Mit Daunenjacke im Fluss

(11.07.2022)
In der Schule war nicht viel los und so ging ich nach der Schule etwas Nachdenklich nach Hause. Jan (15) hatte mir auch wieder so komische Dinge geschrieben, wo ich erstmal drüber Nachdenken musste. Zuhause angekommen, setzte ich mich in mein Sofazimmer und legte die Füße hoch. Nach etwa einer Stunde ging ich nach unten, um mir in der großen Küche etwas zu Essen zu machen. Mama war wohl noch arbeiten und sonst war auch niemand da. Irgendwie schmeckte mir das Essen nicht und ich knabberte sehr langsam vor mir her. Auch wenn es schon kalt war, aß ich es bis zum letzten Krümel auf und ging wieder nach oben.

Jan schrieb mir wieder irgendwelche Dinge, die ich nicht verstand. Etwas komisch in letzter Zeit, mein Verlobter. Weil ich es drin nicht mehr aushielt, zog ich mir meine dünne Regenjacke an und rannte raus in den Garten. Auf der Schaukel war es mir sehr schnell zu langweilig und wirklich schreiben konnte ich da auch nicht. Und außerdem wurde mir kalt so langsam. Keine Ahnung wieso, aber ich fing an zu  zittern. "Nö!" sagte ich zu mir und ging wieder ins Haus. In meinem Zimmer machte ich den Kleiderschrank auf und die gelbe dicke Daunenjacke kam mir entgegen. "Auch gut!" sagte ich und zog sie mir an.

Ist zwar etwas komisch in Daunenjacke im Sommer nach draußen zu gehen, aber ich tat es und lief zum Bootsanleger. Dort setzte ich mich im Schneidersitz auf die Bretter und textete mit Jan. Er schrieb wirklich irgendwie komisch und ich verstand nur Bahnhof. Völlig im Gedanken erschreckte mich Mama plötzlich hinter mir. "Muaahh, Scheiße!" rief ich und schmiss dabei mein Handy in den Fluss. Ich drehte mich schnell um und sagte: "Menno Mama!" zu ihr. Sie lachte und fragte mich auch noch so blöd, was ich da gerade weggeschmissen hab. Ich: "Hab grad mit Jan getextet!" Mama: "Mach doch, aber was hast da grad weggeschmissen?" Ich: "Ja toll, wie denn? Das war mein Handy!" und zeigte ins Wasser. "Oh, dann musste das jetzt wohl wieder rausholen!" grinste sie. Ich erklärte ihr, das ich eigentlich nicht mit der Daunenjacke ins Wasser gehen wollte und das sie es ja rausholen kann, immerhin hatte sie mich auch erschreckt.

"Dann zieh doch aus!" meinte sie und ich so: "Nö!" Mit Turnschuhen, Beinprothese, Leggings, Shirt und der Daunenjacke rutschte ich langsam ins Wasser und schrie fast: "Bah ist das kalt!" Aber ich musste ja rein und mein Handy rausholen. Ungefähr da wo es abgetaucht ist, bückte ich mich und suchte es. Mama stand nur da und guckte zu. "Hab es!" grinste ich nach nur wenigen Sekunden und guckte drauf. Kurz schrieb ich meine Nachricht an Jan zuende und sendete sie ab. Da meinte Mama, das ich ja gleich den Müll einsammeln könnte, wenn ich schon mal im Fluss bin. Ich zog voll die Schnute und runzelte die Stirn. "War ja klar!" knurrte ich sie an und drehte mich wieder um, nachdem ich mein Handy in die Jackentasche gesteckt hatte.

Schulterzuckend zog ich ein paar Äste, die in den Fluss reinragten, aus der Böschung und knickte sie ab. Zwischendrin lag etwas Müll, den ich auch noch einsammelte und neben den Anleger legte. Mama rauchte genüsslich eine, während ich ein paar mal hin und her lief im Wasser und guckte mir zu. Meine Jacke blies sich immer wieder auf, wenn ich damit wieder ins tiefere Wasser ging, was mich etwas nervte. Ich drückte immer wieder mein Bauch, damit die Luft aus der Jacke ging und machte weiter. Irgendwann klingelte Mamas Handy und sie ging ran. Es war Papa und sie unterhielt sich mit ihm.

