Saxophon im Pool (16.03.2020)

14 Tage im Krankenhaus waren genug. Sie waren alles andere als schön gewesen. Alles im Detail werde ich jetzt hier nicht schreiben. Nur soviel: Erst hab ich mein Sohn verloren und am Samstag auch meine Tochter. Es war und ist eine Qual für mich. Und das wird so schnell auch kein Ende nehmen. Beerdigungen dürfen wegen dem Coronavirus ja nur noch im engsten Kreise stattfinden.

Endlich wieder zuhause bei meinen Kindern und meiner Claudia! Doch bevor sie mich alle ausquetschten und mir ihre Geschichten erzählten, wollte ich nur mit meinem Saxophon alleine sein. Ich holte es und ging nach unten zum Pool. In der Sitzecke spielte ich ein paar Songs und dann machte ich mein Saxo-Techno an und spielte dazu. Nach etwa einer Stunde bin ich samt Klamotten (Unterwäsche, BH, Jeanshose, Bluse, Lederjacke und meinen schwarzen Lederstiefeln), in den Pool gegangen und habe dort weiter gespielt. Hab zwar noch den Verband um Bauch und am Arm, aber das war mir egal.

Erst ging ich nur die Stufen rauf und runter und hin und her und spielte leise auf dem Saxophon vor mich hin, aber als dann von Klingande - Save me lief, worauf ich die ganze Zeit gewartet habe, da konnte ich nicht mehr. Ich spielte es richtig laut und stampfte richtig dabei. Das Wasser spritzte nur so. Das Lied lief vier mal in anderen Versionen. Ich ließ wirklich alles aus mir raus und spielte was ich nur konnte. Irgendwann schrien Lukas, Sophie (beide 9) und meine Claudia (25), das ich (25) aufhören soll.

Da ich so laut gespielt habe und auch noch immer am stampfen war, konnte ich sie erst nicht hören. Als ich die drei sah, drehte ich mich von ihnen weg und spielte einfach weiter. Das Lied war ja nicht zuende. Halbe Sachen mache ich nicht. Naja, jedenfalls nicht bei der Musik. Sophie hielt das nicht mehr aus und kam zu mir ins Wasser und drückte mich ganz fest von hinten. "Hör bitte auf Mama!" heulte sie. Dann kamen auch Lukas und Claudia ins Wasser. Alle drei versuchten mich zum aufhören zu bewegen. Ich spielte aber weiter. Das Lied war fast am Ende, da schrie Sophie plötzlich ganz laut: "Mama! Hör auf! BITTE!" und krallte sich richtig an mich fest.

Ich hörte dann auch endlich auf und nahm sie richtig in den Arm. Das Saxophon gab ich Lukas, damit er es zur Seite legen kann. Sie heulte richtig und sagte: "Alles wird wieder gut Mama! Ich weiß das!" Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte, weil für mich alles okay war. Klar, ich hab gerade zwei Kinder verloren und das Scheiß Virus irrt durch die Welt, aber sonst?!? Ich guckte Claudia an und sie umarmte mich dann auch. Sie flüsterte mir dann ins Ohr: "Sie denkt an damals!" "Scheiße!", dachte ich da so. Jetzt machte es klick. "Ich Trottel, ich blöde Kuh. Was  mach ich denn hier?" Oh weia. Da drückte ich Sophie ebenfalls ganz fest und sagte ihr das alles okay ist und das sie sich keine Sorgen machen soll.

Dann weitete ich meine Arme aus und nahm auch Lukas und Claudia in den Arm und sagte: "Wir haben uns und daran wird sich nichts ändern! Ich hab euch alle ganz dolle lieb!" Kurze Zeit später, nachdem wir uns alle auf die Stufen gesetzt haben, um eine zu rauchen, guckte mich Sophie mit verweinten Augen an, drückte auf mein Bauch und fragte: "Tut das sehr weh Mama?" Ich wusste genau was sie meinte und sagte: "Ich hab doch jetzt dich! Da tut es nicht mehr ganz so weh!" Da brach sie erst richtig in Tränen aus. Da kamen selbst mir, Lukas und Claudia die Tränen.

"Ach kommt, lasst uns schwimmen und fröhlich sein!" sagte ich etwas später und dann schwammen wir alle eine Runde im Pool. Nach nur ein paar Minuten waren alle fröhlich und spielten Wasserball. Die drei waren natürlich auch vollbekleidet im Pool. Nur eben ohne Jacke. Als wir keine Lust mehr auf Wasserball hatten, legten wir uns auf die Luftmatratzen und machten nichts. Lukas kam mir dann etwas zu nahe und ich klatschte ihm auf den Po. "Ey, lass das!" meckerte er. Ich und Claudia lachten nur. Ich machte es dann nochmal, weil es mir Spaß machte auf seinen Rock zu patschen.

Danach sind wir alle raus und haben uns unter die Dusche gestellt und uns gegenseitig eingeseift. "Darf ich dein Rock einseifen Lukas?" fragte Sophie ihn, weil er ihn nicht einseifte. "Nee, den will ich morgen wieder anziehen!" sagte er und wich ihr aus. "Macht doch nichts, dann duftet er wenigstens gut!" meinte Sophie dazu. Er wollte es aber absolut nicht und dann fragte sie auch nicht mehr danach. Wir zogen uns dann alle um und gingen nach oben.

Am Abend hab ich meine Claudia erstmal richtig vernascht. Sie wusste gar nicht, wie sehr ich sie vermisst habe die ganze Zeit. Endlich wieder mit Zahnspange rumknutschen und sie überall berühren und alles. Und wie sie mich abgeleckt und zärtlich geküsst hat. Sorry, ich Liebe diese Frau! Sie ist einfach himmlisch!

 

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