Zu den Findlingen

(28.02.2023)
Wollte mit meiner Vanessa (14) nach längerer Zeit mal wieder zu den Findlingen fahren. Wir finden es immer wieder erschreckend, was die Bauern auf ihren Feldern für dicke Steine oder Felsen finden. So manchmal fragt man sich doch, wo die herkommen. Naja, nach der Schule fuhren wir los und folgten dem Zug in Richtung Nordsee.

Ein paar Wege waren sehr gut befahrbar und ein paar gingen so. Bei der Brücke, wo wir immer durch müssen, war der Boden irgendwie tiefer und die Unterführung, die eigentlich ebenerdig ist, war mit Regenwasser gefüllt. Dementsprechend war es auch sehr matschig dort. In der ferne sahen wir eine Familie vor der Durchfahrt und fragten uns, warum die da so blöd rumstehen. Erst als wir näher kamen, sahen wir das Wasser und dachten, dass wir da nicht weiterkommen. Ein junger Mann klingelte sich an uns vorbei und meinte, dass wir schnell durchfahren sollten, dann klappt es. Er fuhr auch mit etwas Geschwindigkeit durch die Pfütze und war verschwunden. "Hm!" dachte ich nur.

Da die Familie da immer noch im Gange war, warteten wir und hörten den Gesprächen zu. Das Mädchen, so um die 10, sagte ständig: "Eigentlich darf ich ja mit mein Schuhen nicht da durch!" Die Mutter antwortete immer wieder: "Heute darfst du das aber!" Beim x-ten mal fing die Mutter an zu schimpfen: "Mensch, wir müssen alle da durch!" Das Mädchen ging sehr langsam mit ihrem Fahrrad weiter und ihre so ziemlich neu aussehenden Lederstiefel, wurden dunkler. "Ja aber eigentlich....!" fing das Mädchen wieder an. Die Mutter stöhnte, guckte nach oben und guckte uns dann an. Sie erzählte uns, dass sie sich alle neue Schuhe und Stiefel gekauft haben und die alten im Laden weggeschmissen hätten. Da hätte die Mutter wohl zu den beiden Kindern gesagt, dass sie ihre Schuhe nicht gleich wieder dreckig machen sollen.

Wollten wir zwar nicht wissen, aber sie erzählte es uns einfach. Der Junge spazierte gleich mit großen Schritten durch die riesen Pfütze und das Mädchen meckerte, weil sie dabei nass wurde. "Ey, meine Stiefel!" knurrte sie und ich grinste mir voll ein. So langsam wurde auch ihre Jeanshose nass und die Mutter so: "Lauf doch mal zu, andere wollen hier auch noch durch!" Das Mädchen: "Ja doch, will mich nur nicht ganz nass machen!" Sie lief schön langsam weiter und die Stiefel tauchten immer mehr im Dreckwasser ein. Der Vater ging dann auch etwas schneller an ihr vorbei und das Mädchen so: "Na toll, jetzt hab ich Wasser im Stiefel!" Die Mutter lachte nur und schob das Mädchen halb an, als sie an ihr vorbei ging. "Mannn!" schimpfte das Mädchen. Nanni und ich grinsten nur und warteten.

Endlich waren alle durch und auf der anderen Seite. Wir warteten noch, bis die Familie weg ist und fuhren dann etwas schneller durch. Bei uns klappte es wirklich gut und wir behielten trockene Schuhe und Socken. Wir dachten da, dass die Familie weg ist, aber nö, da stand sie noch und das Mädchen hielt ihre Stiefel in der Hand. Sie hielt den ganzen Verkehr auf und niemand kam dran vorbei. Sie meckerte immer, das Wasser oben in den Stiefel kam, weil der Vater einfach so schnell an ihr vorbei ist. "Ich will keine anderen, ich will diese hier!" meckerte sie noch und ich machte langsam meine Augen zu. Nanni legte ihren Arm um mich und meinte: "Was hat die für ein Problem?" Ich: "Die mag kein Wetlook!" Nanni: "Schon klar, aber muss sie alles aufhalten hier?" Voll am grinsen versuchten wir vorbeizukommen, aber schafften es nicht.

