Entspannung in der Badewanne gesucht (07.03.2020)
von Claudia
Nachdem am Abend die Kinder alle im Bett waren, und eine
Gute-Nacht-Geschichte von mir (Claudia, 25) hörten, bin ich wieder ins
Wohnzimmer und hab mit Natalie telefoniert. Es geht ihr den Umständen
entsprechend gut. Sie hat leider eines der beiden Kinder verloren. Er
wurde tot geboren. Das zweite, also das Mädchen liegt im Brutkasten,
weil sie knapp fünf Wochen zu früh zur Welt kam. Wollen wir hoffen das
alles gut wird. Sie schickt mich immer wieder weg, wenn ich sie besuchen
gehe. Sie will nicht das ich sie so sehe. Das tut schon weh, aber ich
verstehe sie und bleibe ihr zur Liebe bei den Kindern zuhause. Danach hatte ich mich ins Bett gelegt, konnte aber nicht schlafen, weil ich immer an sie denken musste. Es tut schon mächtig weh das ganze. Am Nachmittag hatte ich ja mit den Kindern zu Hause im Pool verbracht um abgelenkt zu sein. Und nun liege ich mit Unterwäsche, Beinprothese, Regenhose, BH, Bluse, Friesennerz und Gummistiefeln in der Badewanne. Vor mir ein breites Brett, das man über die Ränder der Badewanne legen kann und schreibe Euch das letzte Erlebnis auf. Neben dem Laptop steht ein Aschenbecher und ein Glas Wasser. Während ich schrieb, machte ich eine kleine Pause und versuchte mich im Chat zu unterhalten. Leider war keiner von Euch anwesend. Fast eine Stunde lang starrte ich nur auf den Bildschirm und hoffte mit jemanden schreiben zu können. Zwischendurch ließ ich immer wieder warmes Wasser laufen. Meine Gedanken kreisten nur so, wegen Natalie und dem Kind. Mir kullerten die Tränen runter und ich legte das Brett zur Seite. Bis zum Hals hab ich mich dann ins Wasser gleiten lassen und starrte zur Abwechslung die Decke an. Da die Decke mir auch nichts sagen konnte, setzte ich mich wieder hin und schrieb das Erlebnis weiter. Mein Bein juckte ganz schön in der Prothese. Also ich gehe lieber stundenlang damit schwimmen als zu baden. Weiß nicht was Sophie daran so schön findet. Wie gesagt, ich geh lieber schwimmen oder Duschen damit. Als ich endlich mit dem Erlebnis fertig war, zog ich mich aus und wusch mich und machte mich frisch fürs Bett. Mit Natalies Pyjama legte ich mich hin und versuchte zu schlafen. Konnte es aber wieder nicht. So sah ich mir nochmal das letzte Erlebnis an und verbesserte es, weil ich dumme kleine Fehler fand. Danach schrieb ich dann dieses hier einfach mit auf. Es ist zwar nicht wirklich schön, aber so hatte ich etwas zu tun. Eigentlich gehört es auch nicht auf diese, sondern auf die Seite von Euch, weil es ist ja eins von mir, aber egal jetzt. So, und nun versuche ich es ein drittes mal zu schlafen. Dreimal soll ja Bremer Recht sein, also auf ein neues und bis bald mal. Claudia |