Der lange Tunnel (11.07.2020)
Nach einer sehr schönen langen Nacht im neuen Zuhause, machten Claudia und ich es uns im eigenen kleinem Bad fertig und ich begrüßte meine beiden kleinen, die schon in ihren Betten am spielen waren. Wir nahmen je eins auf den Arm und gingen nach unten. Die Kinder wollte ich noch schlafen lassen, aber die waren auch schon wach und draußen am spielen. Teilweise in Regenkleidung, weil es regnete.

Nach dem Frühstück sahen wir uns in aller Ruhe unseren Garten nochmal an und quatschten wieder viel. Ich fragte mich da immer, warum der kleine Berg da ist. Der hatte eigentlich kein Nutzen. Als Rodelbahn, wenn es denn mal wieder schneien sollte im Winter, ist der zu klein. Auch warum der kleine Deich hinter den Minigärten sein soll war mir ein Rätsel. Die Kinder wussten es aber auch nicht. Zu Mittag haben wir neben dem Seerosenteich gegrillt und dann sah ich auch dort etwas was da vorher noch nicht war. In ihm war ein großes Rohr an der einen Seite, das zum Berg führt. Und auch hinter dem Pavillon war ein kleiner Deich gebaut worden. Das kam mir schon alles etwas komisch vor und war voll am Überlegen, was es sein könnte.

Olaf, mein Onkel und meine Tante guckten mich immer an und grinsten. Irgendwann wollte ich es dann wissen und sagte: "Ihr sagt mir sofort was das für ein Rohr ist und was der Deich hier zu suchen hat!" Das wollten auch meine Kinder dann wissen und nervten Olaf und mein Onkel damit. "Wir zeigen es euch, aber mitkommen tun wir nicht!" sagte Olaf und grinste die ganze Zeit. "Mitkommen? Wohin?" fragte Sophie (10) neugierig. Mein Onkel lachte laut und nahm sie an die Hand. Durch den Torbogen führte er uns dann zur Einfahrt und zum Teich. Er stand auf dem Strand, der mal eine kleine Wiese werden soll. Da sie wussten das wir erst alles ansehen wollen, haben sie noch keinen Rasen ausgesät. Er zeigte mit seiner Hand zur Einfahrt und sagte: "Da ist der Eingang!"

Laura (11) lachte und sagte: "Logisch, anders kommen wir ja nicht aufs Grundstück!" und lachte. Lukas (10) guckte und guckte und entdeckte dann ein weiteres Rohr. "Da ist ein Rohr unter der Einfahrt!" rief er und ging einfach in den Teich, mit seinem Anzug, den er unbedingt anziehen wollte. Laura, die eine Strumpfhose, ein Kleid und die Lackschuhe von der Poolparty anhatte und auch ihren gelben Friesennerz anhatte, mit der sie ja gestern im Wasser war, folgte ihm. Dann sah auch ich den Tunnel und folgte den beiden. Mit Jeanshose, Turnschuhe, Pulli und meiner Steppjacke. Claudia und auch meine Cousine Vanessa (10) folgten uns. Alle vollbekleidet mit Schuhe und Jacke.

Wir gingen alle über die Rampe ins Wasser und schwammen zum Rohr. Mein Onkel warf Lukas ein paar Taschenlampen zu und er ging rein. Auf allen vieren gingen wir durchs Rohr, das einen Durchmesser von ca. 1,50 hatte. Nach etwa dreißig Meter machte er einen Knick nach links und es kam oberhalb unserer Köpfe eine kleine Höhle zum Vorschein, in der ein Stuhl stand. Claudia und ich lachten voll und Sophie setzte sich gleich drauf und guckte mich mit ganz großen Augen an. "Was denn?" fragte Laura und drehte sich um, weil sie dachte das da irgendwas ist. "Hab meine Zigaretten noch in der Tasche!" sagte sie und zuckte voll zusammen, als ich meine Hand hob. "Jetzt ist es zu spät!" sagte ich und sie kam wieder ins Wasser. Meine Hand hob ich nur, weil es mich an der Nase juckte. Dann stellte auch Laura fest das sie ihre Zigaretten noch dabei hatte. "Hast du deine auch dabei?" fragte ich Lukas und er suchte seine ganzen Taschen ab. "Nö!" sagte er dann. "Ihr bekommt nachher neue!" sagte ich den Mädels und dann ging es weiter.

Wir krochen weiter und nach weiteren fünfzig Metern bog das Rohr wieder nach links ab und führte direkt in unseren Seerosenteich, wo schon die anderen auf uns warteten. Wir krochen raus und standen im Teich, alle bis zum Hals im Wasser. "Da hinten geht es weiter!" sagte mein Onkel. Also ab durch den Teich und unter der Brücke hindurch. Und dann kam ein weiteres Rohr wo wir durchkrochen, naja die Kinder gingen eher dadurch. Nach etwa weiteren dreißig Metern hörte das Rohr auf und es waren dicke Felsen zu sehen, die zu einer großen Höhle wurden. Rechts und links vom Wassergraben waren kleine Höhlen in die man sich setzen und auch stellen konnte. In der Wand waren auch zwei Wölbungen in die man sich legen konnte. Sozusagen als Bett benutzen kann.

