Mit meinem Sohn Oliver in die Leine gerutscht
(15.12.2019)
Moinsen Schwesterchen, habe dir ja schon lange nichts nasses mehr von mir geschrieben. Letzte Woche ist mir da was ganz dummes passiert. Ich erzähl dir und euch das mal. Weiß doch, das du es mit auf deine Seite machst Natalie. Also, wie gesagt ist mir letzte Woche am Samstag etwas ganz dummes passiert. Wir waren erst auf dem Weihnachtsmarkt und sind dann noch an der Leine spazieren gegangen. Anfangs war auch alles gut. Ich (21) hatte Oliver (5) und Josefine (2) an der Hand und Kevin (23) hat Vanessa (fast 1) geschoben. Olli hat sich schon bald von mir losgerissen und ist immer dicht am Hang entlang. Dort hat er viele Steine und Stöcker gefunden, die er uns auch immer gleich zeigte. Irgendwann fand er etwas was er nicht anfassen wollte und nervte voll. Ich gab Kevin Josi an die Hand und ging zu ihm hin. Es war nur ein verkrüppelter Pilz den er da gesehen hatte. Er schrie dauernd und ich meckerte mit ihm. Nach einigen Metern fand er etwas an einer Böschung und ich wollte es mir dann ansehen. Er stand kurz vor dem Abgrund in die Leine und ich bat ihn da zu verschwinden. Das wollte er aber nicht und wollte unbedingt das ich zu ihm komme. Ich knickte mit meiner Beinprothese ein und rutschte zu ihm. Er versuchte mich zu halten, schaffte es aber nicht und platsch, da lagen wir beide im Wasser. Er mit seiner Schneehose, dicken Schuhen, dicken Pulli und Steppjacke und Unterwäsche und ich mit Unterwäsche, Lederhose, dicken Pulli, meiner warmen Daunenjacke und meinem alten Schulranzen, den ich des öfteren als Rucksack aufsetze. Er lachte gleich und plantschte im Wasser, also in der Leine. Ich stand bis zur Brust im Wasser und meckerte. Kevin lachte oben am Ufer und kroch zu uns runter. Er schaffte es auch das wir wieder aus dem kalten Wasser kamen. Da wir keine trockenen Sachen dabei hatten, mussten wir im Dauerlauf zum Auto. Leider war dies mitten in der Stadt und ich konnte nicht so schnell laufen, wegen der Prothese, ich war eher am hüpfen. Endlich am Auto angekommen, holte Kevin eine Decke aus dem Kofferraum und legte sie über uns. Er setzte sich ans Steuer und machte die Heizung an. Auf vollen Touren natürlich, weil uns ganz schön kalt war. Nachdem er dann auch endlich den Kinderwagen und die beiden kleinen verstaut hatte fuhr er ohne Umwege nach Hause. Im Bad war es schön warm und ich setzte mich auf den Klodeckel und rieb mir die Hände. Oliver lief lachend und weinend umher, bis ich ihn so wie er war in die Badewanne setzte und das Wasser laufen ließ. Während es lief setzte ich mich einfach zu ihm in die Wanne und ließ das warme Wasser in meine Daunenjacke laufen. Er legte sich schön mit seiner neuen Steppjacke hin und freute sich. So vollbekleidet und ich mit Beinprothese, badeten wir beide und zogen uns nach und nach aus. Meine Unterhose und den BH lies ich an. Ihm hab ich dann noch die Haare gewaschen und ihn ordentlich sauber geschruppt. Kevin nahm ihn dann entgegen und trocknete ihn ab und zog ihm sein Pyjama an. Ich badete weiter und zog mir danach auch was frisches an und ging zu Kevin ins Bett. Nein, den Schulranzen bzw. Rucksack hab ich in der Wanne nicht aufgelassen. Auf die Idee kam ich erst später, aber da war schon kein Wasser mehr drin. Liebe Grüße von deiner kleinen Schwester Sarah |