Nach der Spazierfahrt

(17.04.2021)
Heute haben wir alle nach dem Essen einen langen Spaziergang an der Weser gemacht, mit einem kleinen Picknick auf dem Deich. Mama und Claudia haben die Zwillinge im Kinderwagen geschoben, Tim (6) lief nebenher und Jan (14) hat mich (Laura (12)) im Rollstuhl geschoben, genauso wie Lukas (10) seine Sophie (10). Tim hatte wiedermal sehr viele Steinchen und so aufgehoben und in sein kleinen Rucksack gesteckt. Mamas waren schon voll genervt davon, weil wir immer wieder halten mussten. Weil es auch nicht so wirklich warm gewesen ist heute, hatten Sophie und ich auch eine Decke über unsere Beine gelegt.

Irgendwo mussten wir mal kräftig, weil wir unterwegs zu viel getrunken hatten. Claudia hat da unsern kleinen Timmy die Hosen runtergezogen und ihn beim pinkeln festgehalten. Er hatte immer dabei gelacht. Die Zwillinge konnten ja schön in ihre Windeln machen. Ich hätte auch in meine Binde machen können, aber die hatte ich ja um, weil, naja die kommen heut halt. Sophie hatte es nicht mehr ausgehalten und hat einfach in ihre Hosen gemacht. Hatte aber erst keiner gemerkt, wegen der Decke über ihren Schoß.

Es ist einfach immer wieder schön an der Weser spazieren zu gehen, das habe ich damals schon gern gemacht, wo ich noch nicht bei Mama war. Nass geworden bin ich damals aber nie so wirklich. Freue mich schon, wenn ich das mal wieder machen kann, so einfach in die Weser wie ich bin, im Sommer. Ich habe es richtig genossen, die Weser, den Deich, die Schiffe und die ruhige Natur. Einfach Himmlisch. Irgendwo haben wir unsere Decken auf dem Deich ausgebreitet und uns draufgelegt. Da haben wir dann auch alle gesehen, das Sophie in die Hose gemacht hatte und lachten laut. Sie fand es gar nicht witzig und wurde leicht rötlich.

Wir aßen wie so oft Salate, Brote und Frikadellen und tranken Wasser, Sprudel oder Cola. Weil die Sonne so kräftig schien, blieben wir noch eine ganze Weile und Sophie und ich lasen unsere Bücher zuende. Wir lesen immer fast das selbe und wetten vorher wer als erstes mit durch ist. Meistens gewinne ich, aber sie wettet immer wieder mit mir. Muss sie ja wissen. Auch diesmal war ich eher fertig mit lesen und klappte mein Buch laut zu. Sophie erschreckte sich voll und meinte: "Ja super, wieder alles in die Hose!" Da mussten wir alle kräftig lachen und sie auch.

Sophie setzte sich wieder in ihren Rollstuhl und legte die Decke drüber. "Könn wir jetzt weiter?" fragte sie. Lukas packte da schnell alles in sein Rucksack und schob Sophie langsam zum Weg runter. "Na dann!" sagte Mama und packte ebenfalls ihre Sachen zusammen und verstaute sie in ihrem Rucksack. Das machten dann alle und weiter ging es. Immer weiter an der Weser entlang. "Sag mal Laura, warum hast denn eigentlich deine Gitarre mitgenommen, wenn du doch nicht drauf spielst?" fragte mich Claudia irgendwo, weil sie den Gitarrenkoffer am Rollstuhl gesehen hatte, wo auch mein und Jans Rucksack hing.

"Ah, stimmt, die hab ich ja auch mit!" sagte ich und verlangte nach ihr. Ich spielte dann ein paar Country Lieder und Bremer Songs drauf und pfiff fröhlich mit. So machte das ganze gleich noch sehr viel mehr Spaß. Irgendwann pfiff jeder mit und wir kamen einem älteren Ehepaar näher, die auf einer Bank saß. "Ji sünd ja fröh unnerwegens, wat?" fragte der Mann. Ich strahlte ihn an und sagte: "So mutt dat wesen!" "Oh!" strahlte der Mann. "Dor kann ja een Plattdüütsch!" Mama lachte da nur und ich unterhielt mich kurz auf Platt mit dem Ehepaar.

