Mit Tim im Pool

(15.12.2021)
Da Mama Überstunden machen musste, sollte ich heute mein kleinen Bruder Tim (7) von der Schule abholen. Und weil er etwas länger Schule hatte als ich, bin ich nach der Schule noch kurz über den Weihnachtsmarkt gelaufen. Viel ist da ja nicht mehr los, aber der Schmalzkuchen war trotzdem lecker!

Irgendwann fuhr ich los und als ich bei Tim an der Schule ankam, rannten schon einige raus und zu ihren Eltern. Tim stand völlig alleine neben der Treppe und hielt nach Mama Ausschau. Langsam schlich ich mich an ihn ran und erschreckte ihn. "Laura! Was machst du denn hier?" freute er sich. Ich erklärte ihm kurz das Mama wegen ihrer Kollegen die Krank sind, Überstunden machen muss. Fand er nicht so schön und guckte mich traurig an. "Mama fährt gerne Bus, oder?" fragte er mich nach einiger Zeit, in der wir schon mit dem Roller auf dem Weg nach Hause waren.

"Glaube schon!" antwortete ich. "Hm!" sagte er darauf und fuhr still neben mir her. Er: "Wieso hat Claudia mich nicht abgeholt?" Ich: "Die Arbeitet noch!" Er: "Immer arbeiten alle!" Ich: "Stimmt!" Er: "Papa auch?" Ich: "Ja!" An der Ampel warteten wir bis wir rüber konnten und dann konnte ich sein trauriges Gesicht nicht mehr sehen und fragte ihn: "Willst gleich ab in den Pool?" Er strahlte und sagte: "Au ja!" Wir fuhren über die Ampel und er so: "Mit alles was wir anhaben? Auch mit Schulranzen auf?" Ich: "Können wir machen!" Er strahlte wieder und gab Gas. "Hey, nicht so schnell!" rief ich ihm hinterher. Er: "Doch, will in Pool!"

Ich lachte kurz und folgte ihm. Kaum waren wir zuhause angekommen, da schmiss er sein Roller (kein E-Roller) an die Wand und rannte zum Poolhaus. So schnell kam ich natürlich nicht hinterher. Er kam mir kurz danach ein Schritt entgegen: "Los komm, mach auf!" Ich lachte nur und ging zur Tür. "Ist aber kalt das Wasser!" sagte ich zu ihm und er so: "Egal!" Ich schloss auf und er rannte rein und sprang auch gleich so wie er war, samt Schulranzen in den Pool. Er trug Unterwäsche, Strumpfhose, Latzhose, Pullover, seine blaugrüne Steppjacke, Mütze, Handschuhe und seine warmen Turnschuhe. Er schwamm gleich drauf los und blieb mitten im Pool stehen. "Komm!" sagte er.

Da konnte ich ja nicht anders und folgte ihm. Ich hatte Unterwäsche, Beinprothese, Leggins, Jeanshose, Strümpfe, Lederstiefel, ein dicken Pullover und meine schwarz-rote Adidas Daunenjacke an und natürlich auch mein Schulranzen auf, mit allem Inhalt, wie er. Zusammen schwammen wir eine kleine Runde und dann wollte er die Rutsche runter. Ich wartete unten auf ihn und er plantschte kurz darauf die Rutsche runter ins Wasser. Sein Schulranzen blieb kurz an der Rutsche hängen und er lachte. "Will damit tauchen!" sagte er mir. "Wie, mit Schulranzen auf?" fragte ich. Er: "Ja!"

Ich half ihm dann sein Schulranzen abzusetzen und unterzutauchen, weil mit viel Wasser drin taucht es sich besser. Das seine Schulsachen nass wurden, hatte uns beiden nicht gestört. Er setzte ihn wieder auf und dann machte ich mit meinem Schulranzen das selbe. Zusammen versuchten wir abzutauchen und beim dritten Versuch klappte es auch. Er strahlte richtig unter Wasser und zeigte mir ein Daumen hoch. Er kann wirklich gut bekleidet unter Wasser schwimmen und er wollte es gleich nochmal tun. Da ich keine Lust zum schwimmen hatte, blieb ich am Rand stehen und sah ihm beim tauchen zu.

Beim vierten mal tauchte ich am Rand ab, mit Schulranzen auf und sah ihm unter Wasser dabei zu. Sah echt Irre aus, wie er mit Brille auf und dem Schulranzen unter Wasser auf mich zu geschwommen kam. Vor allem mit seiner Steppjacke. Er strahlte richtig und nach dem auftauchen sagte er mir: "Macht voll Spaß mit Schulranzen zu tauchen! Will nochmal!" Keine Ahnung wie oft er am Ende mit Schulranzen getaucht ist, aber bestimmt zwanzig mal. Während er danach noch auf der Luftmatratze lag, rauchte ich in der Sofaecke eine.

Er wollte unbedingt das ich wieder zu ihm ins Wasser komme und ich machte es auch. Hui, da hat sich meine Daunenjacke aber ganz schön aufgebläht und ich dachte sofort an Lukas. Er schwimmt ja auch sehr gerne mit Daunenjacke und die bläht sich ja auch immer so auf. Tim lachte die ganze Zeit, während ich versuchte mit der aufgeblasenen Jacke und mein Schulranzen auf, zu ihm zu kommen. Auf seiner Luftmatratze legte ich erstmal meine Arme drauf und verschnaufte ein wenig. War ganz schön anstrengend so zu schwimmen.

