Im Schlammloch gefeiert

(21.11.2020)

Fast den ganzen Tag haben wir heute nur gespielt und gebastelt mit den Zwillingen und Tim (6). Mama und Claudia waren den ganzen Tag nur unten gewesen und haben irgendwas gemacht. Beim Kuchen essen am Nachmittag begann dann das Werder Spiel gegen die Münchner. Wir hatten gleich schon die Befürchtung gehabt, das es schief gehen würde und ich hatte nicht so richtig Lust auf das Spiel, was ja sehr selten vorkommt bei mir. Aber als Bremen dann das erste Tor der Partie geschossen hatte, kippte meine Stimmung und ich tanzte wie verrückt. In der Halbzeit hab ich noch ein paar Stücken Kuchen gegessen und ein Tee getrunken. Die zweite Halbzeit wurde dann doch sehr spannend und ich fieberte richtig mit. Natürlich auf Plattdeutsch, womit ich alle meist auf die Palme bringen kann. "Rede doch mal Deutsch!" meckerte Sophie immer. Lukas mochte das auch nicht und schielte immer nach oben. Dann schossen die Münchner ein Tor und alles war wieder offen. Ich meckerte wieder viel, weil das Tor einfach nicht rein wollte. Zum Schluss gab es auch noch wieder mal 4 Minuten Nachspielzeit, die auch noch um eine Minute Verlängert wurde. Münchner Bonus halt eben. Mich kotzte das richtig an, aber es passierte nichts mehr und es fiel auch kein Tor. Schlusspfiff. "YEAH!!!" schrie ich und tanzte wie wild umher. 1:1 Endstand. Ich konnte nicht mehr und freute mich riesig darüber. Im Blickwinkel sah ich Mama mit Friesennerz im Flur stehen. Ich dachte mir auch nichts dabei. Vielleicht wollte sie noch Einkaufen oder so, das hatte sie ja gesagt gehabt. Ich feierte mit Claudia (26), Sophie und Lukas (beide 10) und Tim weiter. Wir tanzten und hüpften umher und aßen nebenbei ein paar Kekse. Claudia machte uns dann noch ein heißen Kakao in der Küche und wir tranken ihn. Wenig später kam Mama mit dreckigen Gummistiefeln ins Haus und fragte uns ob wir in den Schlamm wollen. "Hä? Was? Bei der kälte doch nicht!" sagte ich gleich. "Zieh dich doch warm an!" meinte sie nur dazu. Ich guckte sie wie ein kaputtes Auto an und schüttelte den Kopf. "Ja los komm, ab ins Schlammloch!" sagte Sophie und rannte in ihr Zimmer. Lukas und Tim wollten nicht mit raus. Die wollten lieber weiter in Lukas Zimmer spielen. Ich zuckte mit der Schulter und ging in mein Zimmer. Da zog ich mir meine Strumpfhose an, über meine Unterwäsche, meine Jeanshose, meine braunen Lederstiefel, mit denen ich baden war neulich mal, die habt ihr ja schon gesehen, ein dicken Wollpullover und mein gelben Friesennerz an. Dann packte ich mein roten McNeill Schulranzen aus, mit dem ich gestern noch zur Schule war und packte ein paar alte Bücher rein und setzte ihn dann auf. Als ich so nach unten kam, kam Sophie ebenfalls so angezogen und mit ihrem roten McNeill Schulranzen aus dem Zimmer. Wir gingen zu Mamas und die fragten uns gleich, warum wir die Schulranzen aufhaben. "Wieso nicht?" sagte Sophie und dann wollte auch Claudia einen tragen und rannte nach oben. Sie kam aber nicht nur mit ihrem wieder, sondern auch mit Mamas alten roten McNeill Schulranzen. Die beiden setzten ihn auf und wir gingen raus. Am Schlammloch hatte Mama einige Fackeln hingestellt, damit wir da auch Licht haben. Wir hätten zwar auch das Lagerfeuer anmachen können, aber das wollten Mamas nicht. Mama stieg auch als erstes ins Schlammloch und setzte sich rein. "Ist das nicht zu kalt da drin?" fragte ich und guckte sie fragend an. "Quatsch, ist voll warm hier drin!" antwortete sie. Langsam steckte ich mein einen Stiefel in den Schlamm, aber traute mich nicht richtig reinzugehen. "Komm ruhig rein!" grinste Mama mich an. Ich traute mich aber nicht wirklich und dann hockte Sophie sich hin und steckte ihre Hand mit Lederhandschuh in den Schlamm. "Von wegen warm!" meinte sie. Claudia lachte sie aus und meinte das sie vielleicht den Handschuh vorher ausziehen sollte. Sophie wurde ganz verlegen und zog sich den dann auch aus und griff nochmal rein. "Wow, das ist ja wirklich warm!" meinte sie und zog sich den Handschuh wieder an. Während sie das machte, ging ich mit meinen Lederstiefel rein und wartete kurz bis der Schlamm in die Stiefel lief. "Schön warm!" sagte ich nach kurzer Zeit und setzte mich richtig rein. Dann kamen auch Sophie und Claudia mit rein, mit Beinprothese an, alle beide. War schon richtig komisch vor Mamas mit Schulranzen und vollbekleidet im Schlamm zu sitzen, aber es machte Spaß. Es war auch wirklich richtig warm da drin. Sophie und ich