Mit Kettcar & Rollstuhl in den Teich

(15.09.2020)
Am frühen morgen vor der Schule war es noch kalt gewesen und wir hatten unsere Steppjacken angezogen. Ab der ersten großen Pause ging es dann mit dem Wetter und es wurde wärmer. Nach der Schule konnten wir die Jacken in den Schulranzen stecken und mit T-Shirt rumrennen. Auf dem Weg nach Hause wurde mir richtig heiß bei der Hitze und ich schwitzte stark. Zuhause gab es auch noch heiße Suppe. Mama meinte da, das es besser wäre was heißes zu Essen, weil der Körper dadurch besser kühlen kann, besser als mit einem Eis oder so. Glaubte ich zwar nicht, aber ich aß die Suppe. Meine Brille beschlug da immer bei jedem Löffel und ich schwitzte noch mehr.

"Darf ich in den Teich gehn Mama?" fragte ich sie nach dem Essen. "Mach doch!" kam von ihr. Was anderes hätte ich auch nicht wirklich hören wollen. Schnell lief ich in mein Zimmer und zog mir mein gelben Friesennerz an und setzte mein roten McNeill Schulranzen auf. So ging ich wieder runter in die Küche, wo Mama gerade das Geschirr in die Spülmaschine packte. Sie guckte mich an und sagte etwas lachend: "Na dann viel Spaß!" Ich drehte mich nochmal kurz um, damit sie auch mein Schulranzen sieht, aber sie sagte nichts. Langsam bin ich dann raus in den Flur und drehte mich nochmal um. Mama sagte nichts, also ging ich auch so raus in den Garten.

Da fuhr Sophie (10) gerade mit ihrem Rollstuhl umher und ich fragte warum sie das macht, weil sie hatte auch ihre Beinprothese an. "Nur so, weil es Spaß macht!" sagte sie und fragte mich dann wo ich hin will mit Regenmantel. "In den Teich!" "Ach so!" Lukas sein Kettcar stand da irgendwie im Weg und ich dachte mir, das ich damit in den Teich fahren könnte. Ich setzte mich auch drauf und Sophie fuhr neben mir. Da fragte ich sie ob sie nicht mit will in den Teich. "Klar, aber immer doch!" sagte sie. "Cool, dann komm!" sagte ich und wir fuhren um die Wette zum Teich. Ich fuhr zuerst rein und sie kam mit ihrem Rollstuhl, Beinprothese, Unterwäsche, kurzer Turnhose, Shirt und Turnschuhe hinter mir her. Ich hatte das selbe an und mein Friesennerz und ein Cappy. Wir beide schrien als wir ins Wasser fuhren. Ich weil ich zu schnell rein bin und weil ich mein vollen Schulranzen aufhatte und sie weil ihr Stumpf in der Prothese weh tat.

Nach nur kurzer Zeit standen wir beide bis zum Hals im Wasser und lachten. Sie meckerte und schrie wieder. "Hab voll die Druckstellen und offene Wunden in der Prothese!" meckerte sie und hielt ihre Prothese obenrum fest. "Wieso hast du die überhaupt noch an, sag mal?" fragte ich. "Keine Ahnung, weil ich blöd bin!" heulte sie fast. Sie hielt sich dann auch richtig an ihrem Rollstuhl fest und knirschte mit den Zähnen. "Laß deine Zahnspange heile!" lachte ich. Da musste sie dann auch lachen und bewegte sich dabei und schrie wieder. "Das tut voll weh!" "Dann mach sie doch ab, hast doch ne kurze Hose an!" "Nee, geht schon!" knirschte sie und hielt sich wieder am Rollstuhl fest.

Ich stand auf und legte mich auf dem Bauch ins Wasser. Da sie nach einigen Minuten immer noch so im Rollstuhl saß, drehte ich mich zur Seite und guckte sie an. Dabei stützte ich mein Kopf auf meiner Hand ab. Mein Schulranzen hing halb im Wasser und es kam Wasser rein. Sie guckte mich an und versuchte zu grinsen. "Zieh sie aus man!" sagte ich zu ihr, aber sie wollte es nicht. Ganz im Gegenteil, sie stand auf und legte sich neben mich auf den Bauch ins Wasser. "Du bist doch echt verrückt!" "Geht schon, das kühlt schön!" lachte sie und drehte sich auf den Rücken. "Irgendwas fehlt hier!" bemerkte sie und guckte mich an. Ich sah sie fragend an und sie lachte: "Mein Schulranzen, holst ihn mir?" "Hol ihn doch selber!" "Mach mal bitte, hab schmerzen!" Ich machte es dann doch und ging tropfnass zum Haus.

Da kam Mama mir entgegen, weil sie die Büsche und so bewässern wollte. "Weißt du wo Sophie ist?" "Klar, die liegt im Teich!" "Im Teich? Ich denk sie hat Schmerzen am Stumpf!" "Ist sie aber!" "Und wo willst du jetzt hin?" "Ihren Schulranzen holen!" Mama lachte da voll und rief Claudia raus. "Was macht ihr eigentlich zuhause?" fragte ich neugierig, weil mir das jetzt erst auffiel. Beide Mamas lachten und meinten das sie ein paar Tage frei haben. Claudia sollte dann Sophies Schulranzen holen und mir geben. Kurze Zeit später war ich damit wieder im Teich und Sophie setzte sich ihren Schulranzen auf und legte sich wieder hin. Auf dem Rücken liegend erzählten wir uns Geschichten und sie hielt ständig ihre Prothese fest.

