Scheiß Hund!

 (19.09.2023)
Mochte ja damals schon nicht so wirklich diese blöden Hunde. Da liegst du Seelenruhig auf dem Sofa und pennst still vor dich hin und was macht der blöde Köter? Richtig! - Er bellt wie blöd, das man ein halben Herzinfarkt bekommt, nee, da Lobe ich mir lieber die Katzen! Aber das wollt ich gar nicht berichten, sondern mein Erlebnis mit einem bekloppten Hund vom Nachbarn.

Vor knapp sechs Monaten ist ja unsere Freundin Jule, die heute 18 gewesen wäre, von uns gegangen und ich sah sie im Bus heute morgen sitzen. Der Bus war total leer und ich hatte eine kleine Pause. Als ich beim losfahren in den Rückspiegel sah, saß sie da plötzlich und winkte. Kurz schüttelte ich den Kopf und drehte mich zu ihr um. Weg, sie war nicht mehr da, was ja auch logisch ist. Dann dachte ich auch kurz an die Zwillinge, die meine Frau Claudia von Olaf bekommen hätte und mir kamen ein paar Tränen. Aber es nützte ja nichts, ich musste weiter. Auf halber Strecke sah ich sie plötzlich wieder. Sie stand einfach vor dem Bus, winkte und verschwand. Wieder kamen mir ein paar Tränen, schüttelte den Kopf und fuhr weiter.

Bis zum Feierabend hin, musste ich immer wieder an die Zwillinge, Jule und den Typen in unserer Garage denken und auch an so einige andere. Ich holte tief Luft, ging eine kleine Runde um den Block und setzte mich in ein Café. Völlig im Gedanken blickte ich auf die andere Straßenseite und sah meine Ex Janina. "Was soll das hier, wollt ihr mich verarschen?" fragte ich und ein Typ am Nachbarstisch fragte: "Stimmt was nicht mit dem Kaffee?" Ich schüttelte mich kurz und sagte: "Nein nein, alles gut, dacht nur grad ich hätt da jemanden gesehen!" Er guckte sich um und fragte mich dann wirklich, ob ich vielleicht ein Geist gesehen hätte und rutschte näher ran. "Ähm nö, alles gut!" sagte ich, trank schnell mein Kaffee aus und ging weg.

Ich folgte dieser Frau, die aussah wie meine Ex. Sie trug eine dunkle weite Stoffhose, eine bunte Bluse, Turnschuhe und ein alten Rucksack der ziemlich voll zu sein schien. Sie bettelte die Leute an und blieb öfters mal an kleinen Läden stehen. Irgendwann rief ich ihren Namen und sie erschrak. Sie rannte plötzlich los und ich hinter ihr her. "Janina warte, was ist los?" rief ich, aber sie rannte weiter. Dann war sie plötzlich verschwunden und auf der anderen Seite stand Jule, mit einem weißen Kleid und winkte ab. "Bin ich hier im falschen Film oder was?" dachte ich und rannte dann selber schnell weg.

Zuhause angekommen war alles still. Die neue Haushaltshilfe machte ihren Job und die Babysitterin kümmerte sich um Lauras Tochter Wiebke. Ich setzte mich und starrte an die Wand. "Alles okay bei Ihnen?" fragte mich die Hilfe. "Ja ja, machst mir ein Kaffee?" antwortete ich und legte meine Füße hoch. Dann sah ich Jule wieder und dachte so: "Das kann doch nicht wahr sein hier!" Noch immer in meiner Uniform von der Arbeit, stand ich auf und sagte der Hilfe, dass ich spazieren gehe. "Aber Ihr Kaffee!" sagte sie und ich so: "Hast du dir verdient, trink!" "Danke!" sagte sie freundlich und ich ging raus. "Nee, alleine gehe ich nicht!" sagte ich mir und ging zum Nachbarn rüber. Er öffnete die Tür und meinte, dass er keine Zeit hat und weg müsse. "Wollte auch nichts, wollt nur fragen, ob ich mit dem Hund raus kann!" "Oh ja, gerne!" kam von ihm und schwupp, da hatte ich den Hund an der Leine an meiner Hand.

So ging ich also mit ihm spazieren und versuchte an nichts zu denken. Ich überlegte, ob ich eine rauche, aber schob den Gedanken schnell wieder zur Seite, weil ich ja schon seit ende Februar keine mehr angefasst hatte und auch keine dabei hatte. In unserem kleinen Wald stehen ein paar Bänke und ich setzte mich. Die Leine war lang genug und der Hund streunte rum. Dann bellte er auf einmal wie bekloppt und ich guckte mich um. Es war niemand zu sehen, also versuchte ich ihn zu beruhigen und zog an seiner Leine. Er wollte aber unbedingt irgendwo hin und ich stolperte ihm hinterher. "Da ist doch nichts!" rief ich immer und zog an der Leine. "Beruhig dich doch mal, Menno!" schrie ich. Dann riss er sich los und ich landete auf dem Bauch mitten im Matsch. "Ja super!" meckerte ich, weil ich keine frische Uniform mehr hatte und morgen wieder damit zur Arbeit wollte.

