Angeln am Werdersee
(23.08.2023)
Es war heute mal wieder wie so oft. Wir fuhren
alle zur Schule und dann saßen wir da und niemand kam. Jeder malte
irgendwas in sein Heften und zum Teil auch auf die Tische. Irgendwann
malten wir alle die Tafel voll und quatschten wild durcheinander. Dann
kam ein Lehrer rein, guckte uns alle an und bat um Ruhe. Wir nörgelten
und setzten uns wieder auf unsere Plätze. Dann hieß es, dass unser
Lehrer Krank ist und wir ein paar Stunden frei hätten. Da das Wetter
okay war am morgen, gingen wir alle leise auf den Schulhof und in die
Sitzecke neben der Sporthalle. Ein paar hörten über Kopfhörer Musik,
andere unterhielten sich leise und wieder andere, wie auch Vanessa (15),
Melody (14) und ich (Laura, 14) lasen ein Buch. Es klingelte zur großen Pause und andere kamen raus und zum Teil auch zu uns. Nach der Pause gingen wir alle wieder rein und gingen in unsere Klasse. Kaum hatte es geklingelt, da stand plötzlich eine Lehrerin im Raum und sagte, dass für uns heute die Schule komplett entfällt. Ein paar fanden es Cool und andere waren völlig genervt davon. Nanni und ich fanden es auch nicht gerade toll, aber gingen raus. Ich begleitete sie noch zur Fähre und dann meinte sie: "Lass uns doch Angeln gehen oder in die Stadt fahren. Das letztere fand ich gut und rief Mama an, die wieder in ihrem Bus sitzt. Sie verstand nicht sofort was ich meinte, aber sagte mir dann, dass sie zum Bahnhof fährt. Etwa zwanzig Minuten später kam sie dort auch an und stieg aus dem Linienbus. "Mensch was macht ihr hier?" fragte sie uns und wir erzählten es ihr. "Ja los dann kommt, ich fahr Euch zur Straßenbahn hoch!" "Joa, geil!" kam von mir und stieg in Bus. Sie ist jetzt nicht extra für uns dort hingefahren, nein, sie hatte heute diese Linie auf dem Plan und schlenderte uns durch die Gegend. Nanni gefiel das ganze nicht so wirklich, weil sie doch lieber Angeln wollte. Wir unterhielten uns leise hinten im Bus und irgendwann kam Mama auch an der Straßenbahn an und wir fuhren weiter. Mama fragte uns noch, warum wir nicht mit der S-Bahn los sind, aber darauf hatten wir nicht so wirklich eine Antwort. Wahrscheinlich wollten wir nur mit Mama fahren, keine Ahnung. Die Straßenbahn fuhr los und wir unterhielten uns wieder die ganze Zeit. "Bis wohin fahren wir eigentlich?" fragte sie mich irgendwann und ich so: "Kein Plan, bis Endpunkt?" und zuckte mit der Schulter. Nanni: "Wenn du sonst keine Sorgen hast!" "Nö!" grinste ich nur und dann hupte Onkel Kevin neben uns an der Ampel. Ich guckte mehrfach hin, weil ich es nicht glauben wollte und weil er immer mit seinen Händen versuchte was zu zeigen. Nanni: "Ich glaub wir sollen raus!" Sie zeigte es ihm auch mit Zeige und Mittelfinger und er nickte wild mit dem Kopf. Ich lachte, weil es so lustig aussah. An der nächsten Station stiegen wir auch aus und liefen in die Seitenstraße, in die er gefahren ist. Dort war er aber nirgends zu sehen und wir warteten. "Vielleicht hat er kein Parkplatz gefunden!" meinte sie und ich so: "Genau!" Ein paar Minuten später hupte er neben uns und zeigte uns, dass wir einsteigen sollen. "Was machst du denn hier?" fragte ich ihn. Er: "Natalie hat mich angerufen dass ihr Angeln wollt!" Wir guckten uns sehr fragend an und dann so: "Woher, ähm, ich mein, wir saßen hinten!" sagte ich und zeigte mit dem Daumen nach hinten. Er lachte und sagte: "Keine Ahnung, sie sagte es jedenfalls so!" "Komisch!" sagten Nanni und ich. Onkel Kevin fuhr weiter und ich überlegte wo er hin will. Nach einigen Minuten sagte ich: "Moment mal, willst du uns zu Jans Papa bringen?" Er: "Ach du merkst aber auch alles, fahr doch schon anders hin!" Ich: "Ich kenn mich hier aus!?" Er: "Das merk ich auch grad!" Er wollte uns wirklich dort hinbringen, weil wir uns dort auch eine Angel ausleihen können bzw. ich dort noch eine alte von mir habe. Er fuhr auf den Hof, hupte und der Vater kam raus. "Nanu, was passiert?" Wir lachten und