Sophie liest im Schlamm

 (22.09.2022)
Nach der Arbeit heute kam es mir irgendwie zu leise vor unten und ich wurde stutzig. "Sind wohl alle oben am spielen!" dachte ich und stieg langsam die Treppe rauf. Dort hörte ich auch die Kinder am spielen. Sie waren alle ganz oben auf dem Dachboden im Partyraum. Mein kleiner Timmy hatte ja heut Geburtstag und er durfte sich ein paar Freunde einladen. Ich guckte kurz rein und sah ihnen zu. Claudia, Jule und Olaf passten auf das nichts schlimmes passierte. Im Pool wollte Tim nicht feiern, weil ein paar nicht schwimmen können. Da ja alles in Ordnung war, guckte ich noch kurz bei Luka (12) und Laura (13) in die Zimmer und dort war auch alles in bester Ordnung. Unten guckte ich doch noch mal bei Sophie (12) rein, weil sie kein Krach machte wie sonst immer. Ihr Zimmer war leer. Von oben gestört fühlen konnte sie sich nicht, also machte ich mir Gedanken. Weg wollte sie auch nicht, so sagte es mir Claudia jedenfalls vorher.

Mit Gummistiefeln und Regenjacke, weil es regnete, sah ich im Garten nach. In ihrem Garten war sie nicht und auf dem Spielplatz auch nicht. Dann blickte ich zum Fluss runter und sah ein bunten Regenschirm, der ziemlich tief hing. "Hat sie sich da hingelegt?" fragte ich mich und ging hin. Aus der ferne sah ich sie schon und lachte. Sie saß bis zur Brust mit ihrer alten braunen Lederjacke im Schlammloch und hatte sich den Regenschirm auf ein tiefergelegenen Ast geklemmt. Sie las ein Buch und war völlig drin versunken. Ich sprach sie an, aber sie reagierte nicht. "Hey, alles gut bei dir?" fragte ich. Leicht erschrocken blickte sie zu mir und nickte mit dem Kopf. "Was machst du denn da?" fragte ich weiter und sie so: "Ich lese, siehst du doch!" "Warum bist denn nicht bei den anderen?" wollt ich noch wissen. Da meinte sie, das die ihr zu Kindisch sind und ihre Ruhe haben wollte.

Wir unterhielten uns noch etwas und dann krabbelte sie raus und lief mit mir zum Teich rüber. Sie lief einfach rein, schwamm kurz und kam wieder raus. "Und nun?" fragte ich neugierig. "Jetzt geh ich über meine Terrasse in mein Zimmer und zieh mich um!" Lachend sagte ich, das es klar geht und sah ihr noch hinterher. Sie trug außer der Lederjacke, die ihr mittlerweile auch nicht mehr zu geht, noch eine Jeanslatzhose und einen alten Pulli und Gummistiefel. Kopfschüttelnd ging ich wieder ins Haus und machte den Haushalt.

 

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