drehten uns immer, damit unsere Schulranzen richtig im Schlamm stecken blieben und lachten immer dabei. Von irgendwo holte Mama eine Flasche O-Saft und hielt sie in die Luft. "Wollt ihr?" fragte sie. Ich guckte sie an und fragte: "Und wie?" Da lachte sie richtig laut und meinte dann so: "Ups, ich glaub, da brauchen wir noch Gläser zu!" Claudia lachte dann auch kräftig mit. Muss dazu sagen, das die beiden beim Werder-Spiel je zwei Bier getrunken haben. Sophie fragte die beiden, ob wir Alster trinken dürfen und saß schon halb auf Sprung. "Wenn du ihn holst!" lachte Claudia und Sophie kroch aus dem Schlamm und rannte los um ihn zu holen. Kurz darauf kam sie auch mit einer Tüte zurück und schmiss uns jeden eine Dose hin und kam wieder mit rein. "Boah!" sagte sie und wackelte sich richtig in den Schlamm. "So ist besser! Schön warm!" sagte sie da noch. Wir nahmen dann alle unsere Dosen in die Hand und machten: Zisch und Klack und weg! Also zisch (Dose auf), Klack (Anstoßen) und weg (austrinken). Naja ausgetrunken haben wir es später. Erstmal haben wir nur ein Schluck genommen. Ich mag den immer noch nicht so ganz ohne zusätzlichen Sprudel, aber ich hab es getrunken. Wir stießen dann nochmal an und tranken auf Werder und das fünfte Unentschieden in Folge. Wir hätten auch gewinnen können, aber ein Punkt ist auch gut, vor allem bei den Scheißern aus München. Die erste Dose war alle und dann kam doch noch Lukas zu uns und wollte mit rein. Er stand mit einem guten Anzug und Schuhen vor dem Schlammloch und fragte ob er mit rein darf. Als Mama seine Schuhe sah, schickte sie erst weg und holte ihn dann zurück. Er ging mit dem Anzug wirklich in den Schlamm rein und setzte sich. Er legte sich dann auch richtig komplett damit rein und war bis zum Hals im Schlamm. Er bekam dann auch noch ein Alster und dann stießen wir zusammen nochmal auf Bremen an und jubelten. Mama und Claudia gingen danach raus und ins Haus. Beim gehen meinte Mama noch so: "Macht aber nicht mehr so lange!" Wir drei jubelten und stoßen mit den Dosen an und tranken je ein Schluck. Ich stand dann auf und machte mein Friesennerz auf und tanzte rum. Mamas lachten darüber, als sie sich nochmal zu uns umdrehten und verschwanden im Haus. "Puh!" sagte ich und setzte mich wieder hin, weil es war doch schon ziemlich kalt draußen. Im Schlamm war es richtig schön warm. Da hat Mama vorher heißes Wasser reinlaufen lassen, damit wir alle rein konnten. Wir quasselten noch und erzählten uns Witze. Sophie zupfte auch immer schön an Lukas Sakko rum und machte dauernd seine Krawatte richtig. Finde das richtig süß, wie die beiden sich lieben, die passen richtig gut zusammen. In der Tüte waren noch drei Alster, die teilten wir uns noch und dann gingen auch wir wieder ins Haus und rannten nach oben ins Bad, weil es uns auch langsam im Schlamm kalt wurde. Zu dritt stellten wir uns unter die Regendusche und machten uns sauber. Als ich da Sophies Schulranzen saubermachen wollte, guckte ich rein und erschreckte mich voll. Sie hatte ihre ganzen Schulsachen von gestern da noch drin. "Bist du verrückt?" fragte ich sie und sie nur: "Wieso, war doch nicht ganz drin damit und auch nur im Schlamm!" Ich guckte sie über meine Brille hinweg an und sagte: "Nur im Schlamm?" Zum Glück ist nichts davon dreckig oder nass geworden. Ich holte auch sofort die ganzen Sachen raus und legte sie auf den Klodeckel. Danach spülte ich ihren Schulranzen richtig sauber. Lukas war in der Zeit schon in die Badewanne gegangen und hatte sich da mit der Dusche abgespült. Mein Schulranzen machte ich dann auch noch sauber, aber nicht richtig, weil ich ja im Gegensatz zu Sophie noch ein Schulrucksack habe. Ihr Rucksack ist nämlich beim spielen kaputt gegangen neulich. Nachdem wir auch unsere Kleidung ordentlich abgespült hatten, verteilten wir uns in unsere Zimmer, wo wir uns dann umzogen. Sophies Beinprothese legte sie noch in die Badewanne, wo Lukas Wasser reinlaufen ließ. Mit frischen dicken Pyjama ging ich mit Lukas etwas später nach unten zum Abendessen. Die Brote hatten Mama und Claudia schon für uns geschmiert gehabt und lagen auf dem Wohnzimmertisch. "Wetten ich bin schneller mit dem aufschreiben?" grinste Mama mich an. "Wetten nicht!" sagte ich und rannte rauf in mein Zimmer um das Erlebnis aufzuschreiben. Nachtrag von mir: Ich war schneller als Mama und strahlte sie an. Gewonnen hab ich leider nichts dadurch, aber egal.

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