Grillen nach der Schule

(08.09.2021)
Die ersten Tage in der Schule waren naja. Am ersten Tag durften wir alle aus unseren Ferien erzählen und ich hörte nicht mehr auf. "Ey, wir wollen auch noch dran!" meckerte eine Mitschülerin. Mein Lehrer rief mehrfach mein Namen und meinte dann, das ich mich kurz fassen soll. "Okay!" sagte ich. "Wir waren an unserem See, hatten viel Spaß, es wurde viel nass und irgendwas besichtigt haben wir auch noch! Reicht das so?" Alles lachte und der Lehrer sagte: "So kurz nun auch wieder nicht, aber gut. Kannst ja nachher dein Mitschülern alles in der Pause genauer erzählen!" Ich grinste nur unter meiner OP-Maske und ließ die anderen ran. Die meisten waren vernünftig und blieben wie wir im Lande. Ein paar waren in Italien oder in der Türkei.

In der Pause erzählte ich auch ein paar von mein Erlebnissen, die trocken waren und Melody (12) nickte kräftig mit dem Kopf und erzählte mit. Ein paar guckten nur komisch und andere fragten ob sie mit dabei war. Als die Pause vorbei war, liefen wir wieder in die große Halle und ein paar Jungs aus einer anderen Klasse, die mich schon vor den Ferien immer geärgert hatten, wegen mein Schulranzen und so, kamen auf mich zu. "Ey du Behinderte! Hast dich verlaufen, du musst doch woanders zur Schule?!" Ich verzog nur mein Gesicht und ging weiter. "Ey, wir haben dich was gefragt!" "Geht in Euer Kindergarten, wenn ihr nichts besseres wisst!" sagte ich nur und rannte mit Melo an meiner Hand in die Klasse.

Die Jungs lachten nur, versuchten noch hinterher zu kommen, aber ein Lehrer stoppte sie und sie mussten in ihre Klasse gehen. "Das du das so einfach wegsteckst!" meinte Melo als wir drin waren. "Lass sie reden, denn sie wissen nicht was sie reden!" antwortete ich und setzte mich. Sie guckte mich fragend an und setzte sich neben mich. Weiter war an dem ersten Tag nicht gewesen. An den nächsten Tagen hielten mich ein paar Mitschüler auf und fragten, warum ich noch immer mit einem Kinder-Schulranzen (roter McNeill) zur Schule renne. Auch heute fragten mich wieder ein paar danach. Meist sagte ich nur: "Ist doch mein Problem, mir gefällt der!" Es ist mir egal was die anderen dazu sagen, ich trage ihn auch weiterhin zur Schule.

Auf dem Weg nach Hause gestern, rief mich Mama an und fragte wo ich bleibe. Ich sagte ihr das ich noch etwas brauche, weil mein Roller streikte.  "Mach zu, wir Grillen und haben Hunger! Sophie auch bei dir?" sagte sie darauf, aber von Sophie hab ich nichts gesehen, nur Melody lief neben mir her, weil sie wieder mal mit zu uns durfte. Wir liefen mit unseren Rollern etwas schneller und kamen auch schon bald zuhause an. "Da seit ihr ja schon, schnell wir haben Hunger!" sagte Mama Claudia, die schon von der Arbeit wieder da war, was mich wunderte. "Ja, dann macht doch was!" knurrte ich und stellte den Roller ab. "Wir brauchen Fische!" lachte sie etwas. "Ja und ? Angelt doch welche!" sagte ich. "Ja macht mal!" meinte sie darauf.

Melo guckte mich fragend an und fragte Claudia: "Wie jetzt? Sollen wir welche fangen?" und guckte mich wieder an. Sie nickte nur mit dem Kopf und gab uns beiden je ein Kescher in die Hand. "Okay!" sagte ich und lief mit Melo zum Bootssteg, wo Mama auf uns wartete. Sie grinste uns nur an und wir gingen in den Fluss. Ich mit Jeanskleid, Turnschuhen und meiner Prothese und Melo mit kurzer Jeanslatzhose, Shirt und Sneaker. Mit den Kescher fingen wir ein paar Fische und warfen sie Mama zu. Ein paar fing sie auf und ein paar flutschten ihr wieder weg und landeten wieder im Fluss.

Nach ein paar weiteren Fischen, kam auch Sophie (11) zu uns in den Fluss, mit kurzer Jeanshose, Shirt, Prothese und Gummistiefel. Ich lachte kurz wegen den Stiefeln und gab ihr mein Kescher. "Darfst du das?" fragte sie mich. Ich guckte nach unten und dachte das sie meine Prothese meinte. "Nee, dein Schulranzen!" sagte sie. "Hä? Was?" kam da von mir und guckte über die Schulter. "Mama!" "Mach doch gar nichts!" sagte sie nur. "Wieso sagst du denn nichts?" knurrte ich. "Gehst doch immer so ins Wasser!" lachte sie. Ich stand schon bis zur Brust im Wasser mit dem Schulranzen und keiner sagt mir etwas. Hatte ich echt nicht bemerkt, weil ich ihn ja schon ewig aufhatte. "Da sind wichtige Sachen drin man!" meckerte ich und setzte ihn schnell ab.

Sophie sagte nichts weiter dazu und fing auch gleich ein paar Fische. Die nahm ich ihr ab und gab sie Mama. Lukas (11) nahm die Fische am Tisch mit Tim (6) gleich aus und legte sie auf den Grill. Nachdem wir genug Fische gefangen hatten, durften wir mit unseren nassen Sachen an am Tisch sitzen und eine rauchen. Nach etwa einer halbe Stunde gab es endlich die Fische zu essen und ein paar Salate dazu. Nach dem Essen legten wir drei, die bekleidet im Fluss waren, auf Liegestühlen in den Garten und sonnten uns. Das Wetter war ja herrlich und wir konnten unsere Kleidung so am Körper trocknen lassen. Nur unsere Beinprothesen nahmen wir ab und legten sie neben uns in die Sonne. Zwei Stunden später, wir waren schon fast eingeschlafen, weckte uns Mama und wollte das wir unsere Hausaufgaben machen, wenn es denn welche gibt. Es gab welche und wir machten sie auch, mit unseren wieder getrockneten Sachen an.

 

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