Familientreffen im Park (29.05.2020)
Heute Nachmittag wollte ich mit meiner Frau meine große Tochter Tabea
(11) vom Bahnhof abholen, da sie über Pfingsten bei uns sein wird. Doch
wir warteten vergebens auf sie, denn sie kam schon ein Zug früher und
ist während wir hin fuhren, zu uns gefahren. Das schrieb sie mir aber
auch erst, als wir mehrfach den Bahnsteig rauf und runter gegangen sind.
Tja, so kann es gehen. Normalerweise schreibt sie mir immer wann und wo
sie gerade ist, aber heute mal nicht. Sie ging den ganzen Tag schon
nicht ans Telefon bzw. Smartphone. Da wir schon mal in der Stadt waren,
haben wir auch gleich ein Stadtbummel gemacht. Man, war das voll. Wie
vor Corona-Zeiten. Schrecklich. Wir sind auch nicht lang in der Stadt
geblieben und wieder nach Hause. Zuhause angekommen, da rannte uns mein kleiner Tim (5) schon entgegen. Kleine Umarmung und dann stand Tabea mit einem Sportanzug und Turnschuhen vor uns. "Na ups, bist du vom Bahnhof hergelaufen?" fragte Claudia sie. "Nee, ich wollt mit Lukas ein bisschen durch die Straßen gehen!" Wir beide: "Mit Lukas?" Da wurde sie ganz rot und sagte: "Ja, mit Lukas!" "Begrüß uns doch erstmal, süße!" sagte ich und drückte sie. Lukas (10) kam aus dem Haus, ebenfalls mit Sportanzug und Turnschuhen an und sagte zu Tabea: "So, jetzt können wir, bevor...." Ich: "Bevor was?" Er grinste: "Öhm, nichts!" und wurde ebenfalls leicht rot. Ich: "Was habt ihr vor? Und wo ist Sophie?" Sophie: "Hier oben!" und winkte aus dem Baumhaus. Ich verstand nichts mehr und bat alle rein ins Wohnzimmer. "Zieht euch mal schnell was anderes an, wir fahren zu Oma!" sagte ich dann. Tim und Sophie (9) freuten sich, bei Lukas hielt sich die Freude in Grenzen und Tabea war unentschieden. Eine halbe Stunde später hatten alle was feines an und wir konnten los. Da Mama sich das Bein gebrochen hat, habe ich zur Zeit ihren VW-Bus. Damit fuhren wir auch gleich los. Vorher aber noch Nudelsalat, Frikadellen und was zu trinken eingepackt. Am Herman-Löns-Park angekommen, rannte uns meine kleine Schwester Jacqueline (8) fast um. Mama, Olaf, meine Schwester Yvonne (17) mit ihrer Verlobten Sabrina (17), Chantal (12), mein Bruder Samuel (30), seine Frau Johanna (32) und dessen Tochter Nadine (9) standen auf der anderen Straßenseite und winkten. Meine Schwester Sarah (21), ihr Mann Kevin (23) und ihre vier Kinder kamen etwas später mit dem Auto an uns vorbeigefahren. Nun waren wir vollzählig. Mit drei Kinderwagen und 24 Personen sind wir dann in den Park. War schon echt krass so viele auf einmal wieder zu sehen, nach so langer Zeit. Langsam schlenderten wir durch den Park und die Kinder kamen immer wieder vom Wege ab. Es war nicht wirklich leicht den Überblick zu behalten. Mama saß zwar im Rollstuhl, aber meckern konnte sie trotzdem gut. Yvonne und Sabrina haben sich schnell von uns gelöst und sind Hand in Hand über eine Wiese verschwunden. Ich finde es einfach schön, das die beiden sich nach so langer Zeit immer noch lieben. Das erste mal waren die beiden ja mit elf zusammen und in zwei Wochen wohnen die beiden schon seit 600 Tagen zusammen. So verriet es mir Yvonne jedenfalls noch bevor sie verschwanden. Eigentlich sollten die beiden nur auf Probe bei meiner Mutter oben in der Einliegerwohnung wohnen und auch nur für kurze Zeit. Da es aber richtig gut klappt bei den beiden, bleiben sie solange bis sie eine eigene Wohnung haben. Irgendwann trennten wir uns alle und jede einzelne Familie ist wo anders lang. Ich mit Frau und meinen Kindern, Mama und Olaf mit meinen kleinen Schwestern, mein Bruder Samuel mit seiner kleinen Familie, Sarah mit ihrer und naja, Yvonne und Sabrina waren nirgends mehr zu sehen. Der Park ist ja groß genug und am ende trafen wir uns alle wieder. Tabea meinte da so zu mir, das sie den Park nicht so schön findet wie den Bürgerpark in Bremen. "Da kann man wenigstens mit dem Boot fahren!" sagte sie noch. "Können wir hier in Hannover auch, am Maschsee!" sagte Lukas zu ihr und sie wollte auch gleich hin. "Na, das lassen wir mal lieber, ist auch schon zu spät dafür!" erklärte Claudia ihr. Sie ließ aber nicht locker und wollte unbedingt