Von wegen kein heißes Wasser

(30.11.2020)
Nachdem ich ja mit Sophies Rollstuhl geduscht hatte und mir was zu Essen in der Küche machte, bin ich wieder in mein Zimmer um was für die Schule zu machen. Da es mir ja schon wieder besser geht und ich auch Mittwoch wieder zur Schule kann, wollte ich noch etwas lernen. Draußen hörte ich dann irgendwelchen Lärm, der da nicht hingehörte. Ich sah aus dem Fenster und guckte nicht richtig. Da stand ein großer LKW mitten im Garten und es wurde irgendwas sehr großes abgeladen. Leider war es eingepackt, so konnte ich nicht sehen was es ist.

Ich eilte gleich nach unten und zog mir mein Friesennerz an und raus. Da kam Papa auf mich zu und meinte das ich da lieber wegbleiben sollte. Dann sah er auf meine Hausschuhe und Pyjamahose und sagte: "Also wirklich, willst unbedingt wieder krank werden wie?" Ich grinste nur und ging wieder ins Haus und guckte aus meinem Fenster zu, was da draußen gemacht wird. Ich konnte mir wirklich kein Reim daraus machen, was die da gemacht haben. Ich hatte voll die vielen Fragezeichen über mein Kopf. Papa wollte es mir später auch nicht sagen, leider.

Weil ich keine Lust mehr hatte zuzusehen, machte ich meine Aufgaben weiter. Irgendwann kam Papa rein und sagte mir das er wieder fährt und das ich kein Blödsinn machen soll. "Ich doch nicht!" sagte ich darauf und er gab mir ein kleinen Kuss auf die Stirn. Er kniff kurz noch seine Augen zu und nickte mit dem Kopf. Danach verschwand er. Ich war natürlich neugierig, was da im Garten steht, also zog ich mir die Jacke wieder an und meine neuen Schuhe und auch eine andere Hose. Mein roten McNeill Schulranzen setzte ich mir auch noch auf. Warum? Keine Ahnung!

Im Garten stand da wo mal der Seerosenteich war eine riesen Kiste, bestimmt 5 Meter lang und die hälfte breit. Keine Ahnung was das war, da stand auch nichts drauf bzw. es wurde abgerissen. Da waren mal Zettel oder sowas dran, aber die waren eben weg. In meiner Jackentasche hatte ich noch meine Zigaretten und ich machte mir auch eine davon an. Immer wieder lief ich an der Kiste hin und her und überlegte was es sein könnte, ich kam aber nicht drauf und weiß es immer noch nicht.

Irgendwann war es mir zu blöd und ich ging zum Gästehaus. Komischerweise war es nicht abgeschlossen und ich ging rein. Strom war wirklich keiner da, das Licht ging nicht und kalt war es auch drin. Weil ich auch pinkeln musste, ging ich ins Bad und setzte mich auf Pott. An meiner Hand hatte ich irgendwas schmieriges, von der Kiste wohl nahm ich an, also ließ ich das Wasser im Waschbecken laufen. Erst kam nur kaltes raus, aber dann auch warmes, was ich sehr komisch fand. Mama sagte doch, das es wegen kein Strom auch kein heißes Wasser gibt. Ich drehte den Wasserhahn in Richtung rot, also für heiß und es kam wirklich heißes Wasser raus.

Schnell zog ich mir meine Hose hoch und ließ in der Badewanne das Wasser laufen. Auch da kam heißes Wasser raus. Hatte zwar erst vor ein paar Stunden geduscht, aber das ließ ich mir nicht nehmen und legte mich einfach so wie ich war, mit Unterwäsche, Shirt, Schneehose, Pulli, Schuhe, Friesennerz und mein Schulranzen in die Wanne. Fast hätte ich meine Zigaretten in der Tasche vergessen und nahm sie schnell raus. Dann dachte ich mir, das ich einfach ein paar Fotos mache, nicht viele, weil sonst gibt es wieder Ärger von Mama.

