Flaschenpost im Mittellandkanal (30.05.2020)

Heute sind wir alle mit dem Fahrrad zum Mittellandkanal gefahren. Und wieder ging es in die selbe Richtung wie sonst auch. Weil Sophie und Jacqueline mit ihren Behindertenfahrrädern (Dreirad wegen Beinprothese) nicht so gut Vorwärts kamen, mussten wir mehrere Pausen einlegen. Aber das machte auch nichts. Das Wetter war super und es waren wenig Leute unterwegs, was mich ehrlich gesagt gewundert hat. Kurz hinter Wassel gab es ein kleinen Picknickplatz, wo wir dann auch was gegessen haben. Wir haben uns dort über zwei Stunden aufgehalten und uns Witze erzählt und uns die Sonne aufs Gehirn knallen lassen.

Von dort aus sind wir noch kurz zum Stichkanal gefahren und die wenigen Schiffe beobachtet. Da es dann doch etwas kalt wurde auf unserer Seite vom Kanal (Schattenseite), haben alle eine Jacke angezogen und weiter ging es. Unterwegs haben wir noch ein paar Angler getroffen, die auch gleich einen Grill dabei hatten. Auf dem Grill lagen allerdings keine Fische, sondern Würste. Etwas weiter platzten wir vor lachen. Das die Würste vorher mal Fische waren, konnten wir uns nicht vorstellen, die sahen auch eher wie Bratwürste aus. Lachend fuhren wir weiter.

Da schrie Lukas (10) plötzlich das da eine Flaschenpost schwimmt. Das wollten wir natürlich wissen und hielten an. Da schwamm wirklich eine Flasche, aber ob da Post drin war konnten wir nicht sehen. Und auch nicht ob die Flasche überhaupt zu war. Sie war so ungefähr in der Mitte vom Kanal. Sophie: "Darf ich die rausholen?" Das war mir klar, das sie das fragte. Ich: "Nee, lass mal da schwimmen!" Jacqueline (8): "Wenn da jetzt aber was wichtiges drin ist!" Tabea (11): "Ja, vielleicht ein Hilferuf oder so!" Lukas: "Oder eine Schatzkarte!" Claudia (26) grinste mich an und sagte: "Vielleicht auch ein Liebesbrief?" Chantal: "Oder Hausaufgaben, die jemand machen soll!" Ich: "Na, ihr habt ja Fantasien!"

Lukas fing gleich an, um einen Stock ein Band zu befestigen um damit die Flasche näher zu holen. Nach einigen etlichen Versuchen, kam die Flasche aber nicht wirklich näher. Tabea: "Soll ich die Flasche rausholen? Ihr wollt doch immer das ich bekleidet ins Wasser gehe!" Sophie: "Oh ja, mach mal, will das sehen!" Lukas: "Die Schuhe würde ich aber anlassen, wer weiß was da alles drin ist hier!" Tabea: "Darf ich Mama? Die ist ja nicht so weit drin, nur am Rand!" Da ich mir schon gedacht hatte, das irgendjemand ins Wasser geht, hab ich vorher in meinem Fahrradanhänger frische Klamotten eingepackt.

Ich nickte nur mit dem Kopf und sie setzte ihren Schulrucksack ab und kletterte zum Wasser runter. Ihre Schuhe waren schon im Wasser, da wollte sie ihre Lederjacke ausziehen. "Die kannst ruhig anlassen!" sagte ich und sie: "Die ist aber echt!" Ich: "Trotzdem!" Sie: "Aber wehe die wird nass. Ich bekomm voll den Ärger!" Ich: "Von mir nicht!" Sie zuckte mit der Schulter und ging weiter rein. Sie stand bis etwas über den Knien im Wasser und versuchte an die Flasche zu kommen. Es klappte aber nicht. Dann ging sie nur ein Schritt weiter und plumpste komplett rein. Sie schrie und schwamm schnell an den Rand.

"Mama!" schrie sie. Ich: "Was denn, ist das Wasser kalt?" Sie: "Nee, meine Jacke!" Dann griff sie in die Taschen und warf ihr Smartphone und die Zigaretten an Land. "Wehe die sind nass, dann kaufst du mir neue!" meckerte sie und wollte ihre Jacke ausziehen. Lukas: "Die kannst jetzt auch anlassen, ist doch eh nass jetzt!" Ich: "Recht hat er!" Sie machte die Jacke wieder zu und drehte sich um. Durch die Wucht, bei der sie ins Wasser fiel, schwamm die Flasche fast zur anderen Seite rüber. "Na toll, jetzt muss ich auch noch schwimmen!" sagte sie und machte es auch gleich. Sophie freute sich riesig darüber und jubelte voll.