Wir redeten alle durcheinander und malten uns schon Erlebnisse aus, die man hier erleben könnte. Dann fielen plötzlich kleine Steine und Dreck von der Decke und das Tageslicht kam rein. "Alles gut bei euch da unten?" fragte uns meine Tante durch die Öffnung. "Ja!" lachten Laura, Lukas und Vanessa. Wir standen genau unter dem kleinen Berg, der im Garten war. Jetzt wusste ich auch warum der da ist. "Wollt ihr noch weiter?" fragte mein Onkel von oben runter. Die Kinder gleich alle zusammen: "Ja!" "Dann taucht ab!" sagte mein Onkel und machte die Öffnung wieder zu. "Abtauchen?" fragte Laura. "Wohin denn?" fragte uns Lukas. Sophie: "Ich denke in diese Richtung, einfach geradeaus weiter!" und tauchte mit der wasserdichten Taschenlampe ab. Nach nur einer Minute kam sie wieder hoch und sagte das es nur ein kleiner Tauchgang ist.

"Hab doch erst meine Haare gemacht!" meckerte Laura und wir lachten. "Los komm, weiter!" sagte Lukas und nahm ihre Hand. "Muss das sein? Hab ne Stunde gebraucht damit sie so sind wie sie sind!" Wir lachten wieder alle und tauchten dann nacheinander ab. Laura wollte erst nicht, aber kam dann doch mit runter. Der Tauchgang war nach ein paar Metern auch schon zuende und es ging weiter in einem Rohr. Nach zwanzig Metern ging das Rohr wieder nach links ab und wir sahen Licht. Nach weiteren zehn Metern kamen wir direkt am Bootssteg raus, wo die anderen schon auf uns warteten.

Die Kinder krochen raus und waren total begeistert von dem langen Tunnel. Claudia und ich aber auch. "Aber mehr Licht könnte da unten schon sein!" sagten Sophie und Laura wie aus einem Mund. Wir lachten wieder und Olaf meinte: "Kommt noch, aber da müsste jemand von euch Kindern helfen. "Ich mach das Papa!" sagte Lukas sofort und dann war klar, wer hilft. Mit dreckigen und nassen Klamotten standen wir auf dem Anleger und rauchten erstmal eine. Laura fummelte in ihren Haaren rum und holte sich die ganzen Haarspangen raus, die sie drin hatte. Aus ihrem Friesennerz holte sie dann ein Haargummi und band die Haare zusammen. Sophie half ihr dabei, während sie ihre Zigarette im Mund ließ.

"So, und jetzt wieder zurück, aber mit Schulranzen auf!" sagte ich Scherzhaft und Sophie rannte sofort zum Haus und holte ihren. Lukas und ich holten unseren dann auch. Laura und die anderen wollten sich lieber was frisches anziehen, weil ihnen kalt wurde. Sophie und ich hatten unsere roten McNeill-Schulranzen (T31 und T66) auf und Lukas seinen Fußball-Schulranzen (T51). Langsam krochen wir wieder ins Rohr und kamen zur Höhle, in der wir wieder tauchen mussten. Sophie tauchte als erstes ab und blieb mit ihrem Schulranzen hängen. Lukas tauchte ab und half ihr und blieb danach selber mit seinem Schulranzen hängen. Sophie war auf der anderen Seite angekommen. Ich tauchte ab und schob Lukas mit seinem Schulranzen durch und blieb dann auch da hängen, kam aber durch.

"Nee, alleine geh ich da nicht mit Schulranzen durch. Den müssen wir vorher absetzen immer und durchschieben vorher!" sagte Sophie und setzte sich in eine Bettnische. Die Luke oben ging wieder auf und Olaf fragte uns ob alles gut geklappt hat. "Woher wissen die immer wann wir hier sind?" fragte mich Lukas, aber ich wusste es nicht. Nach ein paar Minuten gingen wir weiter und kamen wieder am Teich raus. Die anderen standen da schon und wir gingen raus. "Woher wisst ihr immer, wann wir wo sind?" fragte Lukas Olaf und er sagte: "Keine Ahnung!" "Mit Schulranzen auf da hinten tauchen ist aber gefährlich!" sagte Sophie ihm und mein Onkel sagte: "Hab ich dir doch gesagt, das es da tiefer sein muss!" Olaf und mein Onkel Fachsimpelten dann und wir gingen ins Haus und zogen uns um.

Danach hatte keiner mehr richtig Lust auf Abenteuer und wir blieben im Haus.

Hier gibt es die Version von Laura (11)

 

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