Radtour - Gewitter in den Bergen (03.07.2008)

aus meinem Tagebuch
Heute hatten wir eher Schulschluss gehabt. Es war auch ein sehr warmer Tag. Kurz danach habe ich (14) mich mit Janina und Lena (beide 14), Melanie und Marie-Luisa (beide 12) und Denise (13) zu einer kleinen Radtour in den Bergen verabredet. Noch vor dem Mittag sind wir losgefahren. Mit Salat und Getränken in der Kühlbox und geschmierten Broten und Süßigkeiten in unseren Rucksäcken. Denise und ich hatten unsere Schulranzen auf. Erst ab zum Bahnhof und dann mit dem Zug weiter in die Berge.

In den Bergen haben wir irgendwo halt gemacht und uns auf Decken gesetzt und gepicknickt. Meine Mutter meinte noch vorher das es Regnen soll, also hatten wir auch unsere Regenschirme und Regenjacken dabei. Ich, Janina und Marie-Luisa hatten unsere Friesennerze dabei. Am Himmel war aber nichts vom Regen zu sehen. Es war nur einfach zu warm. Selbst im Schatten. Wir packten unsere Sachen nach ungefähr einer Stunde wieder zusammen und fuhren weiter.

Melanie konnte nicht mehr fahren, weil es immer mehr Bergauf ging. Sie hatte einfach keine Kraft mehr gehabt, wegen ihrer Beinprothese. Also sind wir ein Stück zu Fuß gelaufen. Dann fing es doch noch an zu regnen und wir zogen unsere Regenjacken an. Der Regen war aber nicht so dolle und so sind wir langsam weiter. Dann konnte Melanie wirklich nicht mehr und wir setzten uns auf zwei Bänke die am Wegesrand waren.

Ca. eine halbe Stunde später nachdem der Regen aufhörte sind wir wieder auf die Räder und weiter gefahren. Immer weiter Bergauf. Dann wurde es zu steil für uns alle und wir sind wieder zu Fuß weiter. Der Himmel wurde auf einmal dunkel und in der Ferne Donnerte es. Erst wollten wir umkehren, aber Lena und Melanie wollten unbedingt weiter. Taten wir dann auch. Dann schüttete es wie aus Eimern und es wurde richtig dunkel. Wir liefen erstmal weiter und suchten ein Unterschlupf.

Den hat Janina dann auch gefunden. Ein kleiner Weg führte zu einer Höhle hoch. Wir schlossen unsere Fahrräder zusammen an einem Baum und gingen zu der Höhle. Richtig groß war sie nicht gerade, aber wir fanden alle Platz darin. Irgendwo krachte ein Baum um. Gesehen haben wir nichts, aber man hörte es an dem knirschen der Äste und dann machte es Bum. Wir setzten uns immer weiter zusammen und warteten den Regen ab.

Dann hörten wir irgendein komisches Geräusch hinter uns. Wir rätselten was das sein könnte, aber kamen nicht drauf. "Wasser!" schrie Luisa laut und dann kam es auch schon aus dem Berg. Noch bevor wir alle aufstehen konnten riss uns das Wasser aus der Höhle. Wir rutschten zusammen den Berg hinab. Der kleine Weg war gar keiner. Es war eine Rinne für den Bach oder was auch immer das war.

Wir rutschten und rutschten. Immer weiter den Berg hinab. Melanie schrie dauernd, weil sie ständig mit ihrer Beinprothese hängenblieb. Denise hatte unterwegs ihren Schulranzen und Janina und Lena ihre Rucksäcke verloren und mir tat der Arsch weh, weil ich ständig über Steine rutschte. Wir lachten und schrien die ganze Zeit. Endlich unten angekommen landeten wir alle in einem Fluss. Denise ihr Schulranzen schwamm etwas weiter weg und die Rucksäcke flogen an unseren Köpfen vorbei.

Es regnete unaufhörlich weiter und es donnerte und Blitzte überall. Wir waren aber in diesem Fluss und mussten schwimmen. Denise schwamm ihrem Schulranzen hinterher und Janina jammerte und konnte nicht mehr schwimmen. Zum Glück hatte ich mein roten McNeill auf und so konnte ich mich hinter ihr auf den Rücken legen und ihr unter die Arme greifen. Dabei hätte ich fast ihren Friesennerz ausgezogen, weil die Strömung so stark war. Irgendwo hielten wir uns an dicken Ästen fest und versuchten aus dem Wasser zu kommen.