Hatte grad wieder ein paar Äste in der Hand und drehte mich um, da fuhr langsam ein Paddler an mir vorbei und bedankte sich. "Oh wie schön, danke!" sagte er. Das ich mit gelber Daunenjacke bis zur Brust im Wasser stand, hatte ihm nicht interessiert. Ich guckte ihm mit offenem Mund hinterher und guckte dann Mama an. Mit hochgeschobenen Augenbrauen sagte ich: "Der ist einfach an mir vorbei und bedankt sich!" und guckte dem Paddler wieder hinterher. Mama lachte und erzählte es Papa. Beide lachten sich kaputt darüber.

Etwas später verabschiedete sie sich von Papa und sagte, das sie sich später noch sehen. Kam mir komisch vor, weil Papa mir schrieb, das er in den nächsten Tagen keine Zeit hat. Naja, ich machte weiter und Mama guckte mir genüsslich dabei zu. Ich meckerte immer wieder, weil meine Jacke sich immer wieder aufblies und mich beim tragen hinderte. Da meinte Mama so, das ich im Wasser bleiben soll mit der Jacke und nicht immer wieder ins trockene gehen soll. Weil ich es nicht wollte und so auch nicht weiter machen konnte, sagte sie mir, das ich sie ausziehen soll. Ich: "Nee, dann wird mir kalt!" Sie lachte und schlug mir vor, eine andere Jacke anzuziehen. Das nahm ich gerne an und sagte ihr, das sie mir mein Friesennerz holen kann.

Sie holte die auch und ich machte in der Zeit weiter. Als ich mich umdrehte und sie mit mein Friesennerz sah, zog ich mir die Daunenjacke schnell aus und schmiss sie auf den Anleger und zog mir den Friesennerz an und schwamm weg. "Hey, nicht schwimmen, arbeiten!" rief sie mir hinterher und ich schwamm pfeifend weiter. Wenn ich den schon mal an hab, wollte ich damit auch schwimmen und freute mich. Als ich am Anleger wieder ankam, fragte ich Mama, warum sie mir überhaupt nur zusieht und nicht mit reinkommt. "Du machst das schon ganz gut!" grinste sie und verschwand dann einfach. "Super!" sagte ich leise und machte weiter.

Etwas später fuhr wieder ein Paddler an mir vorbei. Der sagte aber nichts und guckte mich auch nicht wirklich an. "Komisch die Leute hier!" flüsterte ich fast und drehte mich wieder um. Weil es mir nun, mit dem Friesennerz  an, mehr Spaß machte, rupfte ich fleißig weiter die Äste aus dem Gestrüpp und entfernte auch gleich ein paar Grasbüschel. Dann fiel mir ein, das ich ja mein Kabel fürs Handy in der Daunenjacke hab, die noch auf dem Anleger lag. Ich fummelte kurz darauf an der Daunenjacke rum, holte mein Handy raus, knipste das Kabel dran und hörte mir über Kopfhörer Musik an. Wozu doch so ein wasserdichtes Handy alles gut ist.

Zwischendurch ließ ich immer wieder ein Paddler durch und schrieb meinem Schatzi, wie komisch die Leute hier sind. Drei sagten beim vorbei fahren nichts, einer bedankte sich und zwei sagten nur Moin. Schon komisch, naja. Als ich grad wieder eine Fuhre neben den Anleger schmeißen wollte, stand Mama da und guckte mich fragend an. "Hast was gesagt?" fragte ich. Da sie den Kopf schüttelte, nahm ich an, das nichts ist und machte weiter. War gerade am Nachricht schreiben, da erschreckte mich Lukas (12) plötzlich neben mir und ich meckerte ihn an, das er sich mal anmelden soll, wenn er sich so an mich ran schleicht. Er hatte seine dünne blaue Regenjacke an, zog mir die Stöpsel aus den Ohren und fragte mich, ob er mir helfen kann. "Nee, bin fertig!" schrie ich und er so: "Schrei mich nicht so an, hast keine Musik mehr auf den Ohren!" Ich räumte noch den Rest zusammen und ging mit ihm aus dem Wasser.

Den Müll brachten wir beide in die Tonne und die ganzen Äste und so, legten wir neben den Whirlpool zum trocknen. Wie es weiter ging, im nächsten Erlebnis...

 

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