wenig. Dafür war der morgen um so schöner. Wir hatten, öhm, nix hatten wir, grins! Nach dem Frühstück, pennten meine Mamas und Papa und alle anderen Gäste noch, wie auch ein paar meiner Geschwister. Mama Claudia hatte ja ihre Einweihungsparty und war noch bis fast sechs Uhr unterwegs. Konnte kaum pennen deswegen, weil immer wieder lautes Gerede da war und Autos vom Haus weg fuhren.

Nach einer genüsslichen Zigarette auf dem Balkon, fragte ich Jan, ob er mit Wiebke (11 Monate) und mir (Laura, 15), spazieren gehen möchte. "Oh ja, ein bisschen frische Luft um die Nase, ist bestimmt gut für uns drei!" strahlte er und zog sich was anderes an. Als er seine dicke Daunenjacke anzog, fragte ich, ob es ihm nicht zu warm ist da drin, weil es ja über zehn Grad werden sollte. "Oh wirklich, keine Ahnung!" kam von ihm. "Haben wir denn schon Frühling?" schob er noch hinterher. "Laut Sophie und den Meteorologen ja, laut Kalender nein!" grinste ich. "Ah ja!" brummte er und stellte sich vor den Spiegel, neben meinem Bad. "Öhm!" brummte er und fragte: "Soll ich ein Anzug anziehen?" Ich: "Ja mach mal!" Er: "Müsst ihr Euch eh dran gewöhnen, ab August fängt meine Lehre an!" Ich: "Ähm, wie bitte? Dein Abi ist in zwei Jahren!" Er: "In knapp 2 1/2!" Er versuchte mir dann zu erklären, dass er eine Vor-Lehre macht und dabei immer am Abend zur Uni muss. Hab ich nicht so ganz verstanden, aber egal jetzt.

Er zog jedenfalls sein Anzug an und ging mit mir, in Jeanshose, Hoodie, Stiefel und Friesennerz und der Lüdden im Strampler und Stiefelchen, raus an die frische Luft, grins. Da wir schon alles in der Nähe kennen, wollten wir mal ein wenig weiter raus und am anderen Fluss entlang. Nach nur wenigen Metern mit Krücken, meinte er: "Ich hol mein Roller!" und kehrte um. Ich grinste breit und wartete. Weil es mir zulange dauerte, suchte ich in meinem Rucksack nach was zu naschen. Er kam angerollt und hupte kurz. "Schöne Grüße von Mama, wir sollen uns Zeit lassen!" grinste er und ich so: "Oh, auch schon wach geworden?" Er: "Die Fahne willst nicht riechen!" "Oh, ich versteh!" lachte ich und schob die Lüdde im Kinderwagen weiter.

Fast an unserer Yacht, kamen uns Eslem (14) auf dem Fahrrad und Vanessa (15) zu Fuß entgegen und blieben auch gleich bei uns stehen. "Wohin des Weges, können wir mit?" fragten beide und Jan so: "Klar, wollen bisschen durch die Gegend, frische Luft tanken und Sonne!" Die beiden freuten sich und kamen mit uns mit. Wir marschierten immer am Fluss entlang, dann über eine Brücke und zur Wümme hoch. Mehr oder weniger waren die Wiesen und Felder noch überschwemmt, aber wir konnten in der Nähe immer weiter. Irgendwo blieb Nanni plötzlich stehen und zeigte auf den Boden. "Ein Hörspiel?" fragte ich, weil Die drei ??? drauf stand. Sie hob die CD auf und gab sie mir. "Cool, hab ich aber schon!" knurrte ich und warf sie wieder weg. Jan: "Also wirklich mal, sammele ein und nimm mit!" Etwas weiter fanden wir komische Münzen und guckten sie uns an. Es waren keine von uns oder anderen EU-Ländern. Sie sahen eher Uralt aus und wir steckten sie ein. Dann lagen da noch mehr CDs rum und wir wunderten uns.

Auf der anderen Seite vom Fluss stand eine kleine Hütte, die aussah wie eine Haltestelle im Dorf. Die wollten wir uns näher ansehen und suchten eine Brücke. Die fanden wir auch gleich, in vielen Büschen und so versteckt. Naja, man konnte sie leicht finden, wir haben nur nicht genau hingesehen. Die Brücke war etwas schmal, aber wir kamen mit Roller, Fahrrad und Kinderwagen rüber. Also mit einem Rollstuhl wären wir nicht wirklich rüber gekommen, muss ich sagen. Schon komisch. Ich ging als letztes rüber, weil ich noch weiter Hörspiele sammelte. Keine Ahnung wer sie dort hingelegt hat, aber es kann nicht lange her sein, denn sie waren alle trocken. Essi knurrte mich halb an, als ich endlich bei ihnen war. Störte mich aber nicht, weil ich etwas weiter weg, eine Katze im Baum gesehen hatte. Der Weg endete leider neben der kleinen Hütte, also musste ich durch Gehölz zu dem Baum. Ich rief die Katze immer, aber sie rührte sich nicht. Es war eine schwarze mit roten Augen. Schon etwas gruselig, aber egal, ich mag Katzen.