Das schafften wir auch alle. Der Schulranzen von Denise schwamm unbeirrt weiter und sie lief am Rand hinterher. Die Rucksäcke konnten wir retten. Janina hatte wohl ein Bein gebrochen, jedenfalls konnte sie es nicht mehr bewegen und schrie immer. Wir setzten uns irgendwo hin und warteten das Gewitter ab. Wir hatten Hunger und sahen nach was noch zu retten war. Die Brote waren völlig durchweicht. Nur der Salat, von dem wir viel gegessen hatten und ein paar Süßigkeiten waren noch übrig. Die Getränke waren auch noch da. Alles andere war völlig nass und unbrauchbar.

Der Regen hörte auf und wir versuchten so nass und dreckig und mit zerrissenen Hosen und Jacken wieder den Berg zu unseren Fahrrädern zu kommen. Janina schrie immer wieder und so bauten wir aus Ästen und Halmen eine Trage für sie. Wir legten sie drauf und versuchten sie zu viert den Berg raufzukriegen. Das klappte auch. Völlig dreckig, nass und verschwitzt kamen wir bei den Fahrrädern an.

Da bauten wir noch eine Trage fürs Fahrrad von ihr. Die Tragen klemmten wir irgendwie an unsere Gepäckträger und warteten auf Denise. Sie kam dann auch irgendwann mal und wir liefen den Berg zu Fuß hinab. Telefonieren konnte keiner von uns. Alle Handys waren kaputt vom Wasser. Zum nächsten Dorf war es nicht mehr weit, aber trotzdem machten wir immer wieder halt.

Im Dorf angekommen kam uns ein PKW entgegen. Der hielt auch gleich an und wollte wissen was passiert ist. Wir erzählten dem Mann alles und er packte Janina gleich ins Auto und fuhr sie zum nächsten Arzt. Wir konnten zu Fuß weiter. In einem Gasthof haben wir unsere Eltern angerufen und ihnen erzählt was passiert ist. Meine Mutter war richtig am meckern und wollte das ich sofort in den Zug steige und nach Hause komme.

So dreckig und kaputt wollte ich aber nicht in den Zug. Wir hatten auch alle viele Kratzer und Schrammen überall. Der Bauer dem der Gasthof gehört, schickte uns nach draußen auf den Hof und spritzte uns von oben bis unten mit einem Schlauch ab. Auch unsere Schulranzen und Rucksäcke spülte er ab. Dann gab uns die Frau viele Pflaster und gab uns Decken. Bis meine Mama mit ihrem VW-Bus kam mussten wir mit unseren nassen Klamotten in der Küche sitzen und warten.

Mama packte uns alle in den Bus und fuhr jeden zu sich nach Hause. Bei mir gab es dann noch etwas Ärger und dann war alles vergessen. Ich hab mich dann noch mit meinen nassen Sachen und meinem Schulranzen in die Badewanne gelegt. Der Ranzen hat ganz schön was abbekommen. Der hatte einige etliche Schrammen und Risse. Mein Friesennerz leider auch.

Janina hatte sich zum Glück nicht das Bein gebrochen, aber es hätte soweit kommen können, wenn wir keine Trage gebaut hätten für sie. Es war zum Glück nur angeknackst. Sie musste das Bein ein paar Wochen einfach nur still halten. An Melanies Beinprothese war der Fuß verdreht und musste gerichtet werden. Sonst ist nichts weiter passiert. Wenn wir nochmal sowas machen, achte ich gleich auf den Weg und auf die Höhle. Nochmal den Abhang runtergespült werden will ich nicht.

Zum Glück hat keiner von uns seine Brille verloren. Lena und ich hatten auch unsere Zahnspangen drin. Den ist auch nichts passiert. Was für ein Glück. Unsere Handys, Rucksäcke und Schulranzen konnten wir wegschmeißen. Genauso wie ein paar Klamotten von uns. Aber eine Radtour werden wir trotzdem noch machen. Da werden wir aber vorher das Wetter verfolgen. Besser ist das.

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