Nach einem kurzen verabschieden liefen bzw. fuhren wir weiter. Plötzlich standen wir an dem Campingplatz wo Mama mir vor einem Jahr das rauchen erlaubte und an dem sie mit Claudia ihre Hochzeit alleine feiern wollte. "Upps, so weit wollt ich eigentlich nicht!" lachte Mama da und drehte wieder um. "Wieso?" fragte ich und wollte das wir hingehen. "Und was willste da?" fragte Claudia darauf. "Keine Ahnung, nur so!" antwortete ich. Nach kurzer Überlegung von Mama sind wir dann alle hin.

Mama unterhielt sich mit dem Platzwart, den sie ja kennt und der gerade am Rasen mähen war. Mama verschwand mit ihm auch kurz im Haus und kam strahlend zurück. "Wir können im Sommer am See unsere Hochzeit feiern!" sagte sie und jubelte mit Claudia um die Wette. Sophie und ich verzogen nur unsere Münder und schielten nach oben. Auf dem Rückweg hab ich dann den Hochzeitsmarsch auf meiner Gitarre gespielt und Mama und Claudia gingen Arm in Arm langsam weiter. Mit der anderen Hand schoben sie die Kinderwagen. Weil Jan das so lustig fand , übernahm  er ein Kinderwagen und Lukas den anderen. Sophie und ich mussten dann alleine fahren. So konnte ich aber nicht mehr spielen, da hat Tim mich geschoben, was ich sehr süß von ihm fand. Dass machte er aber auch wirklich gut und durfte mich noch länger schieben.

Dann trafen wir noch eine Familie aus der Kirche. Wir hatten uns schon länger nicht gesehen, weil wir die Gottesdienste meist im Internet verfolgen und wenn wir mal in der Kirche sind, sind die nicht da. Mit Snutenpullis auf und auf Decken verteilt, unterhielten wir uns etwas länger und marschierten dann weiter nach Hause. Da guckte Sophie wieder so komisch und ich fragte sie: "Machst du dir grad in die Hose?" Sie zuckte mit der Schulter und meinte: "Bin doch eh schon nass!" "Oh man!" sagte ich da leise und spielte weiter auf meiner Gitarre. Tim sammelte wieder Steine und Stöcker ein und Jan, der mich wieder schob, sang hinter mir.

Als wir wieder zuhause waren, machten Jan, Lukas, Sophie und ich uns erst mal eine Zigarette an. Unterwegs durften wir ja nicht. Mama und Claudia hatten aber auch die ganze Zeit nicht geraucht. Auf dem Spielplatz setzten Jan und ich uns auf die Schaukel und Lukas, Sophie und Tim setzten sich da auf die Burg. Nachdem wir vier mit dem rauchen fertig waren, wollten wir ins Haus. "Nee, mit dem Stinkirolli kommst du hier nicht rein!" sagte Mama da zu Sophie, die mit ihrem Rollstuhl ins Haus wollte. "Stinkirolli?" fragte Sophie gleich zurück. Mama lachte darauf und sagte: "Na, den hast doch vollgepinkelt!" und lachte. "Dann geh ich damit eben kurz in Pool!" antwortete Sophie und drehte sich um. "Das mach mal!" sagte Mama und lachte wieder.

Sophie fuhr auch wirklich zum Poolhaus rüber und stand vor verschlossener Tür. "Hier, aber übertreibt es nicht wieder!" sagte Mama und gab mir den Schlüssel fürs Poolhaus. "Mein Verband!" sagte ich da nur. Kurz darauf legte Mama mir mein Gipsschutz auf den Schoß und streichelte mir über den Kopf. Jan, der immer noch hinter mir stand, schob mich dann zum Poolhaus rüber und Lukas kam auch noch mit. Ich schloss die Tür auf und nahm den Griff in die Hand. Jan schob mich nach hinten, damit die Tür auf geht und Lukas schob seine Sophie rein. Drin fuhr Sophie gleich ohne Umwege zum Pool, kippte ihren Rolli leicht nach hinten und fuhr langsam die Stufen ins Wasser. Sie hatte Jeanshose, Stiefel, alte Beinprothese, Pullover und ihre Hello Kitty Jacke an, am Rollstuhl hing noch ihr Rucksack.