Irgendwann gingen wir wieder auf die andere Seite und liefen weiter. Immer wieder lagen dort Hörspiele und Münzen rum. Etwas versteckt, im Gebüsch, lag auch ein Schild und Essi versuchte es rauszuholen. Sie knurrte und meckerte immer, bis Nanni ihr half. Als sie es umdrehten, stand: "Start" auf dem Schild. Wir rätselten voll, wofür das sein könnte, aber kamen nicht drauf. Es sah auch etwas neuer aus, aber wir  wussten es trotzdem nicht. Jan fand etwas weiter noch mehr Hörspiele und fragte mich, ob Mama hier gewesen ist. Lachend sagte ich: "Glaube nicht, nö!" Nanni und Essi lachten auch und dann zeigte Jan mit seiner Krücke in den Busch. "Da liegt was, guckt mal!" sagte er und fuchtelte mit der Krücke im Gestrüpp rum. Essi half ihm gleich und sie legten ein Boot frei. Die Katze von vorher, war auch daneben. Hatte ich aber erst später gesehen. "Boah, wie Geil ist das denn?" strahlte Jan und wollte das Boot haben. "Haben doch schon eins was Schrott ist!" Nanni zeigte mit dem Finger irgendwo hin und sagte: "Stimmt, neben der Zentrale, beim Teich!" Er: "Egal, will ich trotzdem haben, hatte mal ein Segel!" Ich: "Kannst ja kaum mit Motor fahren, was willst mit Segel?" Er öffnete sein Mund, aber sagte nichts. Er schloss ihn wieder und stand auf.

Während Essi versuchte, die Katze zu verscheuchen, hörten wir ein Traktor unweit von uns. "Hm, der kann mich gleich mitnehmen! Und das Boot auch!" kam von ihm und humpelte drauf los. Nanni und ich hinterher. Ein kleinen Abhang runter ging es zu einer Pforte und wir gingen einfach weiter. Dann hörte ich Essi schreien und fragte, ob sie es auch gehört hätten. "Jub, die schreit noch immer!" merkte Jan an und ich rannte zurück zum Boot. Da war sie aber nicht und dann hörte ich sie Jammern. Sie saß in einem Graben und guckte mich traurig an. "Nein, was machst du denn?" lachte ich halb und sie so: "Bin vom Felsen gerutscht und hier rein!" Ich: "Hast schon ne Brille auf und siehst trotzdem nichts!" Sie: "Haha!" Ich half ihr schnell raus, überlegte kurz, ob sie schon mit der Jeans-Leder-Jacke schwimmen war und half ihr zum Fahrrad. Sie saß bis zur Brust im kalten Wasser und nörgelte, dass ihr neuer Rucksack nass ist. "Was machst denn auch?" lachte ich weiter und sie wieder: "Haha!" Dann schwing sie sich aufs Fahrrad und fuhr schnell nach Hause.

Ich lief wieder zu den beiden anderen und erzählte was passierte. Sie lachten gleich laut los und ich so: "Kann halt passieren, mit neuer Brille!" Nanni guckte etwas nachdenklich und sagte: "Stimmt, sie hatte ja eine auf!" Jan interessierte es nicht sonderlich und guckte nach dem Traktor, der da stand. Essi hat jetzt eine  Gleitsichtbrille, vorher hatte sie nur Kontaktlinsen. Sie muss sich erst daran gewöhnen, da passiert bestimmt noch mehr. Die Haube war noch warm, also war es der, den wir hörten, aber es gab kein Fahrer dazu. "Brumm, Brumm!" brummte jemand am Zaun und Jan erschreckte sich so heftig, dass er gleich eine Krücke nach dem Bauern schmiss. Nanni und ich lachten uns kaputt und der Bauer so: "Wow, so alt bin ich auch wieder nicht!" und hob die Krücke auf. Wiebke lachte nur und rasselte fleißig mit ihrer kleinen Rassel, die sie von Papa hat.

Wir fragten den Bauern, ob wir mitkönnen, aber das ging nicht. Jan fragte ihn dann, ob er wenigstens das Boot mitnehmen kann, was im Gestrüpp liegt. Der Bauer guckte ihn fragend an und sagte: "Zeig mal!" Da Jan aber nicht mehr laufen konnte, zeigte Nanni ihm das Boot und kam auch kurz darauf mit dem selbigen zurück. Zusammen wuchteten sie es aufs Dach vom Traktor. Weil es mit ihr am schnellsten ging, erlaubte der Bauer ihr, sich hinten draufzustellen. Jan musste also mit seinem Roller zurück und ich lief mit dem Kinderwagen neben ihm her. Zuhause angekommen, lief Nanni gerade vom Hof und verabschiedete sich. "Haben es zu dem anderen gepackt!" sagte sie noch und ging. Er fuhr auch gleich hin und guckte nach. "Supi, aber erst mein Käfer!" kam von ihm und verschwand ins Haus. Mamas und Gäste waren alle auf und futterten Salate in der Eingangshalle. Ich lief nur an allen vorbei und sagte: "Moin!" Alle, wie auf Kommando: "Moin!" Mama grinste mich an, weil ich auch meine Lüdde auf dem Arm hatte und sagte, dass sie später noch zu mir kommt. Mehr nasses gab es danach nicht mehr, jedenfalls nicht bei uns. Bei Mamas Mega-Party bestimmt noch, aber das erzählt sie euch bestimmt selber.

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