Nach der Schule in die Wanne
(24.06.2022)
Nee also wirklich mal, so schwülwarm wie heute, war es gestern nicht.
Dafür war es gestern aber heißer. Jede Bewegung in der Schule war eine
Qual, trotz oder wegen der geöffneten Fenster. Und Phantomschmerzen
hatte ich auch noch die ganze Zeit gehabt, das nervte mich voll. Von der
Fahrt zum See gestern, hatte ich auch noch Druckstellen am Stumpf, die
Schmerzten. In zwei Pausen musste ich Tabletten nehmen, um die Schmerzen
zu ertragen. Die Lehrer meinten immer, das ich auch nach Hause gehen
könnte, wenn es schlimmer wird, aber das wollte ich nicht. So kurz nach der letzten Stunde, schrieb mir Hannah (14), das sie nicht kommen kann. Da war ich eigentlich auch froh drüber, wegen der Schmerzen, die nicht nachlassen wollten. Und meine Tage hab ich auch noch bekommen, heute früh. Mit Melo konnte ich heute auch irgendwie nichts anfangen. Traurig fuhr ich nach Hause und ging ohne Umwege gleich nach oben in die Whirlpool-Wanne und machte mich lang. Mit Unterwäsche, Binde, BH, Rock, Shirt und Lackschuhen lag ich drin und ließ das Wasser laufen. Als das Wasser so schön langsam in meine Beinprothese lief und mein Stumpf abkühlte, konnte ich richtig gut entspannen und machte die Augen zu. "Hier bist du, wusste doch dass ich dich gesehen hab!" erschreckte mich Mama etwa eine halbe Stunde später. "Mensch, stell doch das Wasser ab, oder willst hier ertrinken?" kam noch von ihr. "Was, wie? Wo? Hä? Ja, Nee!" kam von mir. Mama so: "Bist vollgedröhnt?" Ich: "Hab Schmerzen im rechten Fuß!" und guckte sie mit verzerrten Gesicht an. "Oh, das Phantom!" meinte sie dazu. "Dann entspann dich mal gut, aber schlaf nicht ein hier!" sagte sie noch und verschwand. Ich nickte nur mit dem Kopf und machte das Sprudeln an. Mein Rock hob sich dabei und ich lachte. Etwa fünf Minuten ließ ich das blubbern an und machte es dann wieder aus, um eine zu rauchen. Während ich dies tat, klingelte mein Handy im Ranzen und ich pulte es raus. Mit Suraja (9), die dran war, unterhielt ich mich ne Weile und blieb regungslos liegen dabei. Sie erzählte mir von der Schule, was sie wieder alles erlebt hat und ich hörte ihr zu. Irgendwann fragte sie mich: "Bist noch dran Laura?" Ich schnaufte kurz und sagte: "Ja, erzähl weiter!" Am letzten Wochenende sollte sie ja eigentlich zu uns kommen, aber das hatte sich dann irgendwie erledigt und seit dem haben wir uns weder gelesen, noch gehört oder gesehen. Zum Schluss sagte ich: "Mach´s gut Süße, schlaf gut!" Kurze Pause. Raja: "Du auch!" Ich: "Hab dich lieb!" Längere Pause und dann hörte ich wie sie heulte. Ich fragte, ob sie noch dran ist, aber da kam nichts mehr. Ich hörte sie nur heulen und legte auf. Langsam zog ich mir meine Prothese aus und stellte sie neben die Wanne und zog mich aus, bis auf meine Unterhose. Hatte ja meine Tage bekommen und mochte nicht so wirklich unten ohne in der Wanne sitzen. Nach dem ich mich gewaschen hatte und mir was frisches anzog, verschwand ich in mein Zimmer und legte mich auf mein kühles Bett und machte die Musik an. Mama brachte mir später noch was zu Essen rein und fragte mich, ob alles in Ordnung ist. Kurz erzählte ich ihr alles und packte mir ein Hörspiel rein. Zum Ende hin pennte ich ein und wurde durch mein Smartphone wieder geweckt. Wieder war es Raja. "Laura? Liebst du mich wirklich?" Ich: "Komm her du, ich Knuddel dich durch!" Kurze Pause. Raja: "Darf ich?" Ich: "Mach!" Kurze Pause. Raja: "Warte mal eben!" Bestimmt zehn Minuten wartete ich und pennte schon wieder halb ein. Raja: "Bist noch dran?" Kurze Pause. Raja: "Hallo! - Laura?" Ich: "Ähm ja, was denn?" Raja: "Kann erst morgen zu dir, darf ich?" Ich: "Mach das, bis morgen denn!" Raja: "Okay, freu mich!" Kurz überlegte ich noch, was ich da grad gemacht hatte und schüttelte den Kopf. "Naja, egal, soll sie halt kommen!" flüsterte ich und legte ein neues Hörspiel rein. Kaum war ich wieder eingepennt, da kam mein Schatzi Jan (15) und küsste mich zärtlich wach. Grinsend nahm ich ihn in den Arm und knuddelte eine Runde mit ihm. Da es noch keine Bett-zeit war, setzten wir uns noch auf den Balkon und rauchten eine. Da streichelte er mein Stumpf und ging mir langsam unter den Rock. "Njam!" grinste ich und er so: "Willst du?" Ich: "Hab meine Tage!" Er: "Macht nichts!" Kurz darauf lagen wir wieder im Bett und knuddelten weiter, bis wir beide zusammen einpennten. |