Lukas, bekleidet mit Jeanshose, Turnschuhe, Pullover und Steppjacke, ging ihr gleich hinterher. Jan und ich warteten noch bzw. ich musste erst mein Gipsschutz anziehen. Nach ein paar Minuten im Wasser erschraken die beiden und schrien. Sie hatten ihre Zigaretten in den Taschen vergessen und alles was im Rucksack war, war auch nass. Offene Süßigkeitentüten, Buch, Cola und andere Dinge. Jan und ich lachten nur und sagten das sie selber Schuld sind. Okay, ich hätte meine wahrscheinlich auch in der Jacke vergessen, wenn die beiden nicht so geschrien hätten. Jan seine waren ja alle und neue hatte er nicht dabei, die lagen noch in meinem Zimmer, wo er letzte Nacht mit mir gepennt hatte.

Die beiden schmissen auch gleich ihre nassen Schachteln raus und meckerten. "Schiebst mich rein?" fragte ich Jan und er so: "Echt jetzt, mit Rollstuhl?" und guckte mich von der Seite an. "Mach einfach!" sagte ich und er machte es auch. Ich mit einem Turnschuh, weite Jeanshose, Verband, Fußschutz, Gipsschutz, Pullover und meiner grauen Steppjacke und Jan ging mit Turnschuhe, Jeanshose, Pullover und seiner Steppjacke rein. Mein Gips hab ich nicht mehr, dafür hab ich jetzt ein festen Verband und den grauen Schutz den ihr schon gesehen habt.

Sophie fand das geil, das ich mit Rollstuhl ins Wasser bin und rollte gleich auf mich zu und tanzte im Rolli. Das hab ich dann auch gemacht und fragte: "Wieso läuft hier eigentlich keine Musik?" Lukas lachte gleich und fragte ob er welche anmachen soll. "Klar, aber vernünftige!" sagte ich darauf. Er verschwand auch gleich zur Bühne und legte Musik auf. "Yeah!" schrie Sophie und rockte gleich drauf los. Lukas hatte voll den Techno aufgelegt und es rumste nur so aus den Boxen. Ich tanzte auch gleich mit und jubelte. Lukas rutschte die Rutsche runter und schwamm dann mit Jan um die Wette. Was ich sehr geil fand ist, das Jan sein Schulrucksack von 4YOU aufgelassen hatte. In dem waren noch Süßigkeiten, eine kleine Decke, seine Wechselunterwäsche (warum auch immer), Cola und ein paar Kleinigkeiten.

Er tauchte damit sogar durch die Öffnung im Pool zum Partypool rüber. Irgendwann kniete er vor mir und fragte mich ob ich nicht mit ihm zusammen schwimmen will. Wir küssten uns kurz und dann schwamm ich mit ihm, nicht um die Wette, weil das geht bei mir noch nicht, aber er ließ sein Rucksack auf dabei. Mama ärgert sich jetzt bestimmt grün und blau, weil er das macht. Sie will das ja mal sehen, aber sie kann zur Zeit nicht schwimmen, weil sie ihre Tage hat. Naja, ich bekam sie heute und war auch mit Binde am schwimmen.

Am Beckenrand haben wir vier noch eine geraucht und dann wieder im Pool getanzt. Jan und Lukas vor uns und Sophie und ich im Rollstuhl. Machte richtig Spaß im Rollstuhl im Pool zu sein, war mal was anderes. Irgendwann sind wir alle raus aus dem Pool. Sophie rollte zur Bühne rüber und machte noch schnell die Musik aus. Dann fuhren bzw. gingen wir so nass wie wir waren zum Haus rüber und zogen uns um.

Knapp eine Stunde später kam Mama in mein Zimmer und guckte Jan ganz komisch an. "Hab ich was verbrochen?" fragte er. "Du warst mit Rucksack schwimmen und sagst mir nichts?" Jan und ich mussten da richtig laut lachen und kringelten uns halb dabei. "Hey, das find ich jetzt gar nicht lustig!" knurrte Mama und verschwand wieder. Da lachten Jan und ich noch mehr und machten uns dann eine Zigarette an. Kaum hatte ich sie an, da bekam ich richtig Magenschmerzen. Naja was dann passiert ist könnt ihr euch ja denken. Zum Glück ist mir das nicht im Pool passiert.

Am Abend, weil Jan wieder mal auf dem Sofa bei einem Hörspiel eingepennt ist, schrieb ich dies Erlebnis für euch auf.

 

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