Pause durch Beinbruch

(05.07.2021)
Ich dachte das mein Bein wieder völlig in Ordnung war und das ich auch wieder springen und hüpfen kann, aber da hab ich wohl falsch gedacht. Am Montag war ich nach dem Hausaufgaben machen mit Sophie (11) und Tim (6) bei uns auf dem Spielplatz an der Kletterwand. Wir kletterten drauf und eigentlich klettern wir dann auf die andere Seite und gehen dort an einem Netz wieder runter. Diesmal bin ich aber von oben einfach runtergesprungen und wollte von vorne Anfangen.

Krach, machte es als ich unten ankam. Bin da mit dem Fuß umgeknickt und mein Knochen guckte aus meinem Schienbein. Ich hab geschrien wie am Spieß, weil es so weh tat. Sophie fing auch gleich an zu schreien und Tim heulte sofort los und fing voll an zu zittern. Mama hatte es wohl drin gehört und kam rausgerannt. "Ach du Scheiße, was machst du denn?" sagte sie aufgeregt und rief Claudia und Janina raus.

Mama lief noch schnell ins Gästehaus und holte eine Trage. Zu dritt haben sie mich dann auf die Trage gezogen oder geschoben, ich weiß es nicht mehr. Ich hab voll geschrien und fing an zu schwitzen vor Schmerz. Ins Auto ging nicht, also hat Mama den Camper angeschmissen und auf den Hof gefahren, um mich dort reinzuschieben. Keine Ahnung ob sie mit Vollgas oder normal gefahren ist, jedenfalls hat sie mich zum Krankenhaus gefahren, direkt vor die Notaufnahme, wo eigentlich die Krankenwagen halten.

Sie lief rein und kurz darauf kamen drei Notärzte oder Pfleger raus. "Ah Laura, nein, was machst du denn?" sagte der eine. Ich guckte ihn an und lachte leicht. "Ja weiß ich auch nicht, bin wieder kaputt!" sagte ich und grinste. Es war der selbe Pfleger vom letzten Unfall gewesen. "Er lachte dann auch kurz und meinte: "Na, kannst ja wieder Scherzen, dann kann es ja nicht so schlimm sein!" und zog mich aus dem Camper raus und trug mich mit einem anderen ins Krankenhaus. Drin wurde ich auf eine andere Trage gelegt und dann gleich ab in den OP.

Kurz darauf war ich auch schon weggetreten und wurde erst am nächsten morgen wieder wach. Was Mama in der Zeit gemacht hatte, weiß ich nur von ihr, logischerweise. Sie musste den Camper sofort wieder wegfahren für die Krankenwagen. Sie sprach noch mit einem Arzt und fuhr wieder nach Hause. Am nächsten morgen, so gleich nach dem Frühstück, was ich am Bett bekam, klopfte es an der Tür. Ich guckte hin und dachte das es der Arzt oder so ist. Es war mein Bruder Lukas (11). Er kam mit einem kleinen Sträußchen Blumen rein und begrüßte mich mit einem Kuss auf die Wange.

"Was machst du denn hier? Keine Schule?" fragte ich gleich und er so: "Kann ja wieder gehn!" Ich: "Nein, ich freu mich doch, bleib!" Er setzte sich auf die Kante vom Bett und fragte mich wie es mir geht und so und das er die Schule schwänzt. Am liebsten hätte ich ihn da gleich umarmt und geknuddelt, aber da noch andere mit im Zimmer waren, ließ ich es lieber bleiben. Ich freute mich echt riesig darüber das er mich sofort besucht hatte und mir Blumen mitbrachte, obwohl die nicht so wirklich schön waren. Es erinnerte mich an Jan, beim ersten Unfall, aber der kann mich grad mal sowas von.

Wir unterhielten uns noch eine Weile und dann klopfte es erneut. "Das könnte auch Mama sein!" sagte ich. Da guckte er mich ganz groß an und wollte ins kleine Bad. Leider nicht schnell genug, weil die Tür ging auf und Mama kam rein. Sie guckte ihn gleich an und fragte was er hier macht. "Äh, bin gar nicht hier!" sagte er und verschwand im Bad. "Hab dich längst gesehen, komm da mal wieder raus!" lachte Mama. Er kam auch leicht rot im Gesicht wieder raus und entschuldigte sich für sein Verhalten und das er die Schule schwänzt. Mama lachte nur und drückte ihn an sich. "Bring dich gleich hin!" sagte sie und kam zu mir.

"Mensch, was machst du denn immer?" fragte sie mich. "Warum fragen mich alle das selbe, habt ihr euch abgesprochen?" fragte ich leicht grinsend. Mama beugte sich über mich und gab mir ein dicken Kuss auf die Wange. Ich umarmte sie kurz und erzählte ihr wie es zu dem Unfall kam. "Da war dein Bein wohl doch noch nicht so ganz in Ordnung!" meinte sie darauf und packte dann einige Sachen für mich aus. Klamotten, Bücher, mein Smartphone, MP3-Player, Süßigkeiten, Waschzeug usw..

Der Arzt kam rein und erzählte uns das sie was neues versuchen wollen, wegen mein Fuß. Ich bekam immer größere Augen und hörte gespannt zu. Lukas nahm da meine Hand und drückte sie. Zwischendurch bekam ich Angst, weil der Arzt meinte, das mein Fuß eventuell ab müsste. Ich mein, lieber den Fuß als mein Bein, aber trotzdem Scheiße. Mama ging dann auch noch kurz mit dem Arzt nach draußen und Lukas tröstete mich.

Mein Fuß bleibt dran, aber ich muss noch mal unters Messer, hieß es später. Mama und Lukas verschwanden kurz darauf. Meine Zimmerkollegin Jule (13) meinte da so: "Du hast aber ein echt geilen Freund!" Da schob ich meine Augenbrauen hoch und sagte: "Freund? Leider mein Bruder!" Sie: "Echt jetzt, dein Bruder? Wow!" Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über ihn und auch über Jan und so und dann meinte sie: "Ich hätte auch gern so ein geilen Bruder, da bringt er dir einfach Blumen mit. Ich kann voll verstehen das du ihn liebst!" Ich grinste da nur und dann wurde ich auch schon wieder rausgeschoben zu einer Untersuchung.

Freitag, 09.07.2021 - Es ist echt langweilig im Krankenhaus. Immer nur im Bett liegen, Hörspiele hören, Musik hören, Lesen, Essen und Nichts tun. Wäre jetzt lieber draußen irgendwo bei dem nassen Wetter, als hier drin. Zum Glück kommen mich viele Besuchen. Meine beste Freundin Melody (12) war schon zweimal da, Mama war zweimal mit Sophie da, Claudia kam mit Tim und den Zwillingen, ein paar aus meiner Klasse waren auch kurz da und was mich am meisten freut ist, das mein Bruder mich jeden Tag nach der Schule besucht und mir immer etwas mitbringt. Jan weiß bis Dato noch nicht das ich im Krankenhaus bin, muss er auch nicht wissen.

 

Zurück zur Hauptseite