Neue Mitschülerin

(25.08.2022)
Heute ging es endlich wieder zur Schule und ich fuhr mit Kleid und Lackschuhen mit dem Rad zum Fähranleger. Dort stand auch schon Vanessa (14) mit ihrer Mutter und wartete auf die Fähre. Ich ging gleich zu ihr und begrüßte sie. "Laura! Super, dann kannst du mich ja zur Schule begleiten!" strahlte sie. Ich freute mich sehr und sagte: "Klar, gerne!" Ihre Mutter beäugte mich und meinte dann so, das sie es super fände, wenn ich das mache. "Kein Problem!" strahlte ich. Die Mutter ging und wir gingen auf die Fähre. "Puh, das war knapp, dachte schon das ich mich blamieren muss!" kam da von Vanessa. So schlimm sah ihre Mutter jetzt auch nicht aus, aber ich verstand sie. Wer will schon das die Mama ein zum Gymnasium bringt und mit ihr die neue Klasse sucht?

Gemeinsam liefen wir vom Anleger der Fähre zur Schule und rauchten unterwegs noch eine. Naja gut, ich rauchte und sie lief nur nebenher. "Sag mal, gehst du gerne mit ein Kinder-Schulranzen zur Schule, blamierst du dich da nicht?" fragte sie mich, weil ich wieder mein roten McNeill Schulranzen aufhatte. "Nö, hatte ich letztes Jahr auch auf gehabt! Der ist voll bequem und die Sachen knicken nicht so!" antwortete ich. Sie trug ein 4YOU. An der Schule angekommen, kam Melo gleich auf uns zu und strahlte. "Wir sind wieder in einer Klasse, sie allerdings auch, glaub ich!" sagte sie mir und schielte zu Vanessa. "Du heißt doch Vanessa ..., oder?" Das bejahte sie und ich freute mich noch mehr.

In der Klasse angekommen, setzten wir uns auf unseren alten Platz und Vanessa suchte sich ein freien Platz weiter hinten. Ein fremder Lehrer kam rein, brachte Ruhe in die Klasse und stellte sich vor. Er meinte dann, das er ein Plan vom Direx bekommen hat, wie die Klasse zu sitzen hat. Wir sabbelten alle durcheinander und fragten uns was das soll. Wir sollten dann alle nach vorne kommen, mit unseren Taschen und dann rief er ein nach dem anderen auf und zeigte wo er oder sie sitzen soll. Am Ende saß Vanessa neben mir in der zweiten Reihe und Melo weiter hinten. Vielen gefiel die Sitzordnung nicht und vor allem, das die Tische anders hingestellt wurden. Der Lehrer meinte, das es eine Anordnung von oben ist und das wir so sitzen bleiben sollen. Vanessa guckte mich an und sagte leise: "Ist ja wie im Mittelalter hier!" Da konnte ich nur grinsen und gab ihr Recht.

In den Pausen haben wir uns immer zu dritt irgendwo hingestellt und haben Jungs beobachtet. Da meinte Vanessa so, das sie eigentlich mehr auf Mädchen abfährt, weil Jungs einfach nur blöd sind. "Hm!" sagte Melo darauf und schielte mich an. Also ich glaube ja, das Melo nur Eifersüchtig ist, weil ein so hübsches Mädchen wie Vanessa jetzt in meiner Nähe wohnt und sie sie nicht so oft sehen kann wie ich. Naja, mal sehen was noch draus wird.

Nach der Schule gingen wir drei mit zwei anderen Freundinnen zur Fähre und Melo verabschiedete sich. Auf der anderen Seite der Weser wollte ich zu meinem Fahrrad, aber es stand dort nicht wo ich es abgestellt hatte. Vanessa hatte ja mein Fahrrad gesehen und guckte sich mit mir um. Es war nirgends zu finden. "Die Schule fängt ja gut an, Fahrrad geklaut worden, Super!" schimpfte ich. Wir gingen ein paar Meter in Richtung nach Hause, da klingelte ihr Handy. Es war ihre Mutter, die sagte ihr, das sie ihr Fahrrad ganz in der Nähe von meinem abgestellt hat. Wir gingen wieder zurück und guckten nach. "Stimmt, das ist ja meins, hab ich erst gar nicht erkannt. Wer denkt denn auch an sowas?" lachte sie und zog es aus dem Ständer. Es war nicht mal angeschlossen wie meins. Meins klauen die und ihres nicht, Frechheit.

Sie nahm mich auf dem Gepäckträger mit und fuhr los. An der Brücke stoppte ich sie. Erstens musste ich mal und zweitens tat mir dir holprige Fahrt ganz schön weh. Ich ging kurz ins Gebüsch, da wo jeder normale Mensch halt mal pinkeln geht und machte mein Geschäft. Sie wartete und fragte mich, ob wir besser zu Fuß weiter sollten. "Nee du, ich schwimm!" antwortete ich und ging runter zum Fluss. Sie blieb oben stehen und guckte zu, wie ich mit mein Klamotten und Schulranzen im Wasser verschwand. "Du bist doch echt krank im Kopf, mit Schulranzen auf!" rief sie von oben runter und fuhr mit ihrem Rad weg.

Ich schwamm schön weiter und lief zwischendurch auch ein kleines Stückchen. Unsere direkten Nachbarn, mit denen wir mal zusammen im Pool waren, saßen am Anleger und guckten mich Kopfschüttelnd an. Irgendwie haben wir kein Kontakt mehr zu denen, müssen wir aber auch nicht. Ich schwamm weiter und sah Papa auf dem Anleger sitzen. "Papa!" rief ich laut. Er drehte sich um und lachte. "Was machst du denn da?" fragte er mich leicht lachend und half mir aus dem Wasser. "Kleine Abkürzung!" sagte ich und das mir das Fahrrad geklaut worden ist.

Er sagte, das ich mich setzen soll und gab mir eine Zigarette. Ich erzählte ihm was alles so los war in der Schule, mit der neuen Nachbarin und mit dem Fahrrad. Er hörte mir gespannt zu und meinte dann so: "Meinst du das da hinten?" und zeigte zum Whirlpool. "Hä, wie kommt das denn da hin?" Da erzählte er mir, das Sophie damit nach Hause kam und meinte, das es nicht angeschlossen war. Ich: "Kann gar nicht sein, hab ich doch abgeschlossen!" Papa: "Und mit welchem Schloss?" Ich: "Mit dem hellblauen, mit den vier Zahlen!" Papa holte da das Schloss unter seinen Beinen weg und fragte, ob ich das meinte was ich bei ihm zuhause vergessen hab. Hui, da wurde mir ganz komisch und zog meine Unterlippe nach unten weg. Papa: "Kannst von Glück reden, das dein Rad noch da war!"

Ohne weiter was zu sagen, ging ich zu meinem Rad und guckte es mir an. Sophie: "Das nächste mal passt du besser auf!" Mit weit ausgebreiteten Armen lief ich auf sie zu und umarmte sie. "Danke Schwesterchen!" Sophie mit hoher Stimme: "Kein Knutsch!" Papa lachte und ging mit uns ins Haus. Mit nassen Sachen an durfte ich am Mittagstisch sitzen und Mampfen. Mein Schulranzen stellte ich kurz in den Wintergarten und nahm ihn später mit in mein Zimmer, wo ich ihn auf den Balkon zum trocknen stellte. Wirklich was nass geworden ist da drin nichts.

Eine der Brücken von denen ich manchmal nach der Schule in Fluss gehe.

 

Zurück zur Hauptseite