Was für eine Nacht

 (23./24.06.2023)
Der Abend vor der Nacht war noch sehr schön. Ich schmuste mit meiner Frau vor dem Fernseher rum und ging schon früh mit ihr ins Bett. Mein Dienst war auch wieder sehr unterhaltsam und die Kinder machten mir auch Spaß. Nachdem der Vormittag, nach der Gewitternacht, doch so ziemlich bescheiden anfing, ging er also noch sehr schön zuende.

Doch in der Nacht konnte ich irgendwie nicht schlafen und wühlte rum. Es war keine schwüle Nacht, wie die Nächte zuvor, aber irgendwie war sie mir glaub ich zu feucht, von der Luftfeuchte her. Egal wie ich im Bett lag, ich hielt es nie lange so aus. Und immer als ich kurz vor dem einschlafen war, kam mir Jule (wäre in drei Wochen 18 geworden) in den Sinn. Ich träumte kurz von ihr und erschrak jedes mal, weil ich ihre Stimme hörte. Die Uhr sagte mir knappe ein Uhr. Kurz dachte ich nach und drehte mich um. Es dauerte nicht lange und das selbe geschah noch mal. Bis um halb drei Uhr morgens träumte ich vier oder fünf mal von ihr und so langsam kamen mir die Tränen.

Ich setzte mich in unsere Mini-Küche, neben dem Schlafzimmer, zwischen Umkleideraum und Haupt-Bad, und trank ein Glas Wasser. Nachdem ich dann mal musste, legte ich mich wieder hin und hörte Lauras kleine schreien. Da kamen mir erst recht die Tränen und ich fing an zu weinen. Claudia wurde dadurch wach und fragte was los ist. "Sorry, schlaf weiter!" sagte ich leicht heulend und stand wieder auf, um mich wieder in die Küche zu setzen. Dort weinte ich wieder und hörte wie es bei Laura rumpelte. Claudia setzte sich etwas später zu mir und wir redeten eine Weile über die Dinge die mich bewegten. Als wir die Lüdde nicht mehr hörten, legten wir beide uns wieder hin, es war auch schon nach vier Uhr.

Sie pennte schnell wieder ein, aber ich lag noch wach neben ihr und versuchte an nichts zu denken. Die Vögel zwitscherten draußen und eine gewisse Kälte kam rein. Dann sah ich plötzlich Jule im Fenster stehen und hörte sie rufen. Ich biss mir voll auf die Unterlippe und verschwand aus dem Zimmer. "Nein!" sagte ich im heulen und ging leise die Treppe runter. Im Wintergarten rief ich Jule und fragte was sie will. "Bitte Jule, lass mich noch ein paar schöne Tage hier haben, Scheiße man, du fehlst mir!" sagte ich und betete für sie, was ich auch für den Toten aus der Garage nochmals tat. Nachdem ich für ihn gebetet hatte, nachdem wir ihn fanden, hatte doch so einiges im Haus losgelassen und es wurde ruhiger. Das selbe dachte ich nun auch bei Jule. Das Gästehaus, in dem sie ja verstorben ist, gibt es nicht mehr, also könnte es ja sein dass sie nun bei uns rumgeistert. Man weiß es ja nicht.

Ich betete für sie und blieb dann noch eine kleine Weile im Wintergarten sitzen. Die Kerze auf dem Tisch bewegte sich plötzlich und ich erschrak. Die Fenster waren alle zu und auch die Türen waren es. "Jule bitte, ich vergesse dich nie!" flüsterte ich und dann ging die Kerze aus und mich berührte ein kalter Wind. "Lass los, du bist frei meine Liebe!" flüsterte ich weiter und dann etwas lauter: "Auch ihr meine süßen!" und meinte meine verlorenen Zwillinge vor drei Jahren und auch die beiden von meiner Claudia, die sie vor kurzem verloren hatte. Ich machte die Kerze wieder an und nahm ein Schluck Wasser. Dann wieder ein kalter Wind im Nacken und ich heulte wieder. "Ihr könnt gehen meine Lieben, wir denken an Euch!" sagte ich halb heulend und machte ein Fenster auf. Kurz hörte ich wie jemand leicht hauchte und dann war Stille, nicht mal die Vögel sangen mehr. Noch am Fenster stehend betete ich für alle und guckte dann in den Himmel. "Macht´s gut, wir sehen uns wieder!" sagte ich und setzte mich kurz wieder hin.

Da nach eine halben Stunde, es wurde schon hell draußen, nichts mehr passierte, ging ich zum Poolhaus rüber, zog dort meine High Heels an und sprang ins kalte Wasser. Da schwamm ich nun mit Nachthemd und Heels umher und dachte an nichts. Das Licht sprang an und Claudia rief leise mein Namen. "Hier bin ich Mausi!" rief ich zurück und sie hüpfte auf ein Bein um die Ecke. "Nimm die Hilfe!" strahlte ich und zeigte neben ihr. Sie nahm auch die Gehhilfe und kam langsam die Stufen ins Wasser. "Scheiße ist das kalt!" lachte sie und fragte, ob bei mir alles okay wäre. "Alles wieder gut, die Seelen sind erlöst!" sagte ich und schwamm zu ihr. Sie: "Na, ohne Schuhe geht es nicht, oder?" Ich: "Kennst mich doch!" und grinste. Kurz erzählte ich ihr was ich im Wintergarten machte und sie wurde still.

Da sie nicht mit schwimmen wollte, gingen wir beide wieder ins Haus und hörten unterwegs die Vögel singen. "Siehst du, alles wieder gut hier!" strahlte ich und blieb kurz stehen, um in den Himmel zu sehen. "Wir werden sie alle wiedersehen!" lächelte Claudia und dann gingen wir nach oben ins Schlafzimmer und legten uns wieder hin. Meine Heels und das nasse Nachthemd ließ ich an, was sie wieder anmachte und mich vernaschte. Danach konnte ich richtig gut pennen und wurde erst gegen zehn Uhr von meinen Zwillingen Corinna und Natascha (4,5) geweckt. Claudia war da schon längst wieder auf und schuftete im Garten.

 

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