fragten, ob wir uns kurz die Angel rausholen könnten. Er wedelte mit den Händen und sagte: "Öhm, ja!" Wir holten sie auch schnell und gingen ins Wohnzimmer. Er redete da gerade mit jemanden am PC und wir winkten nur kurz und gingen. Er arbeitet öfters von zuhause aus, deswegen wohl. Onkel Kevin fuhr uns dann wieder zur Straßenbahn hoch und meinte, dass er noch woanders hin müsse und uns nicht zurück bringen kann. "Ah ja, daher weht der Wind also!" grinste ich. Er: "Jub! Sorry!" Ich lachte nur und stieg aus. Wir fuhren einige Stationen mit der Bahn und stiegen wieder aus. "Wo willst du mit mir hin?" fragte sie mich. "Zum Werdersee?" Nanni: "Spinnst du?" Ich: "Kommt vor, wieso?" Sie wackelte da nur mit dem Kopf und sagte nichts mehr. Wir liefen ein Stück und bogen in die nächste Straße ein und sie so: "Wo bringst du mich hin?" "Zur Bahn?" sagte ich und grinste. "Hätten wir doch weiter fahren können!" kam von ihr und ich so: "Klar, und dann zig Stationen wieder zurück, oder wie? Wir können jetzt hier lang und zur nächsten Bahn, eine Station und dann mit Bus weiter oder bis Endpunkt und dann zu Fuß dahin!" Sie guckte mich mit tausenden von Fragezeichen über den Kopf an und sagte: "Du machst das schon!" Lachend ging ich weiter und weil die Bahn gerade weg war, lief ich weiter. "Du machst das schon!" kam von ihr und: "Gibt es hier irgendwo ein Kiosk, hab Durst!" Das hätte sie echt eher sagen können, weil vorher noch ein Supermarkt war. Ich führte sie dann zum nächsten hin und danach mit dem Bus eine längere Station weiter. Als ich wieder ausstieg, meinte sie: "Sind wir schon da?" Ich: "Nö, wir müssen da jetzt weiter, zum nächsten Bus, drei Stationen, dann mit Bahn..." Sie: "Jetzt hör auf Ey!" Ich lachte voll und zeigte auf die Brücke. "Mensch, verarsch mich doch nicht so!" brummte sie und ich lachte wieder. Macht mir einfach Spaß, die Leute zu Ärgern. Sie kennt sich in Bremen halt nicht so gut aus wie ich. Wir gingen kurz ein Stück die Brücke zurück und dann runter zur kleinen Weser, die in den Werdersee endet. Am Ufer suchte ich ein geeigneten Platz zum Angeln und packte mein Koffer aus. "Willst auch?" fragte sie mich und hielt mir ein Tüte Salzige Heringe hin. Ich lachte kurz und sagte ihr, dass ich mir lieber ein echten Fisch Angel und warf die Angel auch gleich aus. War grad völlig im Gedanken, da sagte Nanni: "Hey, dein Rucksack klingelt!" "Hä?" fragte ich und guckte nach hinten. "Oh, holst mal raus?" fragte ich und sie tat es. Es war Mama und wollte wissen, ob wir gut angekommen sind, mit Onkel Kevin. Ich sagte ihr, dass er uns irgendwo an der Bahn abgesetzt hat und weiter ist. Nanni, hinter mir: "Die erklärt mir dauernd wo was fährt und wie wir weiter kommen, Hilfe!" Mama hörte es und lachte sich kaputt. "Hab ich von Dir, erzähl uns doch nicht immer soviel davon!" lachte ich Mama an. Sie lachte weiter und sagte dann, dass sie weiter muss. Ich legte wieder auf und Nanni steckte das Handy wieder weg. "Hast dein Friesennerz mit?" fragte sie mich und ich so: "Lag noch bei Jan zu Hause!" Sie holte den raus und guckte ihn sich an. Sie: "Hast du zwei davon?" Ich: "Vier!" Sie: "Vier? Ich hab nur ein!" Ich: "Aber nicht hier!" Sie: "Nö!" Dann wurde es wieder still und ich Angelte weiter. Weil immer nur kleine Fische anbissen, meckerte ich irgendwann und sie so: "Geh doch weiter rein!" Ich guckte sie schief an und drehte mein Kopf zur Seite. "Keine schlechte Idee!" sagte ich mit spitzen Mund. Sie: "War nur ein Scherz!" Ich: "Können ja zu Papa danach, mit dem Bus zur ....!" Sie, bevor ich ausgesprochen hatte: "Nein, sag es nicht, mach einfach!" Ich grinste, setzte mein Rucksack ab, zog mein Friesennerz über mein Shirt an, nahm die Angel und ging mit Turnschuhe, Socken, Unterwäsche, Binde, Leggings, Shirt und Friesennerz ins Wasser, natürlich auch mit meiner Beinprothese und warf die Angel aus. Da niemand da rumlief, konnte ich es auch machen. Nanni stand am Ufer