Das Mädchen zog ihre nassen Stiefel auf Anweisung ihrer Mutter wieder an und setzte sich aufs Rad. "Na endlich!" kam da von mir. Die Mutter entschuldigte sich und fuhr dann auch los. "Oh man, wenn die jetzt in unsere Ecke fahren!" merkte Nanni an und ich so: "Mach keen Mist Ey!" Die Familie fuhr aber zum Glück weiter geradeaus und wir konnten endlich zu unseren Findlingen. Die Bank die da letztes Jahr im Sommer stand, stand noch und wir setzten uns drauf. Sie wollte einfach mal mit mir alleine reden, ohne das ständig jemand reinkommt oder ruft. Wir unterhielten uns auch eine ganze Weile und tranken unsere Säfte, die wir in der Schule nicht wollten.

Nach fast zwei Stunden guckten wir uns die dicken Steine und Felsen an und rätselten woher sie wohl kommen mögen. Irgendjemand muss sie ja auf die Felder verteilt haben. Da meinte sie plötzlich so: "Die Felsen sind wir unsere Liebe, oder Freundschaft, oder was sind wir eigentlich?" Ich: "Ääähm, BFF?" Nanni: "Das bist ja schon mit Melo, wir sind mehr!" Das stimmte natürlich und was hätte ich da anderes machen sollen, als sie zu umarmen? Wir umarmten uns sehr kräftig und schworen uns ewige Freundschaft und vielleicht auch mehr. Hatte schon ganz vergessen wie geil es ist sie mit loser Zahnspange zu küssen und wollte gar nicht mehr aufhören damit. Die letzten male trug nur eine von uns eine und heute trugen wir sie beide. Jan könnte seine eigentlich auch mal wieder drin haben beim küssen. Grins.

Bestimmt zehn Minuten standen wir da und küssten uns, als gäbe es nichts anderes mehr. Mir gefiel das und hätte auch gerne noch weiter gemacht, aber leider klingelte ihr Handy. Sie ging auch gleich ran, weil sie die Melodie kannte. Völlig aufgeregt meinte sie dann, dass sie nach Hause muss weil ihr Vater kommt. Den hatte sie ja ewig nicht gesehen und sie freute sich drauf. Ohne das ich noch was sagen konnte, schnappte sie sich mein E-Roller und fuhr davon. "Wow, warte doch, nicht so schnell!" rief ich ihr nach, aber nichts half. Sie fuhr einfach weiter, rollte durch die Pfütze unter der Brücke und legte sich da auch noch fast hin, aber sie kam weiter. Ehe ich mich versah, da war sie nicht mehr zu sehen und ich musste mit ihrem Klapperfahrrad hinterher. Fragte mich da noch so, ob sie auch zu mir alles stehen und liegen lassen würde, wie jetzt bei ihrem Vater.

Etwa eine halbe Stunde später, musste eine Fähre später nehmen, kam ich zuhause an. Vor Nannis Tür tauschte ich das Rad gegen mein Roller aus und schob den Rest nach Hause. Mama grinste mich voll an als ich rein kam und ich so: "Ist irgendwas?" "Hast Besuch!" sagte sie nur und streckte ihre Zunge raus. "Na igitt!" dachte ich und ging rauf. Es war Tobias (10), er umarmte mich gleich und erzählte mir, dass er kein Ärger bekommen hat, weil er mit seinem Schulranzen bei uns im Pool war neulich. "Schön für dich!" sagte ich und schob ihn weg. Er: "Komm mal kurz mit, will dir was zeigen!" Ich: "Ach Tobi, hab jetzt keine Zeit für dich!" Er: "Auch nicht wenn ich mit Ranzen auf in die Badewanne gehe?" Ich: "Och nö, nicht jetzt, muss Hausaufgaben machen!" Er: "Will dir trotzdem was zeigen!" Ich: "Später!" Klopf Klopf, machte es. Er machte die Tür auf und Sophie stand da vor. "Nimm ihn mal mit!" grinste ich sie an und sie so: "Gleich!"

Sie erzählte kurz was sie wollte und er dann so: "Ähm, das ist mir zu doof, ich geh!" Er ging auch wirklich und Sophie und ich lachten uns kaputt. Mit Binden, Blutungen und sowas wollte er nichts zu tun haben. Doppelgrins.

 

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