Mit Tim im Fluss, nach der Schule

(03.06.2022)
Als ich nach der Schule mit der Fähre fuhr, sah ich mein kleinen Bruder Tim (7) auf der anderen Seite mit ein paar anderen Jungs stehen. Das wunderte mich etwas und ging auch gleich zu ihm hin als wir ankamen. "Timmy, was machst du denn hier?" fragte ich ihn. Er strahlte mich an und umarmte mich auch gleich. Er erzählte mir, das er früher Schluss hatte und seine Klassenkameraden zur Fähre gebracht hatte. Die waren nun auch schon auf der Fähre und fuhren rüber.

Ich rief gleich Mama an, damit sie bescheid weiß. "Jub, dann weiß ich bescheid!" sagte sie und legte wieder auf. Eigentlich hab ich gehofft, das sie uns abholt, weil er ohne Fahrrad da war und ich ihn ja schlecht Huckepack nehmen konnte. Mit auf den E-Roller darf er ja nicht. Da stand zwar einer, aber auch nicht unser. In meine Rollerblades passt er nicht und ich wollte auch nicht mit dem Roller los. Also zog ich mir meine Blades aus und zog mir meine Turnschuhe wieder an. Die Blades knotete ich an mein roten McNeill Schulranzen und ging mit Tim zu Fuß nach Hause.

An der Brücke guckte ich ihn an und fragte, ob er Lust hat durch den Fluss nach Hause zu gehen. Seine Augen strahlten richtig und er nickte kräftig mit dem Kopf. Zusammen stiegen wir die Böschung runter und er stolperte ins Wasser. "Geh du mal voraus, falls du untergehst!" sagte ich ihm und er marschierte los. Sein grüner Schneider Schulranzen war schnell bis zum Verschluss unter Wasser und ich fragte ihn, was er da drin hat, weil normalerweise geht das nicht so schnell. "Steine!" grinste er. Dann erzählte er mir, das sie in der Schule Steine bemalt hätten und er sich gleich ein paar davon mit nach Hause genommen hat. Mussten einige sein, so weit wie sein Ranzen im Wasser war. Meiner schwamm mal wieder oben auf und kitzelte mich am Kopf.

Unterwegs kam uns ein Boot entgegen, in dem ein Mann saß. "Na ihr beiden, Abkürzung?" fragte er uns. Ich grinste nur und Tim so: "Jaah!" und ging schön brav weiter. Der Fluss wurde etwas tiefer und er hielt sein Kopf nach oben und machte sich lang. Seine Stoffjacke und auch der Schulranzen waren komplett unter Wasser und ich schlug ihm vor zu schwimmen, aber das wollte er nicht. Sehr langsam ging er weiter und ich versuchte mein Schulranzen an den Riemen weiter ins Wasser zu kriegen, weil er mich immer am Kopf traf, was mich störte. Ich konnte aber auch nur langsam weiter, weil mit der Beinprothese im Wasser zu laufen, ist nicht gerade einfach, vor allem wenn der Grund so sandig ist. Ich stolperte auch mehr als das ich lief. Ein paar mal bin ich etwas geschwommen, aber das sah er nicht.

Die letzten Meter zu unserem Bootssteg sang er: "Das Wandern ist des Müllers Lust...!" Ich grinste mir voll ein und schwamm wieder. "Ey, nicht schwimmen, wir Wandern doch!" meinte er zu mir und ich lachte und schluckte etwas Wasser dabei. "Siehste, das kommt davon!" lachte er. Lachend sind wir beiden dann weiter und am Steg raus. Er beugte sich nach vorne und ließ das Wasser aus seinem Ranzen zu Boden plätschern. Mama stand gerade im Gemüsefeld und begrüßte uns. "Na, da seid ihr ja schon!" "Schon ist gut!" lachte ich. "Mama, darf ich mit Schulranzen in die Badewanne?" fragte Tim sie. "Pass auf, das er kein Blödsinn macht!" sagte Mama zu mir und lachte.

Tim rannte auch gleich ins Haus und ich hinterher. Ohne Umwege lief er ins Bad und setzte sich gleich in die Wanne und ließ das Wasser laufen. Ich zog mich in der Zeit um und guckte dann nochmal nach ihm. Er saß mit seinem Schulranzen auf im dicken Schaum und grinste mich an. Mama Claudia kam da auch grad von der Arbeit und setzte sich aufs Klo. Stirnrunzelnd guckte sie zu Tim und fragte, ob er sein Ranzen waschen muss. "Nee, ich war mit Laura im Fluss nach Hause!" strahlte er und lehnte sich nach hinten. Claudia lachte mich an und sagte: "Ihr seid mir ja so welche!"

Ich zuckte nur mit der Schulter und ging raus. "Halt!" rief Tim mir hinterher. "Was denn?" fragte ich. "Wäscht du mir die Haare?" fragte er mich und grinste mich breit an. Grinsend sagte ich ihm, das er sich umdrehen soll. Das machte er allerdings so stark, das der Schaum über den Rand schoss und meine Füße nass machte. Claudia war fertig und verließ das Bad. Ich wusch ihm noch die Haare, wobei er immer stöhnte, weil sein Schulranzen ihm zu schwer war. "Setz doch ab!" schlug ich ihm vor, aber das wollte er nicht. Nachdem ich ihm noch die Haare ausspülte und er sich danach wieder auf den Rücken ins Wasser legte, verschwand ich in mein Zimmer und machte Hausaufgaben. Keine Ahnung was er alles im Ranzen hatte, aber es war bestimmt alles quatschnass. Meine Sachen blieben alle trocken, was für ein Glück. Hatte auch mein Laptop wieder mit drin. Die Rollerblades sind allerdings nass geworden.

 

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