Jan trug mich ins Boot

(26.05.2022)
Heute früh war es doch noch recht frisch draußen. Wollte ja erst mein Kleid anziehen, aber hab mir dann doch mein schwarzen Anzug angezogen. Mamas haben ganz schön geguckt, als ich mit dem Anzug nach unten kam. Den hab ich mir von mein Taschengeld gekauft, weil ich damit mal schwimmen gehen will. War da grad runtergesetzt auf knapp 25 Euro, da musste ich ja zugreifen. Hat mich zwar zwei Bücher gekostet, die ich mir eigentlich kaufen wollte, aber egal.

Zur Kirche sind wir mit zwei Autos gefahren und danach ging es mit dem Camper und ein Auto zum See. Auf der Fahrt dort hin, haben wir nur Nudelsalat und Gemüsefrikadellen gegessen, weil wir ja am See noch Grillen wollten. Mein Schatzi Jan (15), Jule (16), Tobias (12) und Melody (13) sind bei Claudia mitgefahren und wir anderen mit dem Camper. Die Zwillinge waren wieder voll am nerven gewesen, kaum zum aushalten.

Kaum waren wir da, sahen wir schon das Ausmaß vom letzten Sturm. Überall lagen Äste rum und wir kamen wieder mal nicht wirklich an die Hütte ran. Vor der Hütte lag ein Teil vom Dach der Hütte und Mama meckerte voll. "Überall liegt diese Scheiße rum, kann der Sturm nicht mal was anderes kaputt machen als meine Sachen?" Wir guckten sie voll erschrocken an und dann sagte sie: "Ist doch wahr man!" Und ganz leise: "Wenn das so weiter geht, hab ich bald nichts mehr!" Ich hab es trotzdem gehört.

Endlich kam auch Claudia um die Ecke gefegt, mit ihrem kleinen Geländewagen und hupte. "Hör auf zu hupen man!" schrie Mama sie an. Da hab ich aber doch schon etwas Angst bekommen. Mit großen Augen schielte ich immer durch die Gegend und wartete auf mein Schatzi. Er nahm mich auch gleich in den Arm und knuddelte mich. Sophie (11): "Dürfen wir Mama?" Bevor sie aber was sagen konnte, war Tim (7) schon mit seinem Anzug im See. Mama winkte nur ab und zeigte Claudia den Schaden an der Hütte. Sophie ging dann auch mit ihrem Kleid und Lackschuhen zu Tim ins Wasser und kurz darauf waren beide am schwimmen.

Ich (Laura, 13) hab mit Jan erstmal eine geraucht und mich auf ein alten Baumstamm gesetzt. Jan: "Ich glaub, so langsam ist bei deiner Ma die Luft raus!" Ich: "Hä, wie meinst denn das jetzt?" Jan: "Naja, erst zuhause dauernd der Garten verwüstet und dein Zimmer kaputt und jetzt das hier noch!" Ich: "Ja!" Ich erzählte ihm was sie vorher leise gesagt hatte und da meinte er: "Glaub ich ihr gern!" Fast fünf Minuten sagten wir nichts. Jan: "Bock auf ne kleine Bootstour?" Ich zuckte mit der Schulter und sagte nur: "Hm!" Jan: "Ach komm, ich trag dich rein!" Wieder sagte ich nur: "Hm!" und biss mir auf die Unterlippe.

Mit etwas Schwung, hob er mich hoch und trug mich durchs flache Wasser zum Boot und setzte mich rein. Er band noch das Seil los und hüpfte mit sein nassen Lederschuhen und Socken ins Boot. Beim paddeln meinte er plötzlich: "Ist aber schon komisch, dass das Boot noch heile ist und da stand wo es war!" Ich: "Ja, wie bei mein Zelt!" Jan: "Hä?" Ich: "Naja, das Zelt flog weg, aber meine Hütte daneben blieb stehen!" Jan: "Ja, da haste aber echt Glück gehabt!" Während er an Sophie und Tim vorbei fuhr, grinsten die beiden uns an und sagten: "Ei ei ei, was seh ich da, ein..." Weiter sind sie nicht gekommen, weil Lukas und Tobias (beide 12) schreiend ins Wasser kamen. Lukas mit Anzug und Tobias nur in Jeanshose, ohne Schuhe, Shirt und Jacke. Wie langweilig.

Wir fuhren weiter und wollten gucken was unser Zeltplatz macht. "Öh!" sagte er, als wir fast da waren. Er saß ja in Fahrtrichtung, ich nicht. Schnell drehte ich mich um und sah ein dicken Baum vor dem Zeltplatz liegen. "Tja, da kommen wir jetzt wohl nicht hin!" sagte ich und er so: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!" Ich: "Wenn du meinst!" Er steuerte das Boot zum Baum und guckte sich mit mir um. "War ja wohl nichts, wahr!" Jan: "Das haben wir gleich!" Ich kratzte mich am Kopf und an meiner Wange und dachte nur: "Das wird nichts!" Er versuchte an dem Baum weiter zu kommen und wollte am Ende irgendwie am Baum vorbei und dann zu den kleinen Strand am Zeltplatz.

