Am Baggersee (16.06.2021)
Nach der Arbeit, ich hatte heute wieder mal früher Dienst, wollte ich zum Unisee und schwimmen gehen. Schon als ich mit dem Wagen dort ankam, sah es sehr voll aus, aber ich parkte trotzdem am Campingplatz und lief an den Strand. Es waren wirklich viele Leute dort, was ich nicht gedacht hätte. Die meisten hatten keinen Abstand und Masken hab ich auch kaum welche gesehen. Nee, das war mir echt zu voll um dort mit Uniform ins Wasser zu gehen. Es waren zwar doch etwas viele mit Shirt oder Bluse/Hemd und kurzer Hose im Wasser, aber nee, lieber nicht. Obwohl es Schattig war wo ich langlief, kam ich schnell ins Schwitzen und lief, nachdem ich mir ein Eis geholt hatte, wieder zum Wagen und fuhr los.

Unterwegs fiel mir dann ein, das ich ja mal mit Claudia an einem Baggersee war, der etwas abgelegen ist und an einem Fluss liegt. Noch während der Fahrt freute ich mich darauf mit meiner Uniform ins Wasser zu gehen und wackelte hin und her. An einer Ampel guckte mich ein Mann ganz komisch an, er dachte wohl ich muss mal oder bin Behindert, oder was weiß ich was der dachte. Mir war es egal und fuhr ohne Umwege zu dem Baggersee und fuhr den Feldweg rein. Außer einem Spaziergänger mit Hund war niemand dort. Im Auto rauchte ich noch eine und wartete bis der verschwunden war.

Schnell noch meine Arbeitsschuhe mit den High Heels getauscht und los ging es. Ich ging immer weiter den Weg rein und kam am anderen Ende vom Baggersee wieder raus. Nee, so weit wollte ich nicht, dachte ich und ging wieder ein Stück zurück. Ich schwitzte immer mehr und dann ging ich einfach mit meiner Uniform vom Busfahren in den Baggersee. Etwas schlammig war der schon, aber es ging. Ich ging ein paar Schritte weiter rein und rutschte dann tief hinab und musste schwimmen. Genau das wollte ich ja auch und schwamm weiter. Es war einfach nur herrlich im Wasser zu sein, egal mit was. Meine Krawatte die ich trug, verfing sich immer wieder in mein Haaren, bis ich sie mit der Krawattennadel festband. Hatte zwar schon etwas Angst die Nadel zu verlieren, aber so war es auf alle Fälle besser.

Ich schwamm immer am Rand entlang und dann hörte ich plötzlich Kinder rufen. "Mama? Mama? Bist du hier irgendwo?" Ich dachte mir nichts dabei und schwamm einfach weiter. Dann hörte ich wieder Kinder irgendwo, wie sie redeten und sich ein Platz zum pinkeln suchten. Hörte sich wie meine an, aber ich grinste mir nur voll ein und machte dann auch ins Wasser bzw. in meine Binde. Hatte ja am Wochenende mit Laura zusammen meine Tage bekommen und hatte eine Binde drin, die ich schon fast vergessen hatte. Naja. Ich guckte beim schwimmen so zu den Büschen und sah plötzlich Sophie (11) da sitzen. Ich blieb sofort stehen und guckte zu ihr. Sie sah sehr angestrengt aus, als würde sie, öhm naja. Ihre Brille hing weit unten auf der Nase und dann guckte sie zu mir. Mit großen Augen rief sie dann: "Mama?" und fiel nach hinten ins Gestrüpp. Als sie wieder hochkam, fragte sie: "Bist du das Mama?"

Und dann kam auch Laura (12) daher und guckte blöd. Etwas später kam auch Lukas (11) mit einer Sonntagshose und einem kurzen Hemd dazu. "Was macht ihr denn hier?" fragte ich und schwamm zu den dreien hin und krabbelte raus. Das selbe wollten die drei aber auch von mir wissen und fragten mich halbe Löcher in den Bauch. Ich lachte immer wieder und erzählte ihnen dann, das ich eigentlich zum Unisee wollte und so. Da lachten die drei plötzlich laut und meinten, das sie Claudia dahin eingeladen hätte. Das freute mich natürlich, aber das sie alle drei in Sonntagskleidung da waren, fand ich schon komisch und als sie mir weißmachen wollten, das sie nach dem Unisee noch zur Kirche gehen, glaubte ich kein Wort und rief Claudia an. Mit ihr quasselte ich noch ne Runde und fragte ob alles stimmt was die Kids so sagen. Sie bejahte alles und dann ließ ich die drei weiter fahren.

Sophie fragte mich da noch, was ich jetzt mache und ich sagte: "Ich geh wieder schwimmen!" und machte es auch. Die drei fuhren weiter und ich schwamm weiter umher. Wollte gar nicht mehr aufhören zu schwimmen, weil es einfach nur herrlich war, so mit der kompletten Uniform (Hose, Bluse, Krawatte, Blazer und High Heels) zu schwimmen. Aber irgendwann muss ja mal Schluss sein und ich ging raus. Da kam mir eine Frau mit Hund entgegen. "Na huch, was ist passiert?" fragte sie und ich so: "Nichts, gehe immer so schwimmen!" Mit offenem Mund guckte sie mir bis zum Auto hinterher und lief dann weiter. Ich setzte mich so quatschnass in mein Kombi und fuhr zum Unisee weiter. Genau neben Claudias Mini war noch Platz und stellte mein Wagen ab.