Tabea nahm die Flasche an sich und sagte: "Da ist nichts drin, nur Sand!" Wir lachten alle und sie schwamm zu uns zurück. Sie kam aber nicht mehr raus und rutschte immer wieder ab. Ich: "Schwimm zur nächsten Brücke, dann kannst du wieder raus!" Sie schwamm dann auch zur nächsten Brücke bzw. versuchte es. Nach ein paar Metern konnte sie nicht mehr und kam an den Rand. Lukas: "Kannst nicht mehr?" Sie: "Doch, aber ich schwimme gegen den Strom!" Dann drehte sie sich um und schwamm in die andere Richtung. Die Brücke war zwar weiter weg aber sie kam besser vorwärts.

Zum Glück war gerade weit und breit kein Schiff zu sehen. Auf der anderen Seite fuhren Radfahrer vorbei und guckten immer. Ein paar wollten zur Hilfe kommen, aber das brauchten sie nicht. Sophie, Lukas und auch Chantal freuten sich mächtig, wie Tabea mit ihrer Lederjacke und den anderen Klamotten im Wasser schwamm. Claudia und ich freuten uns natürlich auch darüber. An der Brücke angekommen, kam sie schnell raus und lief lachend zu uns. Sophie und Lukas: "Und wie wars?" Sie sagte erstmal nichts und setzte sich ins hohe Gras. Ich legte eine Decke um sie und sie lachte. Nach einer kurzen Pause fragte sie mich: "Mama, darf ich nachher zuhause noch so in den Pool gehen?"

"Aber immer doch!" sagte ich. Lukas, Sophie, Chantal und Jacqueline fragten sie dann nochmal wie es für sie war, so zu schwimmen. Tabea: "Geil, es war einfach nur geil, vor allem mit der Jacke!" Die vier freuten sich und tanzten wie blöde da rum. Ich: "Magst jetzt doch bekleidet schwimmen?" Sie: "Darf ich nochmal?" Ich: "Mach!" Das machte sie auch wirklich. Sie ging wieder ins Wasser und schwamm unter der Brücke zur anderen Seite. Sophie guckte mich an und ich sagte: "Rein mit dir!" Das ließ sie sich nicht nehmen und ging rein und schwamm Tabea hinterher. Mit ihrer alten Beinprothese, Schuhe, Jeanshose, Pulli und ihrer Hello-Kitty-Jacke. Unterwäsche hatten beide auch noch an und Strümpfe.

Ich guckte Lukas und Chantal an und fragte ob sie auch mit rein wollen. Das wollten sie aber nicht. Naja, müssen sie auch nicht, wenn sie nicht wollen, dachte ich mir und sah Sophie und Tabea beim schwimmen zu. Beide kamen mit strahlenden Gesichtern aus dem Wasser und kamen zu uns. Unter einem Riesen Badehandtuch zogen sie sich um und dann fuhren wir wieder nach Hause. Die beiden fuhren ziemlich schnell, weil ihnen kalt war, trotz warmer Kleidung. Das Wasser war eben doch noch nicht so warm. Aber Spaß hatten sie ja gehabt.

Wieder zuhause fragte mich Tabea nochmal ob sie in den Pool darf. "Klar!" sagte ich und sie rannte mit den anderen nach unten. Sie und Sophie zogen sich ihre nassen Sachen wieder an und sprangen in den Pool damit. Lukas und Chantal waren schon drin. Jacqueline sprang dann auch rein und ich hinterher. Etwas später stand ich mit Tabea am Rand und sie strahlte mich an. "Macht doch Spaß mit der Lederjacke zu schwimmen, oder?" fragte ich sie und sie nickte unaufhörlich mit dem Kopf. Ich streichelte ihr über den Kopf und sagte: "Komm!" Wir schwammen dann um die Wette mit den anderen und meine Frau stand am Beckenrand und sah uns zu. Sie wollte nicht mit rein.

Über eine Stunde schwammen wir noch im Pool hin und her und tauchten auch. Danach zogen wir uns um und gingen alle zufrieden nach oben. Schnell noch Abendessen und dann ins Bett.
 
Hier mal ein paar Phantombilder der Kinder, die sie selber gemacht haben:
So sehen sie jetzt nicht wirklich aus,
aber die Bilder kommen ihnen schon sehr nahe!
Sie wollten alle drei, das ich die Bilder mit draufmache.
Die Brillen stimmen nicht ganz, aber Segelohr und Narbe stimmen.
Bei Tabea sind es keine Pickel sondern Sommersprossen (habe auch welche)

Hier gibt es die Version von Laura (11)

 

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