"Ich denk du hast Schmerzen?" fragte Mama hinter uns und sie drehte sich zu ihr um. "Hä?" "War ja klar, Schmerzen im Stumpf und du liegst mit Prothese im Dreckwasser! Komm da mal ganz schnell raus!" "Och nö, geht schon, hab kaum noch Schmerzen drin!" "Sophie, du hörst doch wohl!" "Menno!" meckerte Sophie und stieg in ihren Rollstuhl. "Ganz klasse, auch das noch!" "Menno, der trocknet doch schnell wieder in der Sonne!" "Mensch, dann bleib drin, aber komm mir nicht nachher und jaul mir die Hucke voll!" Sophie grinste und legte sich wieder neben mich. Unsere Schulranzen lagen komplett unter Wasser, aber Mama meckerte nicht. Sie dachte auch das wir alte Schulsachen drin hatten, aber das hatten wir gar nicht gehabt, sondern die Sachen, die wir auch zur Schule mit hatten. Gab später auch noch Ärger deswegen.

Wir erzählten uns weiter Geschichten und Mama begoss die Pflanzen weiter. Irgendwann setzte Sophie sich aufs Kettcar und ich mich in den Rollstuhl und wir versuchten aus dem Teich zu kommen. Lukas sah das und kam mit seinen Turnschuhen und einer kurzen Jeanshose ins Wasser und half uns. Erst mir, weil ich auch mit der Gips-hand nichts machen konnte und dann Sophie. Sie verzog dabei auch immer wieder ihr Gesicht. Sie hatte eben doch noch Schmerzen gehabt. Kaum waren wir draußen, da wollte sie auch wieder in ihren Rollstuhl. Lukas schob sie und umarmte sie von hinten. Da dachte ich kurz an Jan und dachte so wie schön es wäre, wenn er jetzt hier wäre. Der Gedanke flog aber schnell weg, weil die Zwillinge auf mich zu rannten. Natascha nahm ich auch gleich auf den Schoß und fuhr mit ihr mit dem Kettcar durch den Garten. Sie lachte immer dabei, weil es so schön wackelte. Mein Schulranzen tropfte ganz schön und ich lachte mit ihr.

Den Schulranzen stellte ich auch irgendwo im Garten ab und fuhr mit der kleinen weiter umher. Dann wollte auch Corinna mitfahren und ich machte es. Meine Kleidung trocknete sehr schnell in der Sonne und ich war auch schon bald wieder völlig trocken. Bei Sophie ging es genauso schnell, aber sie fuhr nicht durch die Gegend, sondern lag die ganze Zeit auf einem Liegestuhl und immer noch mit Prothese an. Muss sie ja wissen, dachte ich mir da nur und kümmerte mich weiter um die Zwillinge. Mama freute das und goss weiter die Pflanzen.

Weil meine Sachen so schnell wieder trocken waren, schwitzte ich auch wieder stark und wollte rein. Ich schnappte mir mein Schulranzen und lief an Sophie vorbei. "Warte, ich komm mit!" sagte sie. Zusammen gingen wir rein und gingen nach oben ins Bad. Kaum drin, da stand sie schon mit Schulranzen auf unter der Regendusche, was ich dann auch machte. Zusammen wuschen wir alles was nicht von der Kleidung bedeckt war und setzten dann unsere Schulranzen ab und seiften uns gegenseitig die Wäsche ein. Sie knurrte wieder wegen den Schmerzen, aber sie wollte auch das ich ihre Prothese wasche, während sie die anhat. Das machte ich natürlich auch.

Gegenseitig zogen wir uns aus und wuschen uns richtig. Danach erst zog sie ihre Beinprothese aus und ich sah wie schlimm es wirklich war. Der ganze Stumpf war übersät mit Blutkrusten und frischem Blut. Mir wurde da schon etwas komisch um die Nase und holte schnell ihre Salbe und das rote Zeugs, was sie immer draufschmiert. Ich rieb sie ein und sie biss auf ein Beißring der Zwillinge, wegen der Schmerzen. Das muss echt heftig weh getan haben, so wie die Wunden aussahen, aber sie wollte ja unbedingt das Ding anlassen und auch noch damit in Teich gehen.

Nachdem ich alles eingeschmiert hatte und sie sich etwas beruhigt hatte, gingen bzw. hüpften wir in mein Zimmer. Nach unten in ihr Zimmer wollte sie nicht, weil sie auch keine Gehstützen da hatte. In der Sofaecke rauchten wir zusammen eine und hörten uns Hörspiele an. Irgendwann pennte sie dabei ein und schlief. Ich setzte mich an den Schreibtisch und schrieb dies Erlebnis auf. Sophie pennte die ganze Zeit, während ich schrieb. Dauerte auch ein wenig, weil mein Gips an der Hand hab ich ja immer noch dran. Zum Glück kommt der nächste Woche ab. Mama kam zwischendurch rein und meckerte, weil wir die Schulranzen völlig vergessen hatten. Musste dann auch das schreiben kurz unterbrechen weil ich unsere Schulsachen in den Trockner tun sollte. Sophie wurde da nur kurz wach und schlief dann weiter. Mama legte ihr noch eine Decke drüber und gab ihr ein Kuss auf die Stirn.

Ich packte also wie gesagt unsere Schulsachen in Handtücher, Band drum und ab in den Trockner. Der musste zweimal laufen, aber wirklich richtig trocken waren die Sachen danach immer noch nicht. Musste die dann noch auf die Heizung legen unten und ein paar Sachen abschreiben, weil ich die morgen wieder brauche. Naja und nun kann ich nicht mehr und geh ins Bett, aber vorher bringe ich das Erlebnis noch online.

 

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