Ich ging dann in die Richtung, wo wir auch letztes Jahr schon waren, aber fand sie nicht. Ich lief immer auf und ab und ging auch näher ans Wasser. "Ach da seid ihr, hätte ich mir ja denken können!" sagte ich als ich sie endlich fand und setzte mich zu ihnen auf die Decke. Sophie und Lukas waren wohl mit ihrer Kleidung im Wasser gewesen, jedenfalls lagen sie in der Sonne zum trocknen. Ich sagte dazu auch nichts, weil bei dem Wetter trocknet auch schnell alles. Nach einer Stunde fuhren wir dann zur Kirche und gingen rein. Sophie, Lukas und ich mit unseren Sachen, die wir vorher im Wasser anhatten. Sie waren ja auch wieder trocken, außer unseren Schuhen, aber dazu sagte niemand was.

Weil ich doch schon etwas müde war, wollte ich nach dem Gottesdienst nach Hause und wir holten auf dem Weg noch die Räder der Kinder, weil sie die ja auch am nächsten Tag wieder zur Schule brauchen. Während der Fahrt nach Hause hatte ich dann doch wieder den Drang danach, schwimmen zu gehen. Ich schwitzte auch wieder und rief Claudia unterwegs an. Sie wollte dann auch mitkommen und wir fuhren wieder an den Baggersee. Dort angekommen hörten wir schon Musik und sahen etwas später auch ein paar Jugendliche dort Biertrinkend sitzen. Die Kinder wollten dann alle nicht mehr bleiben und lieber wieder nach Hause. Also holten wir schnell die Räder wieder aus den Autos und sie fuhren Heim.

Claudia und ich liefen dann Hand in Hand zu den Jugendlichen und die bellten wie Hunde oder Wölfe und wollten das wir verschwinden. Wir ließen uns aber nicht beirren und liefen weiter. Dann ging Claudia einfach mit Kleid, Beinprothese, High Heels und ihrer Handtasche in den Baggersee und schwamm. Die Jugendlichen lachten und sagten: "Ja, schwimm du Behinderte, geh unter!" und lachten immer wieder und verkippten ihr Bier. Ich sagte erstmal nichts dazu und wartete ab. Claudia schwamm einmal auf die andere Seite und zurück und die Jungs lachten und beschimpften sie immer weiter. Dann kam Claudia raus, lief zu den Jugendlichen und sagte: "Auch mit Holzbein kann man gut schwimmen, solange man was im Kopf hat!" und lachte die drei Jungs aus. Die beiden Mädels entschuldigten sich bei ihr, aber die Jungs machten weiter mit ihren Beschimpfungen. "Nicht nur behindert, sondern auch noch lesbisch!" und sowas riefen die drei.

Dann mischte ich mich ein und beschimpfte sie, so von wegen Nichtsnutze und Arbeitsscheue Kerle und so. Ein kleiner Streit fing an und weil Claudia immer lauter lachte und sich einfach von den Jungs ein Bier wegnahm und es trank, beruhigten sich die drei schnell wieder und wir kamen richtig ins Gespräch. Als ich dann noch meine Kühlbox mit 12 Bieren aus dem Wagen holte, machten wir richtig Party. Zwischendurch gingen wir alle mit Klamotten ins Wasser, die Jungs mit Shorts und Shirts und Turnschuhen und wir Mädels alle mit Kleid und High Heels, die die beiden Mädels aber sehr schnell wieder auszogen und an Land schmissen. Sie durchlöcherten uns wegen den Schuhen, die wir ja angelassen hatten und wegen Claudias Beinprothese und dann tanzten und tranken wir am Ufer weiter und vergaßen die Zeit. Es wurde immer dunkler und dunkler und wir immer voller und voller.

Die beiden Mädels, so um die zwanzig, tranken sehr wenig bis gar nichts und brachten uns später noch nach Hause bzw. bis zur Fähre. Von da aus sind wir lachend durch den Fluss nach Hause. Alle waren am schlafen und alles war dunkel unterwegs. Irgendwo gingen die Lichter an und wir schwammen schnell weiter. Fast sind wir noch an unserem zuhause vorbei geschwommen und lachten voll. Leise schlichen wir uns nach oben und legten nur unsere Brillen auf den Nachtschrank und legten uns ins Bett. Mit Zahnspange im Mund und den High Heels noch an den Füßen, schliefen wir etwas später auch ein. Am nächsten morgen weckte uns Tim (6), aber wir schickten ihn zu Janina nach unten, die ja in Sophies Spielzimmer gepennt hatte. Claudia rief noch auf ihrer Arbeit an, das sie sich ein Tag Urlaub gönnt und ich ging mittags wieder zur Arbeit.

 

Zurück zur Hauptseite