Ich machte also die ersten zwei Bilder, die unten zu sehen sind und rauchte genüsslich eine. War da grad so richtig am Träumen im Gedanken und dann rief da jemand "Tabbie?" Erst hörte ich es nur sehr leise und dann immer lauter. Ich bekam voll die großen Augen und dachte: "Das kann jetzt nicht sein, Jan?" Nur er ruft mich so, sonst niemand. Ich schüttelte mich und dann ging die Tür auf. "Hier isse!" sagte Jan (14) und guckte mich ganz komisch an. Ich guckte ihn genauso komisch an und fragte mit wem er da redet. Bevor er was sagen konnte, stand Papa hinter ihm und grinste.

Wieder hatte ich viele Fragezeichen über meinem Kopf und so guckte ich wohl auch. "Macht mir kein Unsinn!" sagte Papa und ließ uns beide allein. Jan erzählte mir dann, das sie mich im ganzen Haus gesucht hätten und auch im Garten und in den Baumhäusern. Da muss ich wohl ziemlich lange vor mir her geträumt haben, wenn die das konnten. Jan setzte sich zu mir auf den Rand und rauchte mit mir eine. Dabei erzählte er mir noch von der Schule und wie sehr er es sich wünscht, mich häufiger zu sehen. Da konnte ich nur: "Dito!" sagen.

Irgendwann fing er an einfach Fotos von mir zu machen und immer schön mit Gesicht. Ich wollte das er sie alle wieder löscht, weil ich nicht wollte, das sie jemand sieht. Er hörte einfach nicht damit auf, bis ich dann mein Pulli über die Nase zog und die Mütze von Sophie, die da rumlag, aufsetzte und auch die Kapuze. Er lachte darüber und fand es lustig. "Mach wenigstens ein paar vernünftige von mir für die Seite!" bat ich ihn nach einiger Zeit. Das machte er auch sehr gern und kam sogar noch mit zu mir in die Wanne. Vorher setzte er aber sein Schulranzen ab und zog sich noch Schuhe und Jacke aus. Mit Unterwäsche, Hose, Pulli und Socken setzte er sich zu mir und machte hinter mir noch Fotos. Zwei Fotos mit Kapuze und Mütze und so, hab ich unter den anderen Bildern gepackt.

Nachdem er endlich mal fertig war mit knipsen, umarmte er mich von hinten und meinte: "Würde ja gern mal hinter dir im Bett liegen, wenn du den Schulranzen aufhast!" Der kommt auf Ideen, ich geh doch nicht mit Schulranzen ins Bett und penn! Wo denkt der hin? Das sagte ich ihm auch so und er meinte: "Schade!"  Danach ist nicht mehr viel gewesen, weil ich auch wieder raus wollte. Mit den nassen Sachen an und mit tropfendem Schulranzen sind wir ins Haus und haben uns getrennt umgezogen. Er hat jetzt für alle Fälle immer trockene Klamotten bei uns, auch Jacke und Schuhe. Und sogar ein Schulranzen, aber damit will er nicht ins Wasser gehen.

Als ich später dies Erlebnis aufschrieb, nachdem Jan wieder zu sich nach Hause ist, kam Mama rein und fragte mich ob es mir Spaß gemacht hat Bilder zu machen. Ich guckte sie groß an und sagte: "Ich hab nichts gemacht, das war Jan!" Sie grinste und sagte: "Wusste ich doch, das man dich nicht allein lassen kann und Sophies Rollstuhl hast du auch durchnässt!" Da konnte ich nur grinsen und sagte: "Sorry!" Dann kam auch Sophie (10) schon meckernd zu mir und fauchte mich richtig giftig an. "Sorry!" sagte ich wieder und grinste. "Grins nicht so blöd man!" knurrte sie und ging wieder. Mama lachte kurz und redete dann mit mir.

Nachdem ich ihr die Bilder zeigte, durfte ich sie mit draufmachen.

Meine neuen glänzenden Schuhe

Im Schulranzen waren nur wenige Dinge, die ruhig nass werden konnten.

Da hat Jan hinter mir gesessen!

Mein Schulranzen rostet nicht!

 

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