"Nee du, die zieh ich jetzt lieber aus!" sagte ich ihm. "Aber dein Schulranzen setzt du wieder auf, oder?" Ich fragte mich was er damit hat und lachte kurz. Schulranzen ab, Jacke aus, Schulranzen wieder auf und die Jacke an den Rand gebracht. Danach spielten wir Boot. Er setzte sich im Schneidersitz auf die Luftmatratze und ich musste ihn schieben. Dann legte er sich auf die Luftmatratze und ich schwamm vor ihm her. Dabei hielt er sich an mein Schulranzen fest und er freute sich mächtig darüber. Danach wollte er vorne sein und ich sollte mich auf die Luftmatratze legen.

Als er ins Wasser plumpste, blähte sich auch seine Jacke etwas auf, aber er wollte sie anlassen. Er drehte sich vor der Luftmatratze um, ich hielt mich an seinem Schulranzen fest und er schwamm los. Lachend versuchte er es zumindest, aber kam nicht wirklich vom Fleck. Naja, ich kam vorher auch nicht wirklich vom Fleck, aber das wusste er ja nicht. Nachdem er keine Lust mehr hatte, legten wir beide uns auf je eine Luftmatratze auf den Bauch. War nicht wirklich einfach mit dem vollen Schulranzen da rauf zu kommen. Das Wasser plätscherte auch gleich oben aus dem Deckel raus und wir lachten beide. Das war vielleicht eine Wohltat als das ganze bzw. das meiste Wasser raus war. Da tat er mir auch nicht mehr so weh auf dem Rücken.

Normalerweise lass ich immer gleich nach dem Tauchen das Wasser raus oder setze ihn ab, aber er wollte ja unbedingt das ich ihn auflasse, so wie er. Zusammen paddelten wir noch eine kleine Runde mit den Armen umher und dann hatte er auch dazu keine Lust mehr gehabt. Das Wasser war im übrigen warm gewesen, was mich die ganze Zeit gewundert hatte. Weiß noch immer nicht wieso. Nach ein paar Minuten fielen mir langsam die Augen zu, weil die Nacht mit meinem Jan so ziemlich kurz war. Tim sagte auch nichts mehr und alles war still.

"Mir ist kalt!" stotterte Tim plötzlich neben mir und ich erschrak mich voll. "Was?" fragte ich ihn. "Mir ist kalt, ich will rein!" Kurz schüttelte ich mein Kopf und plumpste ins Wasser, samt Schulranzen, den ich ja noch auf hatte. Er machte das selbe und wir schwammen zu den Stufen. Hand in Hand gingen wir raus und liefen zum Haus rüber. Dort half ich ihm im Bad sich auszuziehen und sich was frisches anzuziehen. Danach erst hab ich mich umgezogen und die nassen Sachen alle in die Maschine gesteckt.

Die Schulranzen und die ganzen Schulsachen steckte ich in den Trockner. Die Schulsachen vorher natürlich in Handtücher verpackt, wie Mama das immer macht. Tim spielte in seinem Zimmer und ich kümmerte mich um das Essen für Sophie und Lukas, die noch nicht da waren. Jan bringt sich meist was aus der Stadt mit. Als die beiden kamen, haben wir zu viert gegessen und uns in unsere Zimmer verteilt. Etwa eine Stunde später kam auch mein Jan (15) zu mir ins Zimmer und warf sein Rucksack in die Ecke und meckerte voll rum. "Tolle Begrüßung!" sagte ich und ging zu Sophie runter.

Irgendwann beruhigte er sich wieder, weil wohl auch Mama Claudia mit ihm redete. In meinem Zimmer legten wir uns auf mein Bett und schmusten rum. Ohne zu klopfen kam Mama später rein und fragte uns warum die Maschinen so rumpeln. Da zog ich meine Nase und meine Oberlippe hoch und guckte sie mit großen Augen an. "Nee, deine Zahnspange kann es nicht sein, die haste drin!" grinste sie. Mit dem selben Gesicht sagte ich dann, das ich mit Tim gleich nach der Schule im Pool war und wir unsere Schulranzen aufgelassen hatten. "Wehe die Sachen werden nicht trocken, ich kann euch nicht ständig neue Schulsachen kaufen!" Während sie das sagte, leckte ich, noch immer mit dem selben Gesicht, meine oberen Zähne ab. "Macht jetzt nicht mehr so lange hier und geht schlafen!" sagte Mama noch und verschwand wieder.

Ich guckte Jan an und fragte ihn wieso wir jetzt schon pennen sollen, weil es war erst kurz nach sieben. Er zuckte die Schulter und stand auf. "Wo willst jetzt hin?" fragte ich. Er: "Nach unten, was zu trinken holen!" Ich nickte mit dem Kopf und er verschwand. Kurz darauf kam er wieder und meinte, das Mama ins Bett ist weil sie von der Arbeit so kaputt ist. Wir sollen auch nicht mehr so laut sein, meinte er noch. In meiner Sofaecke kuschelten, rauchten und knutschten wir uns noch eine ganze Weile und dann kam Mama Claudia mit meinen trockenen Schulsachen rein. "Nimm die Sachen beim nächsten mal vorher raus, okay!?!" sagte sie dabei und verschwand wieder.

Naja, leicht gewellt waren meine Schulhefte und Bücher schon, aber sie waren wieder trocken, genauso wie alles andere was im Ranzen war. Bei Mama sehen die Sachen nie so aus, wenn sie die trocknet. Da sehen sie immer besser aus. Egal, Hauptsache ich konnte sie wieder mit zur Schule nehmen. Und Tim seine auch.

 

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