Werder Bremen Aufstieg

(15.05.2022)
Kirche bis zu Papa:

Weil ja heute auch Sonntag war, ging es natürlich morgens zur Kirche. Dazu hatte ich (Laura,13), Unterwäsche, Binde, BH, weiße Bluse, schwarzen Rock, dunkelblauen Blazer und meine schwarzen Lackschuhe an. Da es gleich danach noch zum Essen gehen sollte, bei einem Onkel von Mama, packte ich mir zuhause noch meine Sportsachen ein, damit es danach gleich zum Werder-Spiel gehen konnte. Es war das letzte Spiel vor dem Aufstieg oder auch nicht. Und das wollte ich mir natürlich live im Stadion ansehen. Mein Schatzi Jan (15) und ein Onkel wollten auch mit.

Naja, der Gottesdienst war zuende und wir fuhren zum Essen. Da ist nichts weiter passiert und wir fuhren zu Papa. Auf dem Weg dahin kamen wir nicht wirklich vorwärts, weil Super viele Werder-Fans schon unterwegs waren. Endlich angekommen, wollte ich meine Sportsachen anziehen und suchte sie in Mamas Auto. "Scheiße, wo ist meine Tüte?" meckerte ich, weil ich sie nirgends fand. "Such such, wühl wühl!" sagte ich immer vor mir her. "Ah, ich krieg die Krise!" schnauzte ich. "Vielleicht sind sie ja bei Claudia drin!" meinte Mama, aber die war noch nicht da.

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Vom Trikot finden bis zum Stadion:

Ich sah die ganze Zeit aus dem Fenster bis ich sie sah und rannte gleich hin. "Meine Tüte!" rief ich schon vom weiten. "Was?" antwortete Claudia. Ich: "Meine Tüte, mit den Sportsachen drin!" Claudia: "Keine Ahnung!" Ich öffnete den Kofferraum und suchte wie verrückt darin nach der Tüte. "Bring mir da nichts durcheinander!" meckerte sie. "Man Ey, ich brauch die Tüte!" Lukas: "Reicht dir dein Trikot?" Ich: "Hä? Wo hast das her, wo ist die Tüte man?" Lukas: "Vorne ist keine! Das lag im Bad oben!" Ich: "Scheiße man, nee, Danke!" Lukas: "Hast wohl anprobiert noch!"

Ich holte erstmal tief Luft und überlegte kräftig, wo ich die Tüte hin gepackt haben könnte. "Ach du Scheiße!" flüsterte ich fast. "Ich hab die Tüte im Wintergarten hingelegt und mein Trikot beim waschen angehabt!" sagte ich leise. Lukas: "Ja, und da hast es dann vergessen!" Ich: "Ja, und meine Tüte!" Kurze Zeit später sagte ich zu Lukas: "Du bist echt ein Schatz!" und gab ihm ein dicken Kuss. Kaum waren wir bei Papa im Haus, da zog ich mir mein Blazer aus und zog mir das Trikot über meine Bluse an. Vor dem großen Spiegel betrachtete ich mich und sagte: "Scheiße man, so kann ich doch nicht ins Stadion, bin ja voll Overdressed!" und guckte an mir runter.

Papa meinte da noch, das ich ja was von mir bei ihm noch habe und das anziehen könnte. Ein Blick von mir auf die Uhr und meine Augen fielen fast raus. Ich: "Nee, ich bleib jetzt so, wir müssen los!" und zeigte auf die Uhr. Mamas und Papa lachten laut los und meinten, das ich mich noch umziehen könnte. Ich: "Nee, wir kommen zu spät!" und draußen war ich. Jan, Lukas (11) und Papa eilten mir hinterher. "Los komm, schnell auf die Räder!" rief ich und fuhr auch schon los. Natürlich mit Helm auf. Jan: "Warte doch man, sind nicht so schnell!" Ich: "Keine Zeit mehr!" Lachend fuhren Lukas und Jan mir hinterher und wunderten sich immer wo ich lang fahre. "Abkürzung!" rief ich und dann standen wir in mitten tausender Fans, die zum Stadion wollten.