da hin. Das taten wir aber nicht und blieben da wo wir waren. Auf einer Bank setzten wir uns und warteten auf die anderen. Zwischendurch setzten sich immer wieder andere Leute auf die anderen Bänke neben uns. Sophie und Lukas schmissen kleine Steine in den Annateich oder versuchten sie über die Oberfläche zu schießen. Tabea machte irgendwann auch mit und freute sich das sie die beste von den dreien war. Dann endlich kamen die anderen wieder zu uns und wir waren wieder zu 24. Auch Yvonne und Sabrina waren mit dabei. Wir blieben noch eine ganze Zeit dort und wir erzählten uns wo wir überall schon mal im Wasser gewesen sind. Wir waren ja fast alle schon mindestens einmal bekleidet im Teich gewesen. Jacqueline als sie ihren Teddy verlor und als sie im Seerosenteich war, ich mit mein Freunden nach der Schule, Lukas und Sophie beim Angeln, Olaf als er mal zu viel getrunken hatte, Yvonne und Sabrina nach der Schule mit dem Fahrrad und Chantal beim raufen mit ihrer Freundin. Währenddessen aßen wir die Salate und Frikadellen und tranken reichlich Wasser, Kaffee, Milch und Brause. Tabea hörte ganz gespannt zu und schüttelte immer wieder den Kopf. Sie wollte es irgendwie nicht glauben, das wir alle mit Kleidung einfach so ins Wasser gehen. Lukas, der unbedingt sein neuen Anzug, den er zum Geburtstag bekam, anziehen wollte, wollte es ihr zeigen und wollte so in den Teich wie er war. "Du spinnst wohl, doch nicht mit dem Anzug, da wächst du noch rein!" sagte ich, weil der Anzug nicht gerade billig war und ihm auch noch etwas zu groß war. Und außerdem muss der in die Reinigung. Nee, das wollte ich diesmal nicht. Dann wollte Sophie ihr das zeigen, aber auch das wollte ich nicht. "Ihr könnt zuhause in den Pool springen!" schlug ich vor, aber das wollten sie nicht. Sie wollten lieber in den dreckigen Teich hüpfen. Es wurde langsam dunkel und wir trennten uns wieder. Chantal und Jacqueline kamen noch mit zu uns und Tim und meine Zwillinge gingen mit zu Mama. Wir blieben alle noch am Annateich und genossen die Stille, da es auch immer weniger Leute gab, die an uns vorbei sind. Da es auch etwas kälter wurde, haben wir alle unsere Jacken aus dem Wagen geholt. Irgendwie hatte aber keiner mehr Lust zurück zum Teich zu gehen. Die Kinder waren auch nicht gerade begeistert davon das wir sie nicht ins Wasser gelassen hatten. Jacqueline krabbelte hinten in den Bus und entdeckte dort einige Decken und Handtücher. "Ihr hattet wohl vorgehabt in den Teich zu gehen!" sagte sie und hob eine der Decken hoch. Lukas: "Mama!" Da ging das ganze von vorne los. Sie wollten ins Wasser und Tabea zeigen das sie es einfach so machen. Ich ärgerte sie weiter und sagte das ich es nicht will und bat alle einzusteigen. Nachdem endlich alle drin saßen, konnten wir los. Ich fuhr in Richtung nach Hause und auf halber Strecke bog ich woanders hin ab. "Hä? Wo willst du denn jetzt hin?" fragte mich Sophie. Claudia grinste mich an und verstand was ich vorhatte. "Keine Ahnung, vielleicht zu McDonalds oder so. Ich versuchte mein Glück und fuhr auch dort hin. Zum Glück hatten sie auch und wir fuhren einmal rum und bestellten. Im Wagen wurde dann fleißig gegessen und draußen wurde es dunkler und dunkler. Dann fuhr ich weiter und drehte wieder um. Ich fuhr zum Annateich zurück zur alten Mühle. "So, damit jetzt hier mal ruhe ist, wir gehen jetzt alle im dunklen spazieren und ins Wasser!" sagte ich. Keiner sagte etwas. Sophie: "Jetzt hier im dunkeln?" Ich: "Dann halt nicht!" und drehte mich wieder um. Lukas: "Doch!" Ich: "Na, du nicht!" Lukas: "Doch!" Ich: "Lukas nein, nicht mit dem Anzug!" Sophie und Claudia fast zeitgleich: "Hab aber meine neue Prothese an!" Jacqueline: "Ich nicht!" Alle lachten. Ich: "Ja super Sophie! Und damit wolltest du vorhin einfach so ins Wasser gehen?" Da sagte sie nichts mehr und es war klar das niemand ins Wasser geht. Ein kleinen Spaziergang machten wir aber trotzdem noch im dunkeln. Da niemand mehr außer uns unterwegs war, durften alle eine rauchen, was sie auch sehr genossen. Besonders Jacqueline und Tabea. Da später zuhause keiner mehr in den Pool wollte, sind wir alle ab ins Bett. |