Nasser Abschied (09.07.2022)
Samstag Abend trafen wir uns ein letztes Mal mit meiner
Bekannten Tamara (35) und ihren Töchtern (Nastya 14, Yulia 8). Nach
langem Überlegen wollen sie in ihre Heimat zurückkehren, auch wenn es
dort noch nicht wieder 100 % sicher ist. Die Sorge um zurückgelassene
Angehörige und Heimweh wiegen schwerer als neue Freundschaften. Kann man
nichts machen. Jedenfalls trafen wir uns zu einem Picknick mit Einweggrill auf einer Wiese am Stadtrand, die auch ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche ist. Ich hatte Hannah (10) und ihre Freundin Lotte (11) im Schlepptau, weil Lotte das Wochenende über bei uns ist. Den Platz konnten wir alle gut zu Fuß erreichen, so dass wir kein Auto brauchten, da hätten wir auch nicht alle reingepasst. Wir grillten und aßen und unterhielten uns und lachten viel, verdrängten den anstehenden Abschied. Nur Nastya saß mit versteinerter Mine da und aß auch nix. Sie will lieber hier bleiben und geht nur widerwillig zurück in ihre Heimat. Als es zu regnen anfing blieben wir, noch am Essen, einfach sitzen, auch wenn es plötzlich so stark schüttete, dass wir alle völlig durchnässt wurden. Tamara und ich in Jeans und T-Shirt, Nastya, Lotte und Hannah in Leggins bzw. Sporttight und T-Shirts und Yulia im Kleid saßen und lagen wir auf unseren Decken und ließen uns einfach nassregnen. Natürlich waren wir weit und breit die einzigen Verrückten. Yulia legte sich sogar in eine Pfütze, die sich gebildet hatte und Hannah machte sich kräftig in ihre nassen Hosen, wie sie Lotte stolz erzählte und zeigte. Ich unterhielt mich mit Tamara weiter als wäre der schönste Sonnenschein. Nur Nastya saß in ihrer nassen, glänzenden Sporthose weiter teilnahmslos und reglos da, während ihr das Wasser aus dem nassen Haar von der Stirn quer übers Gesicht lief und vom Kinn auf das nass an ihrem Körper klebende T-Shirt heruntertropfte. Als es längst dunkel war, begannen die Kinder zu frieren und so packten wir zusammen und liefen heim, erst zu Tamara, wo wir uns vor der Haustür lang und tränenreich verabschiedeten und dann lief ich mit Hannah und Lotte durch den wieder einsetzenden Regen heim. Die beiden machten unterwegs noch Lärm und sich um die Wette in die Hosen und ich musste sie ein paarmal wegen der späten Stunde zur Ruhe ermahnen. Ich selber war in Gedanken bei Tamara und ihren Mädchen und hoffe, dass alles gut wird und wir uns irgendwann mal wiedersehen. Zuhause schickte ich die beiden durchgefrorenen und durchnässten Kinder noch kurz in die warme Dusche und dann ins Bett. Ich selber legte mich in meinen nassen Sachen ins Bett, konnte nicht schlafen. Es macht mich fertig, immer wenn ich mit jemandem Freundschaft schließe, muss ich bald darauf Abschied nehmen auf die eine oder andere Art. :-( |