Ich bremste scharf und holte tief Luft. "Kacke man!" heulte ich schon fast. Zum Glück hatte ich meine Handtasche noch um Arm, weil da waren die Eintrittskarten bzw. die Dauerkarten von uns drin. "Schnell, wir laufen mit denen mit!" rief Jan mir zu und stellte sein Fahrrad ab. Die Räder hatte Mama schon am Tag zuvor zu Papa gebracht. Wir schlossen die Räder zusammen ab, merkten uns wo sie stehen und liefen mit den ganzen Fans zum Stadion. Die liefen mir irgendwie zu Lahmarschig und ich legte ein Schritt zu. Kaum waren wir am Stadion, da rannte ich auch schon zum Eingang. Dort standen schon ein paar Bekannte und Freunde von mir, die alle mit rein wollten. "Da biste ja endlich, los rein jetzt!" sagte einer davon. Papa, der ja hinter uns her geflitzt war, sagte: "Wartn uff de Wiesn!" "Geht klar!" sagte ich und dachte nochmal kurz nach was er gesagt hatte. Ich zu einem Freund: "Hat er grad Wiesn gesagt?" Er: "Kommt der aus Bayern?" Ich drehte mich nochmal schnell um zu Papa, aber ich sah ihn nicht mehr. Also ab zum Eingang und wir wurden reingelassen. Der Onkel von Mama, der eigentlich mit den anderen vorm Stadion warten sollte, war schon drin und textete uns: "Wo bleibt ihr denn, das Spiel ist gleich vorbei!" Das Spiel hatte zwar noch nicht angefangen, aber egal. An unseren Plätzen sahen wir ihn und wir winkten uns zu.

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Beim Spiel: (Bekam ein Bier übern Kopf geschüttet)

Völlig aus der Puste und halb verschwitzt nahmen wir Platz. Es war noch Zeit bis zum Start und der Onkel holte uns Getränke. Ich sagte ihm noch, das er jemanden ein Schal klauen soll, weil ich meinen nicht mit hatte. Jan hatte seine Sachen ja mitgenommen und sich auch bei Papa umgezogen, aber ich hatte ja nur mein Trikot mit. Ach so, Lukas ist nicht mit rein, er blieb mit Papa auf dem Deich. Will jetzt gar nicht soviel vom Spiel selber erzählen, aber es war eine richtig Geile Atmosphäre gewesen. Immer wieder haben wir: "Nie mehr zweite Liga!" gesungen und natürlich auch andere Songs von Werder. Bei der Choreo sahen wir nicht, wie die Mannschaft einlief und ich meckerte. Finde das immer Geil, wenn ein Riesen Banner über die Fans gezogen wird, aber musste es gerade heute sein und wenn die Mannschaft rein kommt? Nach nur sieben Minuten fiel das erste Tor und alles jubelte und stand auch zum Teil auf. Der Stadionsprecher brüllte und schrie mit und dann: "Ach nein Halt, war Abseits!" Ich: "Schitte, Abseits!" Drei Minuten später schoss Füllkrug aufs Tor und es zählte. Bis zur Pause passierte nichts. Kurz nach der Halbzeitpause schoss Duksch das zweite Tor und dann wussten wir alle schon, das Werder sofort wieder aufsteigt, ohne Umwege über die Relegation. Also genauso schnell wie wir Abgestiegen waren. Kurz vor Schluss rannten noch ein paar Kinder aufs Feld, die aber schnell wieder zurück gerufen wurden.

Schlusspfiff kam und alles rannte aufs Feld, obwohl wir es nicht sollten. Ich, Jan und der Onkel jubelten was das Zeug hielt. "Duksch is on fire!" sangen viele um uns herum und wir natürlich auch. Ich zog einem Freund von mir den Schal weg und hielt ihn weit in die Luft und hüpfte voll rum. Ich heulte auch fast vor Freude und dann goss mir jemand von hinten ein Bier über den Kopf. Der Onkel lachte voll und ich wollte gerade losmeckern, aber als ich mich umdrehte, stand mein Mathelehrer da und grinste mich an. "Wie geil is dat denn?" schrie ich ihn an und jubelte mit ihm und den anderen weiter. Ein paar von den anderen wussten das er hinter uns sitzt, aber sagten nichts. Der Lehrer soll ihnen auch ein Zeichen gegeben haben, das sie mir nichts sagen sollen. Einfach nur Geil! Werder Bremen steigt nach nur ein Jahr gleich wieder auf. Wir jubelten und jubelten. Das halbe Stadion stand auf dem Rasen, oh weia, ich glaub das waren noch viel mehr gewesen als rein durften. Von draußen kamen auch noch welche irgendwie rein und wollten die Mannschaft feiern.

