Hannah mit Kummer

(25.01.2023)
Turbulente und tragische Tage liegen hinter uns, deswegen gab's auch lange nichts neues zu lesen und ich mag eigentlich auch nicht drüber schreiben. Nur soviel: Hannah (10) überraschte uns (mich, 22 und meinen Lebensgefährten Thomas, 37) Neujahr mit dem Vorsatz, nicht mehr mit Klamotten baden zu wollen. Sie hielt das auch tatsächlich durch und lief eher mit zu wenig denn mit zu viel an durch Thomas' Haus, indem ich seit kurz vor Weihnachten zusammen mit Hannah und Thomas wohne. In Dusche und Wanne sah man sie nur ohne Sachen, der Whirlpool hat Winterpause. Bis heute:

Als ich nach Hause kam, sah ich eine graue Bommelmütze aus dem Pool rausgucken. Neugierig ging ich raus und hin und traute meinen Augen kaum: Bis zum Hals im Wasser saß Hannah, in Stiefeln, Jeans, Hoodie, Unterwäsche, Wintermantel, Schal, Handschuhen und Mütze und hatte sogar noch ihren schwarzen Schulrucksack auf. Sie hatte total verheulte Augen und starrte vor sich her ins Leere. Das Wasser war nicht geheizt und eiskalt und entsprechend waren Hannahs Lippen blau und zitterten. Ich sprach sie an doch sie reagierte nicht, erst beim dritten Versuch. Ich scheuchte sie aus dem eiskalten Wasser, half ihr raus, wobei die Ärmel meines Mantels auch nass wurden, aber das war mir egal. Schnell schob ich das zitternde und tropfende Kind durch Wohnzimmer und Flur ins Bad, wo ich sie in die Badewanne stellte und warm abzuspülen anfing. Das ich selbst dabei nass wurde, mit Mantel, Stiefeln, Wollpulli, Handtasche - egal.

Bald stand ich hinter ihr in der sich mit Wasser füllenden Wanne und ließ warmes Wasser in ihren Mantel laufen, hatte ihr den durchnässten Rucksack abgenommen. Auf meine Fragen, was los sei reagierte sie erst nicht, bis sie sich schluchzend in meine Arme legte und losheulte. Wir zogen unsere Mäntel aus und legten uns in die nun volle Wanne und da rückte sie mit der Sprache raus: Ihr Schulfreund Jonas (12), mit dem sie ja seit mindestens November sehr sehr eng befreundet war, zieht in den Winterferien weg. Wie eine Große meinte sie sie fühle sich nicht bereit für eine Fernbeziehung, da musste ich ein wenig lachen. Das brach das Eis und auch Hannah lachte und wir starteten eine wilde Wasser- und Schaumschlacht, die sie fast gewann, weil sie mit ihren weit über ihre Arme ausgedehnten Ärmeln des Hoodie immer wieder auf mich ein patschte, bis ich die Ärmel festhielt. Schnell zog sie den Hoodie aus und ich meinen viel zu warmen Pulli auch und in BH bzw. Bustier ging die Schlacht ein wenig weiter, bis Hannah lächelnd und wieder gut gelaunt in meinem Arm lag - was besonders gut tat, nachdem sie seit Weihnachten sich von niemandem auch nur in den Arm hatte nehmen lassen.

Wir wuschen uns noch obenrum (dann ohne Bustier/BH) und ich wusch dann noch Ihre Haare, wobei ich sie fragte ob der Klamottenbadevorsatz nun Geschichte sei. Sie hob als Antwort nur ihre mit Jeans und Stiefel bestückten Beine nach oben und ließ Wasser aus den Stiefeln laufen, strich über den dunkel glänzenden Jeansstoff der auf ihren Beinen klebte und strahlte. Ich half ihr aus den Stiefeln und als später Thomas lachend ins Bad schaute, zeigte Hannah auch ihm stolz ihre nassen Jeansbeine. Dann ist ja alles wieder beim Alten meinte er lachend und ließ uns machen.

Als wir, nur in Bademäntel gehüllt und die nassen Haare in Handtücher gewickelt, hinunter in die Küche kamen hatte er uns schon lecker Abendessen gezaubert. Ich liebe diesen Mann!

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