Er schnüffelte an einem Busch umher und ich dachte nur: "Was hat er denn?" Ich half ihm suchen, wusste zwar nicht was, aber egal. Wir fanden beide nichts und liefen dann immer uns umblickend, weiter. Plötzlich rannte er wieder bellend los und ich hatte Mühe ihn zu halten. "Warte doch mal du Scheiß Köter!" schnauzte ich laut und lag wieder im Matsch. "Boah, hab kein Bock mehr, immer diese bescheuerten Hunde, weiß schon warum mir keiner ins Haus kommt!" meckerte ich vor mir her und blieb liegen. Der Hund bellte und bellte und irgendwo hörte ich, wie jemand um Hilfe rief: "Haltet doch mal jemand den Hund hier fern!" Hatte keine richtige Kraft mehr und ließ mein Kopf sinken, leider genau in den Matsch rein. Stöhnend sprang ich auf, wischte den Matsch von meiner Brille, setzte sie wieder auf und rannte dort hin, wo ich die Stimme hörte.

Durch die verschmierte Brille sah ich nicht so richtig, aber griff die Leine vom Hund und hielt ihn fest. "Danke!" hörte ich. "Janina?" fragte ich, weil ich ihre Stimme erkannte. "Nein, ich kann nicht, geh!" sagte sie und verschwand. "Warte doch, was ist los? Wo bist du?" sagte ich, aber ich hörte nichts mehr. Ich schnauzte den Hund voll an und setzte mich auf die nächste Bank. Der Hund winselte und guckte mich traurig an. "Brauchst gar nicht so unschuldig zu gucken, mag dich trotzdem nicht!" knurrte ich und er gab mir sein Pfötchen. "Nee mein Lieber, das zieht bei mir nicht!" sagte ich, nachdem ich tief Luft holte. Ich schnappte mein Handy und rief zuhause an, das die Hilfe mir die Wanne volllaufen lässt. Sie fragte mich gleich, ob was passiert ist und ich sagte es ihr kurz. Sie lachte und sagte, dass sie mir ein Tee macht. Den brauchte ich zwar nicht, aber egal.

Auf dem Weg nach Hause war dann zum Glück nichts mehr passiert und ich lieferte den Hund beim Nachbarn ab. "Oh weia, das soll ja nicht so sein!" meinte die Nachbarin und ich so: "Schon okay, auch meine Schuld!" und verabschiedete mich. Zuhause angekommen, machte die Haushaltshilfe die Tür auf, warf ihre Hände über den Kopf und sagte: "Ach du meine Güte!" Ich lachte kurz und fragte, ob die Wanne voll ist. Sie bejahte es und ich ging hin. Mit Uniform bekleidet stieg ich rein und legte mich lang. Kurz darauf kam die Hilfe rein und machte das selbe wie zuvor. Sie warf ihre Hände über den Kopf und sagte: "Ach du meine Güte, ziehen Sie sich doch vorher aus!" Ich lachte wieder und fragte, ob sie sich mit reinsetzen möchte. Sie: "Ich soll was?" und stellte den Tee auf die Ablage. Ich lachte wieder und sagte, dass ich immer so baden gehe. Kopfschüttelnd ging sie raus und ich war wieder allein.

Langsam seifte ich meine Uniform ein und machte sie sauber. Hätte sie zwar auch auf Kurzwäsche waschen können, aber das kann ja jeder, oder? Nachdem alles sauber war, zog ich mich aus, wusch mich und kletterte aus der Wanne raus. Nur in einem Handtuch gewickelt, lief ich nach oben ins Umkleidezimmer und guckte nach was frischem. Als ich wieder nach unten kam, sah ich wie die Hilfe mit meiner nassen Wäsche nach unten in den Waschraum lief. Grinsend setzte ich mich ins Wohnzimmer und wartete auf sie. Etwas später kam sie auch wieder hoch, guckte mich an, schüttelte den Kopf und sagte: "Sie machen mir ja Spaß!" und lachte etwas.

Ich bat sie erneut uns ein Kaffee zu machen und unterhielt mich mit ihr. Wir haben sie noch nicht lange und sie ist noch etwas schüchtern. Ich versuchte sie lockerer zu kriegen und lud sie am Wochenende zum Grillen ein. Da fing sie plötzlich an zu heulen und meinte, das noch niemand so nett war zu ihr und das sie das doch nicht annehmen kann und so. "Der Chef meckert doch dann!" meinte sie und ich so: "Ihr Chef bin ich, sonst keiner!" Da guckte sie mich kreisend an, öffnete etwas den Mund und fragte: "Möchten Sie das?" Als ich sie in den Arm nehmen wollte, erschrak sie leicht und fragte mich, ob wir das überhaupt dürfen. "Ich bin Dein Chef und Du meine Angestellte, natürlich dürfen wir das!" kam da von mir und sie brach zusammen. Mit einem lachen half ich ihr wieder hoch und setzte sie aufs Sofa. "Was machst du denn?" fragte ich. Das Gespräch dauerte noch über zwei Stunden und weil die Kinder alle wieder von der Schule kamen, verabschiedete sie sich und sagte: "Freue mich schon auf Morgen, auf Wiedersehen!"

 

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