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Nach dem Spiel: (Und noch mehr Bier auf mein Klamotten und Haaren / Poolparty)

Ähm, was wollt ich schreiben? Ah ja, als fast alle Fans auf dem Rasen (Spielfeld) waren, sind wir alle hinten raus und ab zum Deich, wo Papa und Lukas mit ein paar anderen auf uns warteten. Papa guckte mich an und fragte, ob ich Duschen war mit der Mannschaft. Meine Haare klebten halb und ich lachte nur. "War ihr Lehrer gewesen!" sagte der Onkel zu Papa und beide lachten. "Schön!" lachte Papa und fragte, ob ich noch ein paar Biere übern Kopf haben will. "Oh ja, brauch ne Abkühlung!" lachte ich halb und wedelte mit meiner Handtasche vor meinem Gesicht rum. "Na dann!" lachte Papa. Dann nahm er sich eine Flasche Bier aus der Kiste, die ein paar Kollegen von ihm mitbrachten, öffnete es und kippte es mir über den Kopf. Alles lachte, aber mir war es egal. Ich nahm ihm auch das Bier aus der Hand und nahm ein Schluck. "Na, so jung und schon saufen!" meinte ein Kollege von Papa und stieß mit mir auf den Sieg an. Das Bier schmeckte mir aber nicht und gab es Papa zurück. Er trank es aber nicht, sondern kippte es über mich aus. Meine Haare, Bluse und das Trikot klebten danach. Auch mein Rock, die Handtasche und meine Lackschuhe bekamen was ab.

Zusammen feierten wir noch auf dem Deich und warteten bis die Mannschaft aus dem Stadion kommt. "Wenn sie denn raus kommen!" meinte noch jemand. Etwas später hieß es dann, das die Mannschaft auf einem Party-Truck durch die Fans fährt. Da wir alle im Stadion schon einiges getrunken hatten, musste ich kräftig und ließ es einfach nur laufen. Man sah es ja nicht, weil ich ein Rock anhatte und alles nach unten lief. Und außerdem wurde ich ja auch mit Bier begossen, als ob ich noch größer werden will. Während ich pinkelte, hüpfte ich rum und jubelte einfach weiter. Nach über einer Stunde fragte mich Jan, ob ich nicht mal pinkeln müsste, weil er es dringend muss. "Nö, hab schon!" lachte ich ihn an. Er schob seine Augenbrauen hoch und guckte mich fragend an. "Isso!" sagte ich und bekam endlich mal ein Radler ab. Das trank ich auch sofort auf Ex aus und guckte zu Jan.

"Huch, wo isser denn?" fragte ich Papa und er so: "Wer?" Ich: "Na, Jan!" Er guckte sich um und fand ihn an einem Baum pinkelnd stehen. "Da!" sagte er und zeigte zum Baum. Ich lachte voll laut los und unsere Freunde gleich mit. "Lass alles raus du Sau!" rief einer von ihnen. Jan winkte nur ab und kam wieder zu uns. "Ja soll ich Laura nach machen oder wie?" fragte er in die Runde. Mit ganz großen Augen sah ich ihn an und boxte ihn in die Seite. "Du hast hier bei uns in die Hosen gemacht?" fragte ein Freund. "Nee, in mein Rock bzw. in die Prothese!" schimpfte ich. "In die Prothese?" kam von Papa. "Ja, in meine Beinprothese. Das läuft da immer alles rein!" erklärte ich und alles lachte laut los. "Mir doch egal, wenn ich muss!" meckerte ich. Etwas später sagte ich: "So, und jetzt erstrecht!" und pinkelte wieder. Ein Freund: "Machste jetzt nicht wirklich, oder?" Ich: "Bin doch eh schon nass!" Ein Kollege von Papa: "Wollst noch mehr?" Doch bevor ich was sagen konnte, schüttelte er sein Bier und sprühte mich damit voll. "Oh ja, mehr!" lachte ich und hielt mir die Hand vors Gesicht. Alles lachte wieder und dann sprühten mich alle voll. Klitschnass stand ich da und lachte, tanzte und feierte. Mir war es echt egal, nach was ich stinke und freute mich über die Duschen.