und lachte sich kaputt. Ich: "Was denn, vielleicht klappt es ja!" und wartete. Langsam ging ich weiter rein und stand dann bis zur Brust im Wasser. Das Wasser war richtig angenehm und ich hielt es dort gut aus. Wirklich geholfen hatte es aber nicht, es bissen noch immer nur kleine Fische an. Ach Mist Ey!" meckerte ich und warf die Angel an Land. Sie: "Wow, ist doch kein Bogen!" Ich: "Nö, aber ein Pfeil!" Sie lachte und ich schwamm umher. Hab schon völlig vergessen, wie geil es ist, mit Friesennerz zu schwimmen. Zuletzt in Dänemark, grins! Immer wenn ich gerade an Land gehen wollte, überkam es mich und ich schwamm weiter. Nanni: "Schwimm doch nach Hause, ich komm schon klar!" Ich: "Musst aber mein Rucksack mitnehmen!" und schwamm in Richtung nach Hause. Sie: "Halt! Nein, was machst du denn?" Mit meinem Rucksack in der Hand rannte sie neben mir her und ich so: "Hast doch gesagt ich soll!" und schwamm immer weiter. "Nein, komm raus, ist doch viel zu weit man!" Ich: "Keine Ahnung, fünfzehn bis zwanzig Kilometer?" Sie: "Du hast doch ein Knall, komm raus da jetzt!" Ich lachte und krabbelte dann auch raus. Sie umarmte mich kräftig und meinte dann, dass ich sie nicht alleine irgendwo stehen lassen soll, weil sie kein Orientierungssinn hat. Sie hatte wirklich Angst, dass ich sie da alleine lasse. "Bin doch nicht Irre!" sagte ich, erstens weil ich nicht so weit schwimmen kann und zum zweiten lass ich doch nicht meine Liebe irgendwo alleine stehen. Weil ich aber doch schon ein paar Hundert Meter geschwommen bin, legte ich mich ins Gras und ruhte mich aus. "Zieh deine Jacke aus!" schlug sie mir vor. Wollte ich aber nicht, weil sie so schön kühlte in der prallen Sonne. "Dreh sie wenigstens um, zum trocknen!" schlug sie mir dann vor. "Sehr gut!" grinste ich und machte es dann auch. Nu war die blaue Seite draußen und trocknete an der warmen Luft. Sie legte sich kurz darauf neben mich und wir quasselten über Jungs, Essen und so. Damit die Jacke überall trocken wird, drehte ich mich immer wieder. Irgendwann meinte sie: "Du bist doch echt Verrückt!" und strich über die Jacke. Ich: "Ja, nach Dir!" und legte mich auf sie drauf. Sie stöhnte voll und dann kam ein: "Soll ich Helfen?" Wir guckten uns an und drehten uns zur Seite. Da stand eine Frau mit ihrem Kind und hielt ein Fahrrad fest. Wir: "Nö, geht schon!" Die Frau sagte nichts mehr und ging. Das Kind guckte uns aber noch hinterher und wir lachten. Weil meine Jacke einigermaßen trocken war, rollte ich sie zusammen und packte sie wieder in mein fast leeren Schulranzen (ergobag). "Wie kommen wir jetzt hier weg?" fragte sie. Wollte gerade anfangen es ihr zu sagen, da meinte sie: "Nee, mach einfach! Ich folge dir!" "Hm!" kam da von mir und ging los. Irgendwie war noch Wasser in meiner Beinprothese oben und kühlte mein Stumpf schön, was ich ihr auch leicht stöhnend sagte. "Ich will auch was kühlendes an mir haben!" knurrte sie. "Nimm mich doch Huckepack!" grinste ich und sie so: "Das hättest du wohl gern!" Breit grinsend lief ich weiter und meine Schuhe immer: "Quietsch, quatsch!" Sie lachte öfters und schlug mir vor, Barfuß zu laufen. "Bist Irre?" fragte ich sie und sie so: "Nö, Deutsche!" Dann redete sie plötzlich von den Irländern aus unserer Klasse. Ich: "Findest die beiden etwa geil?" Sie: "Quatsch, aber die haben echt was drauf!" Die beiden waren ja letzte Woche bei mir gewesen, aber wirklich was drauf hatten die da nicht. Wir fuhren dann doch nicht zu meinem Papa, sondern fuhren mit Bus und Bahn zum Hauptbahnhof und dann mit S-Bahn schnell nach Hause. Sie fuhr mit der Fähre rüber zu sich und ich fuhr mit dem Bus ein paar Stationen zu mir, diesmal aber nicht mit Mama. Sie kam ein paar Stunden später und ich erzählte ihr alles. "Soso!" meinte sie und: "Hast sie echt wuschig gemacht, mit den Bussen und so?" Ich: "Joa, war geil!" Sie lachte wieder und strich mir und meiner Lüdden, die ich auf dem Schoß hatte, über den Kopf. |