"Huhu!" winkte Melo am Ufer. Jan: "Na siehste, sie ist ja auch da!" Ich grinste voll und erklärte ihm, das sie wohl von Land aus dahin ist. Sie blieb da stehen und er versuchte weiter um den Baum zu kommen. "Ach Scheiße, das wird nix man!" knurrte er irgendwann und ich lachte. "Ja, Ha Ha!"  knurrte er. Ich: "Fährst jetzt zurück, hab kein Bock darüber zu laufen!" Jan: "Ich trag dich!" Ich: "Dann mal viel Spaß, lass mich bloß nicht fallen!" Da zog er Grimassen und hob mich aus dem Boot. Ich etwas ängstlich: "Und jetzt?" Er ließ mich wieder runter und hockte sich vors Boot. "Musst du?" lachte ich ihn an. "Quatsch, komm auf meine Schultern!" Mit großen Augen machte ich es und er kam langsam wieder hoch und guckte sich um. "Lass mich bloß nicht fallen!" sagte ich und schlang meine Arme um sein Hals. "Wenn du mich nicht erwürgst, kein Problem!" "Huch, Tschuldigung!" grinste ich und ließ etwas locker.

Irgendwie ist er dann an Land gekommen und ließ mich runter. "Uff!" stöhnte er und schlich sich langsam zu der Grillecke am Zeltplatz, wo Melo schon auf uns wartete. Wir quatschten etwas, rauchten eine und redeten über das letzte Zelten dort. Jan: "Weißt noch, die Höhle da hinten?" Ich: "Warst du dabei?" Jan: "Na hör mal, wir hatten uns bei der Überschwemmung noch zusammen ins Zelt gelegt!" Ich grinste voll, weil es mir wieder einfiel und sagte: "Aber du nicht!" zu Melo. Melo: "Sag mal, wie alt bist du eigentlich, 90?" Ich: "Stimmt, du hast mir aus der Pfütze geholfen!" und haute mir an Kopf. "Ja, hau dich mal, was stimmt denn mit dir nicht?" lachte Melo. Ich: "Hab grad ganz andere Dinge im Kopf, Sorry!" Jan: "Wie, nicht mich?" Da musste ich doch laut lachen und sagen: "Außer dich!" Jan: "Will ich doch wohl hoffen!" Hab echt viele Klausuren in der nächsten Zeit noch und hab meine Birne damit vollgeknallt. Da kann schon mal was verloren gehen, oder?

Ring Ring, machte es in meiner Sakkotasche. "Oh, Mama ruft, Grillen!" sagte ich und grinste voll breit, weil ich auch großen Hunger hatte. Melo: "Habt ihr noch Platz im Boot?" Ich: "Aber immer doch!" Wir gingen auch sofort los und dann sah ich unser Boot mitten auf dem See. "Nö, ich lauf jetzt nicht den ganzen Weg dahin!" knurrte ich. Melo: "Los, raus holen!" Ich lachte voll und gab ihr recht. Jan: "Och nö, wollt nicht ins kalte Wasser!" "Raus holen, raus holen!" riefen Melo und ich. Mit breiter Mine ging er auch wirklich mit seinem Anzug ins Wasser und lief zum Boot. Nur bis zum Bauchnabel war er drin und schob das Boot an Land, naja eher an den umgestürzten Baum ran. "Darf ich bitten Mädels!" sagte er und warf sein linken Arm zur Seite. "Ähm, trägst mich wieder?" fragte ich ihn. "Jawohl meine Liebste!" antwortete er und kam zu mir. Kaum hatte er mich auf den Schultern sitzen, da schrie Melo im Boot und wackelte kräftig.

"Was denn los?" schrie ich. "Hab die Paddel verloren!" schrie sie zurück. Lachend sagte ich: "Na toll!" Jan: "Egal, ich schieb Euch!" Ohne was zu sagen, ließ ich mich von ihm zum Boot bringen und stieg rein. War etwas wackelig, aber es ging. "Wo sind die denn hingefallen?" fragte er Melo. Melo: "Keine Ahnung, weg! Da irgendwo!" Er lief da hin und guckte um sich. "Seh nichts!" sagte er und tauchte ab. Mit breiten grinsen und großen Augen sah ich ihm zu, weil genau das wollte ich von ihm sehen. Er tauchte einfach mit seinem kompletten Anzug ab und suchte unter Wasser nach den Paddeln. Melo leise zu mir: "Die schwimmen da hinten!" Dann sah ich sie auch und lachte voll laut los. Er tauchte Blitzschnell wieder auf und fragte, warum ich so laut lache. Ich zeigte nur zu den Paddeln und er haute sich an Kopf. "Paddel schwimmen immer!" lachte Melo. "Hat mir mein Kopf auch grad gesagt!" sagte er und holte die Paddel. Aber statt mit ins Boot zu kommen, nö, da legte er die Paddel rein und schob uns den ganzen Weg zur Hütte.

Unterwegs wurde er immer langsamer und fasste sich immer ans Bein. "Krampf?" fragte ich. "Und wie, voll in der Wade!" antwortete er mit zusammengekniffenen Zähnen. "Halt dich fest, wir paddeln den rest!" grinste ich. Wir paddelten auch den rest, Melo links und ich rechts. Am Steg angekommen, wo das Boot vorher übrigens nicht war, blieb er bis zur Brust im Wasser stehen und fragte nach einem Rollstuhl. Sophie: "Was willst denn damit?" Ich lachte etwas: "Er hat ein Wadenkrampf!" Sophie: "Oh weh!" Jan: "Ja, weh, oh weh und wie!" Wir lachten voll und dann half ihm Lukas aus dem Wasser. Mit vereinten Kräften, schleppten wir ihn zum Grillplatz und dann gab es auch schon was zu essen, wie schön! Weiter im nächsten Erlebnis.

 

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