Irgendwann kam der Wagen endlich und wir liefen sehr langsam mit dem Wagen der Mannschaft mit. Aber auch nicht wirklich lange, weil es Papa nicht mehr so wirklich aushielt in der Menge. Jubelnd und halb tanzend gingen wir langsam zu unseren Rädern und fuhren zu Papa nach Hause. Mamas waren aber nicht mehr da, dafür lag da ein Zettel wo drauf stand, das sie schon nach Hause sind, wegen Poolparty und so. Ich war kaum noch zu bremsen und wollte so schnell wie möglich nach Hause. "Nu iss doch erstmal was!" sagte Papa. "Nee, Poolparty!" rief ich und nahm mein Schatzi an die Hand. "Darf ich wenigsten noch was reinschieben?" fragte er mich. Papa: "Das kannste später auch noch!" Ich verstand Papa sofort und lachte laut los. Jan guckte ihn nur komisch an und nahm sich ein paar Scheiben Brot vom Teller. Mamas hatten belegte Brote gemacht für uns, weil sie ja wussten, das wir noch zu Papa fahren. Jan schob sich auch gleich ein Brot in Mund und kam mit mir raus. "Lukas, komm!" rief ich noch, aber er wollte nicht.

Draußen rief ich noch ein paar Freunde an und fragte, ob sie mit zur Poolparty kommen wollen. Ein paar wollten, aber die meisten sagten ab, weil sie selber Feiern hatten. Am Busbahnhof vor der Fähre warteten wir auf die paar und fuhren gemeinsam rüber. Kaum zuhause angekommen, da hörten wir schon Sophie am Schlagzeug. Sie hatte ja ein paar Werder-Songs geübt und gab nun ihr bestes. Ich lief auch gleich zu ihr in den Garten und tanzte wild rum. Während sie spielte zeigte sie zu meiner Geige und dem Friesennerz. Die Jacke zog ich mir auch sofort an und nahm die Geige zur Hand. Dann spielten wir zusammen ein paar Songs und die anderen feierten uns. Muss völlig bescheuert ausgesehen haben, weil ich vom Radfahren noch mein Helm auf hatte. Als ich mit meiner Geige zu den anderen ging, schüttelten alle ihre Radler und spritzten mich damit voll. Ich hielt mir immer meine Geige vors Gesicht, aber half alles nichts, meine Brille war voll.

"Ab in Pool!" schrie ich und rannte zum Poolhaus. Alles kam mir hinterher und sah zu, wie ich mit allen Sachen an und meiner Geige im Pool verschwand. Alles rundherum war mit Werder-Girlanden, Ballons usw. zugeschüttet. Auf den Tischen lagen Luftschlangen, Konfetti und so und alles wurde von den anderen verteilt. Ich schwamm aber und tauchte ab, weil ich das Bier aus den Haaren haben wollte. Als ich unter Wasser auf mein Kopf fasste, musste ich lachen und tauchte schnell wieder auf. Es hatte mir niemand gesagt, das ich mein Helm noch auf hatte. Den setzte ich auch schnell ab und tauchte wieder ab. Am Rand im Wasser stehend, putzte ich noch meine Brille mit meinem Trikot und tanzte danach wieder wie blöd rum. Ich war einfach nur Happy, das mein Werder Bremen wieder in der ersten Bundesliga sein darf. Wäre zwar auch in der zweiten Liga noch mein Werder gewesen, aber so ist es doch am schönsten. Die paar Freunde, die mitkamen, kamen auch noch mit in den Pool, wie auch Melody und ihr Halbruder Santino, ein paar Freunde von Sophie, Verwandte und Bekannte von Mamas.

Bis morgens um halb drei haben wir noch gefeiert. Die meisten waren bis dahin aber schon weg, wie meine Freunde. In dieser Zeit haben wir viele Radler getrunken, Chips, Pommes, Frikadellen, Salate usw. gegessen. Es lief natürlich nur Werder-Musik. Meine Geige hat die meiste Zeit auf dem Grund vom Pool gelegen. Hab zwischendurch auch mal kurz drauf gespielt, aber gleich wieder fallen lassen. Nur Jan und ich sind die ganze Zeit mit unseren Sachen im Pool geblieben. Alle anderen, auch Mamas, haben nach und nach ihre Sachen ausgezogen und sind zum Teil nur noch in Badeanzug oder Shorts im Wasser geblieben. Fand ich sehr blöd. Ich hab auch die ganze Zeit mein Friesennerz angelassen. Gepinkelt haben wir alle im Pool, sah ja niemand. Grins.

Völlig zufrieden und sehr müde sind Jan und ich in mein Bett, mit den nassen Sachen an und haben bis Mittags gepennt. Zur Schule sind wir nicht, aber das wussten unsere Lehrer schon und hatten uns auch frei gegeben dafür (der ganzen Klasse). Am Dienstag war der Aufstieg natürlich Nummer Eins Gesprächsthema gewesen.

 

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