Mit Jule auf der Osterwiese (09.04.2022)
Heute früh schickte ich Laura (13) zum Bäcker, aber da kam sie nie an, weil sie in einem Regenfass baden war. Davon hat sie ja selbst schon berichtet. Also musste Sophie (11) los. Als sie zurück kam, berichtete sie uns dass sie Jule (16) gesichtet hatte. War völlig neben mir und fragte sie aus. "Wo? Wie? Wann?" fragte ich. Nachdem sie alles erzählte gab es für mich kein halten mehr. Ich rannte auf den Flur und zog mir mein Friesennerz über und rannte raus. Im Auto bemerkte ich dass ich noch meine Hausschuhe anhatte und rannte schnell wieder ins Haus.

Mit Lederstiefel an ging es dann endlich los. Ich fuhr ins Dorf und suchte Jule. Irgendwo sah ich sie dann auch und stellte den Wagen ab. "Jule!" sagte ich schräg hinter ihr. Sie drehte sich um und begrüßte mich herzlich mit einem "Natti!" Ich verzog mein Mund und sagte: "Nata, wenn schon!" Natti hört sich so kindisch an. Ich stellte ihr zich Fragen und sie so: "Och nö Nata, quetsch mich nicht wieder aus hier! Wo kommst du überhaupt her?" Als ich ihr sagte, dass Sophie sie gesehen hatte, meinte sie: "Sophie? Hier?" Als wäre es ein Wunder das wir dort einkaufen gehen. Zusammen gingen wir zur Schule von Sophie und Tim, wo ein kleiner See ist und unterhielten uns dort.

Sie wollte zwar weg, in eine andere Stadt, aber ohne Geld gelang es ihr nicht hier wegzukommen. Wir unterhielten uns knappe zwei Stunden über dieses und jenes. Zwischendurch wurden wir immer wieder vom Regen nass, aber das hielt uns nicht ab weiter zu reden. Langsam schlichen wir zum Wagen und ich bat sie einzusteigen. "Sind Jan und Lukas auch da?" fragte sie leise. "Wo sollen die sonst sein?" fragte ich zurück. Zögerlich stieg sie in den Wagen und schnallte sich an. Auf dem Weg nach Hause sagte sie kein Wort und guckte nur starr aus dem Seitenfenster. Nach einem kleinen Stau kamen wir zuhause an und sie stieg aus.

Im Wohnzimmer saß Claudia (27) mit den Zwillingen am spielen und als sie Jule sah, zog sie eine Schnute. "Oh, dich gibts auch noch?" fragte sie etwas säuerlich. Wir setzten uns neben sie und unterhielten uns eine Weile. Zwischendurch fragte Claudia sie immer, ob sie jetzt mal bleiben könnte wo sie ist und nicht wieder abhaut. Jule fühlte sich irgendwie nicht so wirklich Willkommen und spielte mit ihren Fingern. Irgendwann schnauzte ich meine Claudia an, das sie Jule mal in Ruhe lassen soll, was sie zu Gegenwehr veranlasste. "Lass du doch mal die Finger von ihr, wir sind verheiratet, nicht Ihr!" Da fing Jule an rumzumeckern und behauptete, das sie bei uns nicht willkommen ist und das es einfach das beste wäre, das sie aus unserem Leben verschwindet. Die Zwillinge bekamen Angst und rannten zu Sophie ins Zimmer. Der Streit ging noch eine ganze Weile und dann stand Lukas plötzlich im Wohnzimmer und Jule wurde ganz still. Claudia lachte, warum auch immer und Lukas fragte uns, warum wir so laut sind.

"Alles gut!" sagte ich und schnaufte durch. "Seh ich anders!" sagte Lukas und ging in die Küche. Jule saß zusammengekauert auf dem Sofa und sagte nichts mehr. Etwas später machten Claudia und ich in der Küche das Essen fertig und riefen die Kinder zusammen. Beim Essen blickte Jule immer wieder zu Lukas und Jan rüber. "Lass die Finger von meinem Jan!" fauchte Laura sie irgendwann an. "Ist ja gut!" sagte sie etwas verlegen und aß weiter. "Was haltet ihr davon, wenn wir zur Osterwiese fahren?" fragte ich um etwas fröhlichere Stimmung reinzubringen. Laura: "Werder spielt nachher!" Claudia: "Dann halt danach!" Das hielten alle für eine gute Idee und so machten wir es dann auch.

Nach dem Spiel, was Werder 1:1 verlor oder gewann, machten wir uns fertig für die Osterwiese. Jule kam natürlich mit, aber blieb stumm an unserer Seite. Die Kinder rannten gleich zu den Fahrgeschäften und fuhren ein paar Runden. Immer wieder wurden wir vom Regen überrascht und wurden etwas nass. Laura ging nicht überall rein, weil sie Angst hatte das ihre Narbe wieder aufgeht. Sie ging nur in die Geisterbahn, lange Rutsche und ein paar anderen leichteren Fahrgeschäften. An einem Stand gewannen wir ein paar Plüschtiere und die kleinen freuten sich riesig darüber.

Dann plätscherte es auf einmal heftig und wir suchten in unseren Rucksäcken nach den Regenschirmen. Als wir sie endlich gefunden hatten und aufspannten, ließ der Regen wieder nach und wir konnten sie wieder einstecken. Mit lachen gingen wir weiter und aßen irgendwo Pommes Flagge (Rot Weiß) und holten uns was zu trinken. Danach sind Lukas, Jan und Sophie wieder auf dem Rummel verschwunden und wir anderen sind wieder nach Hause.

Nächste Woche fahren wir ein wenig mit dem Camper durch die Gegend. Nordsee, Dänemark und Niederlande sind auf dem Plan. Jan und Laura sind in der Zeit bei Olaf, weil sie Angst hat um ihre Narbe. Ist vielleicht auch besser so. Meine kleine Schwester Jacqueline (10) und Jule kommen mit uns mit.

 

Zurück zur Hauptseite